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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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zwischen ihren Augenbrauen, als sie mit dem Kopf wackelte und lächelte.
    Um sich abzulenken, wandte sich Lu See dem Porzellankrug und der dazugehörigen Schüssel im Eingangsbereich des Restaurants zu, dort wo sich die Gäste vor und nach dem Essen die Hände wuschen. Im Augenblick war der Krug zu einem Viertel gefüllt. Lu See goss frisches Wasser nach und gab eine halbe Limette dazu, um das Wasser ein wenig zu parfümieren.
    Danach schenkte sie sich einen Whisky ein, den sie mit einem einzigen großen Schluck hinunterkippte, um sich anschließend wie John Wayne in einem Wildwest-Saloon mit dem Handrücken über den Mund zu wischen. Dann holte sie das große braune Päckchen unter dem Tresen hervor und ging, an den Losverkäufern vorbei, die Macao Street hinunter. In ihrem leichten samfoo -Seidenanzug und den kasut manek, ihren perlenbestickten Lieblingspantoffeln, sah sie aus wie jede andere Chinesin aus der Mittelschicht dieser Stadt.
    Vor dem Versammlungssaal der Tung Wah Association in der Klyne Street machte ein älterer Herr gerade seine Tai-Chi-Übungen. Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Als sie ein weißes Taschentuch fallen ließ und mit dem rechten Fuß darauf trat, zeigte er mit seinem Kinn in Richtung einer schmalen Gasse.
    Dort befand sich hinter einem Mauerdurchbruch ein kleiner Raum. Als sie durch die schmale Türöffnung trat, die gerade breit genug war, um einer einzelnen Person Durchgang zu gewähren, sah sie im Licht einer matten Glühbirne an der Decke einen kahlköpfigen Mann auf einem Holzschemel sitzen. Er trug ein Netzhemd und hatte sich einen Zahnstocher zwischen die Lippen geschoben. Der Mann warf ihr einen finsteren, abweisenden Blick zu. An der Wand hing ein Spiegel. Mehrere Scheren und Kämme lagen auf einem Messingtablett. Es roch nach Brillantine.
    »Ja?«, fragte er sie herausfordernd.
    Sie sah ihn an. Seine Brille vergrößerte seine zusammengekniffenen Augen, sodass sie viel zu groß für sein Gesicht erschienen.
    »Ich bin Teoh Lu See. Ich bin gekommen, um mit dem Maultier zu sprechen.«
    Sein Blick wanderte über ihr Gesicht. »Es gibt hier niemanden, der so heißt.«
    Sie blieb beharrlich. »Wissen Sie, weshalb ich hier bin?«
    Der Mann tat ahnungslos, zupfte Haare aus einer Bürste.
    »Ich denke, Sie wissen es sehr wohl«, fuhr sie fort. »Es geht um meine Tochter Mabel. Sie kennen sie bestimmt. Ich möchte ihr dieses Geld zukommen lassen und will, dass sie diese Sachen hier erhält.«
    Sie öffnete das braune Päckchen und nahm Verbandszeug, einige Tupfer aus Gaze, Wasserreinigungstabletten, eine Flasche Aspirin, ein Päckchen mit Sulfanilamid und dreihundert Dollar heraus.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, sagte der Mann. Er klang allerdings wenig überzeugend.
    »Diese Dinge hier könnten ihr helfen, am Leben zu bleiben.«
    »Wer hat Sie geschickt?«
    »Ich versuche jetzt schon seit über einem Jahr mit meiner Tochter Verbindung aufzunehmen«, bat Lu See ihn beinahe flehentlich.
    Sein Gesicht wurde eine Spur weicher. »Woher wissen Sie vom Maultier?«
    Lu See schluckte. In dem kleinen stickigen Raum war es sehr heiß, und sie begann zu schwitzen. Sie strich sich eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Fishlips Foo hat mir von ihm erzählt«, sagte sie. »Ich kenne Bong und seinen Großvater schon seit vielen Jahren.«
    Der Mann ließ seinen Blick auf ihrem Gesicht ruhen.
    »Verwenden Sie das Geld für alles, was meine Tochter und ihre Einheit Ihrer Meinung nach brauchen. Medikamente, Verbandszeug, Essen. Würden Sie das für mich tun?«
    Der Mann musterte sie argwöhnisch.
    »Ich kann auch batteriebetriebene Funkempfänger beschaffen.«
    Der Mann schwieg.
    »Bitte, machen Sie es mir doch nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist. Ich hätte das hier schon viel früher tun sollen, ich hätte eure Sache schon viel früher unterstützen müssen! Aber ich hatte Angst. Ich habe auch jetzt noch Angst.«
    »Ich betreibe einen Friseurladen«, antwortete ihr der Mann. »Ich kann Ihnen wirklich nicht helfen.«
    »Ich habe zu Hause ein Dutzend Funkempfänger. Bitte gestatten Sie mir, sie Ihrem Friseurladen zu spenden.«
    Der Mann sah sie an. In seinen Augen blitzte kurz etwas auf.
    Sie schickte sich an, zu gehen. Als sie sich umdrehte, sagte er kaum hörbar: »Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann. Sie wissen, dass wir die Geräte auseinandernehmen werden, um sie auf Sprengstoff zu überprüfen?«
    »Davon gehe ich aus.« Sie zog Stans Visitenkarte aus

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