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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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»Nein, leider schon in Bombay. Ich werde in Colaba meine Ausbildung zum höheren Polizeibeamten abschließen.«
    »Dann sind Sie also ein Bobby.«
    »Polizeiinspektor auf Probe. Stets zu Ihren Diensten, Madam.« Er schlug die Hacken zusammen.
    Lu See warf einen Blick auf den gepflegten Inder.
    »Und wer ist das?«
    »Das ist Aziz Humzaal, meine Ordonnanz.«
    »Hallo, Aziz.«
    Aziz wackelte mit dem Kopf und legte dann die rechte Hand auf sein Herz.
    »Es hat mich gefreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, Mr Farrell. Sum Sum und ich werden jetzt etwas essen gehen.« Sie drehte ihren Sonnenschirm elegant in der Hand. »Wir werden uns später sicher noch sehen.«
    Als sie sich zum Gehen wandte, sagte Stan: »Freitags esse ich immer zu Mittag. An den Wochentagen verzichte ich auf das Mittagessen, aber nicht am Freitag. Morgen ist Curry-Tag, so stand es jedenfalls auf dem Schwarzen Brett. Würden Sie mir morgen Gesellschaft leisten?«
    Lu See sah Sum Sum an und zuckte dann mit den Schultern. »Ja, ich denke es spricht nichts dagegen. Jedenfalls klingt es jim-dandy .«
    »Jim-wer?«
    » Jim-dandy , ach, nicht so wichtig. Dann sehen wir uns also morgen.«
    Die jungen Frauen setzten ihren Weg zum großen Speisesaal fort. Lu See lächelte still und leise in sich hinein.
    Sum Sum warf einen Blick über die Schulter und hielt sich dann demonstrativ die Nase zu.
    »Er hat geriecht nach gekochte Garnelen.«
    »Nein, hat er nicht.«
    »Ich dir sag, er hat, lah ! Ich ihm am liebsten mit Ingwer und Sesamöl braten.«
    »Ich finde, dass er ziemlich gut aussieht.«
    »Gut? Er aussieht, wie wenn er Maiskolben durch ein Tennisschläger essen will. Sein Zähne versuchen ausbrechen wie Häftlinge aus Gefängnis.«
    »Aber Aziz sieht gut aus, findest du nicht?«
    »Nein.«
    »Wirklich nicht? Also, wenn du nicht findest, dass er gut aussieht, warum wirst du dann rot?«, neckte Lu See ihre Freundin.
    »Ich werde nicht rot. Mich ist nur heiß, lah .«
    »Ja, du bist heiß auf Mr Aziz. Ich sehe doch, dass er dir gefällt!«
    » Aiyoo! Leg mich nicht irgendwelche Worte in Mund, lah !«
    Amüsiert kratzte sich Lu See an der Nase, um ihr Lächeln zu verbergen. Sum Sum drückte sich immer sehr vage und zurückhaltend aus, wenn es um Männer ging. Sie schien damit zum Ausdruck bringen zu wollen, dass der Betreffende nicht den geringsten Eindruck auf sie machte. Aber natürlich hatte Lu See sie schon seit Langem durchschaut.
    Als sie vom Mittagessen zurückkamen, sah Lu See, dass jemand einen Zettel unter der Tür ihrer Kabine hindurchgeschoben hatte. Lachend las sie Sum Sum vor, was dort stand:
    S prang auf, f urzte,
    S tolperte, f iel,
    S eh Sie F reitag,
    S tan F arrell
    Später setzte sich Lu See an den Schreibtisch in ihrer Kabine, tauchte ihren Federhalter ins Tintenfass und schrieb:
    Liebe Zweite Tante Doris,
    ich habe es also tatsächlich getan! Ich befinde mich an Bord eines Schiffes und bin auf dem Weg nach Europa. Das Geld, das du mir gegeben hast, die komplette Summe von zweitausend Straits-Dollars, liegt sicher verwahrt im Tresor des Kapitäns. Wenn ich in Cambridge angekommen bin, werde ich ein Konto für die monatliche Überweisung einrichten, die du mir so freundlich warst anzubieten. Sobald ich mich eingelebt habe, werde ich mich um die Orgel für die neue Kirche kümmern, die in Po On Village entstehen soll. Ich habe mich bereits kundig gemacht und bin dabei auf mehrere Firmen gestoßen, die möglicherweise infrage kommen könnten: Conrad P. Hughes in London, Brinkley & Fosler aus Yorkshire und Harrison & Harrison, die für die Orgel der King’s Chapel verantwortlich sind. Hoffen wir, dass es mir gelingt, etwas Passendes (und vor allem Bezahlbares) zu finden und es rechtzeitig für den an Weihnachten geplanten Gedenkgottesdienst nach Malaysia verschiffen zu lassen. Der Kirche eine Orgel zu spenden und sie Tak Mings Andenken zu widmen ist wirklich eine großartige Idee – ich bin mir sicher, dass sie auch ihm gefallen hätte.
    Was mich persönlich betrifft, so kann ich dir gar nicht genug für deine Unterstützung danken. Wie soll ich dir das jemals zurückgeben? Vielen Dank, dass du mir vertraut hast, als niemand anderes in unserer Familie es tat.
    Wünsch mir Glück für mein Bewerbungsgespräch am Girton. Mein ehemaliger Direktor an der Bing Hua hat bereits eine Antwort vom College erhalten. Ich soll mich am 2. März bei der Leiterin und den Tutoren vorstellen, also drück mir die Daumen und die großen Zehen!
    Ich werde

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