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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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    »Also«, sagte Stan Farrell beim Mittagessen am Freitag, »dann lassen Sie uns einmal sehen, was auf der Speisekarte steht.«
    Er vertiefte sich in die Carte du Jour. Weil Aziz Inder war, saßen sie im Salon und nicht im Hauptrestaurant. Sie hatten an einem Tisch für vier Personen Platz genommen. Ein Streichquartett spielte, und die in große Kübel gepflanzten Palmen wiegten sich im Wind. Bei den anderen Speisegästen handelte es sich in der Mehrzahl um Engländer, haupt sächlich Kolonialbeamte in hellen Leinenanzügen, die Zeitung lasen, Pfeife rauchten und ihre Stengahs , die beliebte Mischung von Whisky mit Soda, tranken – sie alle waren sehr weiß und sehr beherrscht.
    »Ist es nicht seltsam, dass ein Sahib so ungezwungen mit seiner Ordonnanz und zwei chinesischen Frauen verkehrt, Mr Farrell?«, fragte Lu See. »Machen Sie sich denn keine Gedanken darüber, was die anderen von Ihnen denken könnten?«
    »Nun, wie Sie schon gestern bemerkten, Miss Apricot, ich bin eben ein sehr seltsamer Mann. Es gefällt mir tatsächlich, mit Chinesen zu verkehren.«
    Lu See lächelte ihn an. »Haben Sie vielleicht, rein zufällig, irgendwelche anderen chinesischen Passagiere an Bord gesehen?«, fragte sie unschuldig.
    »Jemanden mit Gesichtsmuttermal?«, fügte Sum Sum wesentlich direkter hinzu.
    »Einem Muttermal?«
    »Ja, lah, ein Muttermal.« Sie tippte sich mit dem Zeigefinger auf ihre linke Wange.
    »Warum?«
    »Ach, nur so«, sagte Lu See mit einer verlegenen Handbewegung.
    Stan wandte sich wieder der Speisekarte zu. Zwischen seinen Brauen bildete sich eine steile Falte. Er hatte offensichtlich keine Ahnung, worauf sie hinauswollten.
    »Also dann, Sum Sum«, fragte er, »wie scharf essen Sie Ihr Curry?«
    Sum Sum strahlte. »Sehr scharf!«
    »Das freut mich zu hören. Dann lassen Sie uns vier Portionen Basmatireis, etwas Hammel- Rendang für uns alle, Chicken Madras, Bengali -Kartoffeln und Pappadum mit Limettenchutney bestellen. Wie hört sich das für Sie an?«
    »Hört sich prima an, lah !«
    Als ein drehbares Tablett mit Gewürzen an den Tisch gebracht wurde, fiel Lu See auf, wie geistesabwesend Sum Sum plötzlich wirkte. Ihre Freundin schien von Aziz’ Anblick vollkommen gebannt zu sein. Sie starrte ihn ziemlich unverfroren an, während er geschickt mit seinem Essen hantierte, einen Bissen Curry in seinen Mund schob, mit den Fingern seiner rechten Hand elegant in den Basmatireis griff, ihn zu kleinen Bällchen formte und sich die duftende Portion dann mithilfe seines Daumens in den Mund schnippte.
    »Sie essen wie Schwan«, erklärte Sum Sum entzückt.
    Er lächelte, wackelte mit dem Kopf und tauchte seine Hand dann in eine Fingerschale mit Wasser, bevor er sie an seiner Serviette abtrocknete.
    Stan räusperte sich. »Also, dann erzählen Sie mir mal Ihre Geschichte. Wovor laufen Sie beide davon?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«, entgegnete Lu See empört.
    »Sie sind entweder vor jemanden auf der Flucht oder flüchten sich zu jemandem. Was davon trifft zu?«
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen.« Lu See faltete bedächtig ihre Serviette zusammen. »Warum in aller Welt glauben Sie, dass wir auf der Flucht sind?«
    »Instinkt. Ich bin Polizist, vergessen Sie das nicht.« Er tippte sich an seine Nase. »Und mein Kumpel hier lässt mich nur selten im Stich.«
    »Vielleicht machen wir ja nur eine Reise, eine Bildungsreise zum Beispiel?«
    »In Ihrem Alter und ganz ohne Begleitung? Das wäre höchst unwahrscheinlich.«
    »Nun, Sie irren sich.«
    »Tue ich das?«
    »Ja.«
    »Ha!«
    Lu See spürte, dass Sum Sum sie unter dem Tisch anstieß.
    »Also gut, wenn Sie es genau wissen wollen: Ich laufe vor jemandem davon, mit dem mich meine Familie verheiraten will.«
    »Und wohin laufen Sie?«
    »Nach England.«
    »Zur Festminister-Abtei«, fügte Sum Sum bestätigend hinzu.
    »Wo ich hoffe, mich mit dem Mann, den ich liebe, verloben zu können.«
    »Sie hoffen , sich verloben zu können?« Stan legte den Kopf schief.
    »Ja. Und ich hoffe auch, einen Studienplatz an einer der besten Universitäten des Landes zu bekommen.«
    »Einen Studienplatz, sieh an! Nun … viel Glück. Und was ist mit Ihrer Cousine? Sum Sum, was haben Sie vor? Haben Sie sich auch in einen Mann verliebt?«
    Sum Sum lächelte, wurde rot, lächelte wieder. » Aiyoo, da gibt niemanden. Außerdem ich nicht so hübsch wie Lu See.«
    »Verzeihen Sie, aber in diesem Punkt irren Sie sich gewaltig, junge bibi .« Es war Aziz, der das sagte. Sein

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