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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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lange sind Sie in diesem Gewerbe schon tätig, Mr Hughes, wenn Sie mir die Frage gestatten.«
    »Aber selbstverständlich, Miss Teoh«, erwiderte er und betastete dabei stolz das Revers seines Maßanzugs. »Ganze sechzehn Jahre. Es ging zwar auch ein wenig auf und ab, insgesamt ist das Geschäft aber sehr gut gelaufen. Soll ich Ihnen die technischen Details einer Orgel erläutern?«
    »Bitte, tun Sie das.«
    Fast eine halbe Stunde lang erklärte er ihnen die einzelnen Konstruktionsmerkmale des Instruments, erläuterte, wie der Klang mithilfe des Windkastens, der Lingual- und Labialpfeifen sowie der Registertraktur erzeugt wurde, und dass jede Pfeife einem Ton entsprach.
    »Es ist nicht wie bei einer Flöte oder einer Klarinette, mit der man je nachdem, welche Klappen man betätigt, verschiedene Töne erzeugen kann. Nein, der Ton einer Orgelpfeife wird allein durch deren Länge bestimmt.«
    »Wie viele Pfeifen werden wir brauchen?«, fragte Lu See.
    »Normalerweise umfasst das Manual einer Kirchenorgel fünf Oktaven, vom großen bis zum dreigestrichenen C. Und jede Oktave besteht aus zwölf Halbtönen, daraus ergeben sich einundsechzig Pfeifen.«
    »Das ist jede Menge Rohr«, bemerkte Pietro lakonisch.
    »Unsere Pfeifen werden nur aus dem besten Kupfer und Aluminium gefertigt. Bei diesem Punkt sind wir zu keinen Kompromissen bereit. Was wir von Ihren Leuten in Malaysia allerdings brauchen, sind Einzelheiten zum Hauptwerk und dem Schwellwerk. Hier«, sagte er und reichte Lu See ein kleines Heft, »in dieser Broschüre ist alles genau erklärt. Es bezieht sich auch auf den Tonumfang, den Sie für Ihre Orgel haben wollen. Wenn wir erst einmal eine Vorstellung haben, wie Ihre Wünsche aussehen, können wir die Sache mit ein paar Zeichnungen und Skizzen in Angriff nehmen.«
    Hocherfreut schüttelte Lu See Conrad P. Hughes die Hand und verabschiedete sich.
    Nachdem sie das erledigt hatten, hielten sie ein weiteres Taxi an und machten sich auf den Weg zum Regent’s Park Zoo.
    »Insgesamt ein durchaus vielversprechendes Gespräch, meinst du nicht auch, Goosey?«
    »Ja«, erwiderte Lu See, die in Gedanken bereits einen Brief an ihre Zweite Tante Doris verfasste.
    »Sieht so aus, als wären da einige Straßen gesperrt, Mister«, sagte der Taxifahrer.
    Das Taxi bog nach Norden in die Eversholt Street ein. Ein paar Sekunden später sahen sie eine Menschenmenge, die sich an der Camden High Street versammelt hatte.
    »Streiks«, murmelte Adrian in gedämpftem Ton.
    Sum Sum fasste sich unwillkürlich mit einer Hand an den Hals.
    Ein Stück weiter, an der Oval Road, fuhren sie an einem heftigen Gedränge vorbei. »Arbeitslose, bleibt in Bewegung!«, ertönte der Ruf durch ein Messingmegafon. »Arbeiter der Welt, vereinigt euch!«
    Demonstranten in schmuddeligen Hosen und Unterhemden marschierten mit Transparenten und Plakaten die Straße auf und ab. Sie bildeten dabei Gruppen von sechs oder sieben Personen und drängten sich an Frauen und Kindern vorbei, die am Straßenrand standen. Ihre Rufe unterbrachen sie immer wieder mit Gesang und Pfiffen.
    Während Pietro auf einen »schnuckeligen Kerl mit herrlich muskulösen Armen« deutete, betrachtete Lu See das Spektakel voller Staunen. Ihr Instinkt sagte ihr, dass ihnen hier keine Gefahr drohte: Diese Menschen interessierten sich nicht für sie. Ihr Protest richtete sich allein gegen jene, die Macht und Einfluss hatten.
    »In Malaysia würde eine solche öffentliche Unmutsbekundung in kürzester Zeit die Armee auf den Plan rufen«, hörte sie sich sagen.
    Weiter die Straße hinunter protestierte die NUWM , die Nationale Arbeitslosenbewegung.
    »Hungerkundgebung«, informierte Adrian sie. »Ich wollte, dass du das einmal siehst«, fuhr er fort.
    Die Demonstranten schlugen auf ihre Trommeln und hielten Blecheimer als Sammelbüchsen vor sich. Streikposten forderten lautstark, man solle die Bedürftigkeitsprüfung abschaffen.
    »Schmeißt die Leute vom Arbeitsamt raus«, schrien sie.
    »Nieder mit der Nationalen Regierung!«, kam als Antwort.
    Berittene Polizisten begleiteten den Aufmarsch und versuchten, für Ordnung zu sorgen.
    Lu See sah Adrian an. »Wusstest du, dass hier eine Kundgebung stattfindet?«
    Adrian gab zu, dass Lu See mit ihrer Vermutung recht hatte. »Meiner Meinung nach ist es ungeheuer wichtig, dass du das hier einmal direkt miterlebst. Um dein politisches Bewusstsein zu schärfen.«
    »Falls du vorhast, mich zu einer Kommunistin zu machen, dann kannst du dir die Mühe

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