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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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Rahmans Vereidigungszeremonie persönlich beizuwohnen.«
    Er schob sich ein Weingummi in den Mund, schlug die Strait Times auf und wandte sich unverzüglich dem Comic-Teil zu.
    Ein oder zwei chinesische Stammkunden, ebenfalls die Strait Times auf ihren Oberschenkeln, schlürften dicke, mit Rosmarin gewürzte baan meen -Nudeln mit Schweinefleisch. Neben ihnen standen mehrere Flaschen gekühltes Tiger-Bier. Transistorradios kreischten. Ein scharfer Geruch nach gedünstetem Schweinebauch mit Schalotten hing in der Luft. Die Ventilatoren drehten sich träge an der Decke.
    »Und du bleibst ganz sicher hier?«, fragte sie, während sie nach einem Fläschchen Magnesiamilch griff und dann wieder ihre Schonhaltung einnahm.
    »Teufel, ja, ich bleibe. Vermutlich bin ich der einzige gweilo -Bulle, der das Land nicht verlässt. Alle anderen wurden nach Hause versetzt. Abgesehen davon muss ich mich um meine Mum kümmern. Sie lebt gern hier«, sagte er, während er Lu See zusah, wie sie einen Schluck aus der kobaltblauen Flasche nahm. »Wie dem auch sei, wieso sollte ich gehen? Ich bin hier geboren. Im Gegensatz zu den anderen habe ich somit durchaus das Recht zu bleiben.«
    Er nahm wieder einen kleinen Schluck Tee, während er einen Blick auf die Comics warf. »Was ist passiert? Mit deinem Bauch, meine ich. Hast du etwas Falsches gegessen?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Es könnte auch ein Problem mit den Muskeln sein. Es hat angefangen, als ich einen schweren Eimer Wasser über Dungeonboy ausgekippt habe.«
    »Klingt interessant. War er betrunken?« Er beugte sich, die Ellbogen auf den Tisch gestützt, nach vorn und trank noch einen Schluck Tee.
    Lu See richtete sich auf und rieb sich rhythmisch über den Bauch. »Nein. Während des Stromausfalls letzte Nacht hat er beim Kerzenanzünden aus Versehen seine Haare in Brand gesteckt.«
    Als Stan das hörte, verschluckte er sich und würgte, dann schoss ihm ein Strahl warmen Tees aus der Nase. Beide brachen in lautes Gelächter aus, als er sich das Gesicht mit einem Taschentuch abwischte.
    »Armer Kerl. Und dabei ist er gerade einmal eine Woche hier. Warum in aller Welt nennst du ihn eigentlich Dungeonboy – Kellerjunge?«
    Immer noch lachend sagte sie: »Weil er im Keller unter der Treppe wohnt. Da unten gibt es keine Fenster. Er selbst nennt es seinen Kerker. Sein richtiger Name ist Ah Fung.«
    »Hat er irgendwelche Referenzen? Was weißt du über ihn?«
    »Nicht viel, außer dass er sich für Doris Day hält. Er hat drei Jahre lang im Coliseum Club als Tellerwäscher gearbeitet.«
    Stan erhob sich. »Ich werde ihn überprüfen müssen. Hast du etwas dagegen, wenn ich mir seinen Ausweis ansehe?«
    Lu See zuckte mit den Schultern und rief den Jungen zu sich.
    Stan studierte Dungeonboys Personalausweis, während dieser kichernd in seinem gestärkten weißen Morgenmantel neben ihm stand. Sein Pony war auf der linken Seite versengt.
    »Wah! Sie glauben, ich Kommunist, Boss? Naturlik nix, lah! Heh, Sie mögen Doris Day?«
    »Das ist ja ein verdammt gefährlich aussehender Fingernagel, den du da hast.«
    »Gut für Schlösser knacken. Ich Nummer eins Dietrich-Experte, Boss!« Er lachte und blinzelte Lu See übertrieben zu. »Nur Scherz!«
    Stan gab ihm den Ausweis zurück und sah Lu See an. »Ein ausgemachter Spinner, wenn du mich fragst.«
    Sie lächelten einander an und gestatteten ihrem Blick, ein wenig zu verweilen. Nicht zum ersten Mal verspürte Lu See das Verlangen, mit ihm ins Bett zu gehen. Sie fragte sich, ob die Beule in seiner Hose eine Erektion war.
    »Nun, dann mach ich mich mal auf den Weg.« Er legte das Geld für den Tee auf den Tisch und hielt seinen Schlagstock in der Hand, als wäre es eine Blume. »Oh, fast hätte ich es vergessen«, sagte er und griff in seine Gesäßtasche, um ein zusammengefaltetes Stück dickes weißes Papier herauszuholen. »Wie findest du das? Es ist die Vorderansicht deines Restaurants. Ich habe es am Wochenende gemalt.«
    Lu Sees Augen glänzten, als sie das zerknitterte Aquarell glatt strich. Es war eine außergewöhnliche Arbeit, so wie sie für Stan typisch war – eine in sanftem Violett gehaltene Ladenfront, ein hellrosa Himmel und dunkle ocker-grüne Schatten. Im Vordergrund sah man zwei Straßenhändler. Ihre Gesichter waren lachsrot. Im Zentrum der Komposition stand, mit schnellen, kühnen Strichen ausgeführt, in kühlem Ultramarin Il Porco .
    Lu See seufzte zufrieden. »Es ist wirklich schön.«
    »Wie kommst du mit deinen Bildern

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