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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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das Ende der Kolonialherrschaft, der Sturz des Kapitalismus und das Streben nach einer höheren sozialen Ordnung beginnen alle mit einem neuen öffentlichen Bewusstsein. Wir, die MNLA , waren die Ersten, die das Ende der britischen Herrschaft forderten. Wir waren es, die die ersten Gewerkschaften in Selangor gegründet haben. Die Menschen dort draußen in den kampongs « – er zeigte über den Dschungel hinaus und warf sich dabei in die Brust – »stehen geschlossen hinter uns. Bald werden sie sich alle gegen die weißen Windhunde erheben. Vergesst nicht, wir sind Freiheitskämpfer und keine Rebellen! Bolschewikische Krieger, erfüllt eure Pflicht bis zum Tod. Lang lebe Mao Tsetung! Lang lebe die Malayan Communist Party!«
    Er berührte wieder seine Brille und hinterließ dabei aus Versehen Flecken von Waffenöl auf den Linsen. Er nahm die Brille ab und putzte sie mit dem Ärmelsaum.
    Hinter ihm krächzten Vögel, und in der Ferne schrie irgendein Tier. Plötzlich fiel ein großer Palmwedel von oben herab und landete krachend auf dem Boden.
    »Vergesst auch nicht«, fügte er hinzu, wobei er eine Hand hob und einen Finger über seine Kehle zog, »dass mehr Menschen durch umstürzende Bäume umkommen als durch Schlangenbisse, Krokodilangriffe und Schlammlöcher zu sammen. Also: Bleibt wachsam! Und wenn sich das Wasser in eurer Schale von selbst bewegt, dann schüttet es weg.«

2
    In ganz Kuala Lumpur und dem Klang Valley versammelten sich die Menschen in den Teegeschäften, um den Drei-Uhr- Nachrichten im Radio zu lauschen. Die Unabhängigkeit Malaysias von Großbritannien sollte um Mitternacht des nächsten Tages vollzogen werden. Bis dahin waren es noch sechsunddreißig Stunden, erklärte der Nachrichtensprecher. Mitglieder der malaiischen, indischen und chinesischen Parteien würden zwei Minuten lang in der Dunkelheit schweigen, um so die offizielle Übergabe zu besiegeln. Überall im Land würde dann der Ruf »Merdeka« erschallen.
    In der Macao Street überragte ein großer Schweinekopf aus Messing die Passanten, als diese stehen blieben, um den Nachrichten zu lauschen, die aus dem knisternden Radio kamen. Einer der Chinesen streckte die Hand aus und berührte die Schnauze des Schweins, da das Glück brachte. Andere, vor allem die Moslems, gingen vorbei, ohne es auch nur anzusehen. Das Schwein aus Messing warb für das Il Porco . Und das Il Porco gehörte Lu See, die gerade eine frische Fuhre ihrer beliebten Rosmarinkekse zubereitete. Seit sie vor zwölf Jahren das große Haus in Juru verkauft hatten und in die Hauptstadt gezogen waren, backte sie täglich Rosmarinkekse nach Sum Sums Rezept.
    Lu See wohnte in den Räumen über dem Restaurant. Neben dem Restaurant befand sich ein Areal, in dem fünf muslimische Familien ihr Zuhause gefunden hatten. Im Sommer, während der Schulferien, kam es ihr wie in ihrem Dorf vor, ein kampong in Kleinausgabe, wo Mütter mit Kopftüchern zu jeder Tageszeit »Ismail!«, »Yasmine!« und »Younis!« riefen und wo Hühner in der Erde scharrten und Kinder sangen und lachten, während sie Badminton spielten.
    Lu Sees Lokal trennte eine drei Meter hohe Mauer und ein breiter Abzugskanal, der mit Stacheldraht gegen die Kanalratten gesichert war, von dem Anwesen der Muslime.
    Hin und wieder stand deren Familienoberhaupt Abdul bin Kassim mit einem Korb voll frischer Mangos vor ihrer Tür. Wenn sie ihm dann überschwänglich dafür dankte, strich er sich über seinen fest gerollten Bart mit der wie ein persischer Pantoffel aufgedrehten Spitze und berührte dann schüchtern seinen songkok -Hut.
    Lu See öffnete eine Dose mit Eagle-Brand-Kondensmilch und wurde sogleich von unzähligen Fliegen umschwirrt. Das Grammofon spielte eine neue Platte von P. Ramlee. Sie hatte gerade ein Ei in ihre Mischung aus Mehl, Zucker und Butter geschlagen, als Dungeonboy seinen Finger in die Rührschüssel steckte.
    Lu See gab ihm mit einem langen Holzlöffel einen Klaps auf die Hand. »Du sollst nichts essen, was rohe Eier enthält. Wie oft muss ich dir das noch sagen!«
    »Ja, ja, ich weiß, lah . Sonst ich krieg Sam und Ellen.«
    »Trottel!«
    »Ich kann nich anders, lah . Das süß wie Eiscreme.«
    Er leckte den Teig von dem erschreckend langen Nagel an seinem kleinen Finger – der Finger, der sonst für das Ohrenkratzen und Nasenbohren reserviert war.
    »Mach das noch einmal, und ich hack dir deinen kleinen Finger ab. Hast du verstanden?«
    »Okay, lah .« Dungeonboy kicherte. Er war ein kleiner

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