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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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nur strahlend helles Sonnenlicht, das durch die Ritzen im Dach fiel und von den rötlich gefärbten Schindeln reflektiert wurde. Als er die Hütte wieder verlassen wollte, musste er mit Erschrecken feststellen, dass die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war und sich von innen nicht mehr öffnen ließ. Es gab keine Rettung für ihn. Er war für immer gefangen.«
    »Und was soll mir diese Geschichte sagen?«
    »Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst, lah .«
    »Ich verstehe noch immer nicht, was du meinst.«
    »Manchmal ist die Liebe nicht das, was sie zu sein vorgibt.«
    Sie erhob sich. »Das muss ich mir nicht anhören.«
    »Okay, okay«, sagte er und machte dabei eine entschuldigende Geste. »Setz dich. Setz dich wieder.«
    Nach ein paar Augenblicken streckte er seine Beine aus und zog eine Grimasse. » Aiyoo! Diese verdammte Arthritis in den Knien! Dieser fünfzig Jahre alte Körper taugt einfach zu nichts mehr, lah !«
    Er warf einen Blick auf seine Taschenuhr und seufzte. »Jetzt, da ich mit dir gesprochen habe, werde ich mich morgen wieder auf den Weg nach London machen. Nächste Woche nehme ich dann ein Schiff nach Hause.« Er griff in die Innentasche seines Jacketts und zog einen ang pow , einen roten Umschlag, heraus. »Für den Fall, dass du Hilfe brauchst«, sagte er mit einem bedeutsamen Blick. »Zwei Tickets für eine Schiffspassage nach Penang. Für dich und für Sum Sum, solltet ihr sie jemals brauchen. Ich habe euch auch etwas Geld hineingelegt. Nur für den Notfall.« Seine Knie knackten laut, als er sich zum Gehen erhob.
    »Onkel, bitte, ich habe genug Geld.« Sie versuchte, ihm den ang pow zurückzugeben.
    »Du wagst es, meine Gefälligkeit auszuschlagen?« Jetzt machte er wirklich große Augen.
    Sie beschloss, ihre Zweite Tante Doris besser nicht zu erwähnen. Also neigte sie gehorsam den Kopf. »Vielen Dank für deine Großzügigkeit, Onkel.«
    Er rückte seine Krawatte zurecht, warf noch einmal einen Blick auf seine Uhr und hob herausfordernd den Kopf. »Die Tickets sind ein Jahr lang gültig.«

9
    Es war noch dunkel. Die Nacht war eisig kalt. Und im Zimmer war ein Dämon.
    Wenn es Sum Sum gelang, lange genug völlig reglos unter ihrer Bettdecke zu liegen, würde der Dämon vielleicht glauben, dass sie Teil des Bettzeugs war, und einfach wieder verschwinden. Wenn nur ihr Kopf nicht zu sehen gewesen wäre. Sie hätte sich besser die Decke über den Kopf gezogen. Jetzt aber wagte sie es nicht mehr, sich zu rühren.
    Schon wieder wallte Übelkeit in ihr auf, stieg ihr hinauf bis in die Kehle.
    Der dunkle Geist schob sich langsam näher an sie heran. War es der Mann mit dem Muttermal? War er zurückgekommen, um ihr wieder wehzutun? Oder war es der Teufel selbst?
    Das trapp-trapp seiner gespaltenen Hufe bewegte sich langsam und gleichmäßig durch den Raum. Der Schatten kam auf sie zu. Sum Sum kniff die Augen zu, viel zu verängstigt, um noch schreien zu können, viel zu verängstigt, um ihre Sutren zu singen. Sie fürchtete sich sogar zu sehr, um zu atmen.
    Sum Sum biss die Zähne zusammen und hielt die Luft an. Ist das ein Geist? Oder ein Teufel? Aiyoo, es muss wohl die Pontianak sein – die Vampirfrau aus den malaiischen Geschichten!
    Sie hörte ein leises Zischen.
    Verhalte dich absolut ruhig. Sonst reißt sie dir die Eingeweide heraus. Schrei! Schrei um Hilfe − nein! Der Rauch der Räucherstäbchen wird dich schützen.
    Die Bodendielen knarrten, als der Dämon einen Schritt auf sie zu machte. Sum Sum stellte sich das Weiße in den hervortretenden Augen des Dämons vor, als er auf sie zukam, das wilde, widerspenstige Haar des Ungeheuers, den Schwanz mit der spatenförmigen Spitze, den Mund, halb gefüllt mit schlammig braunem Blut.
    »Ssssssssssssummmm-summmmm!«
    Es war ein kaum hörbares Zischen, aber sie hatte es dennoch ganz deutlich vernommen. Eine Geisterstimme, die nach ihr rief.
    Die Dielenbretter ächzten erneut.
    Während sich in ihrer Magengegend alle Muskeln verkrampften, malte Sum Sum sich aus, wie sich ein ausgemergelter Arm nach ihr ausstreckte, um sie zu packen. Einen Moment lang war sie sich seiner Gegenwart bewusst, spürte ihn warm in ihrem Nacken. Sum Sum unterdrückte ein panisches Keuchen.
    Als sie die Klaue auf ihrer Schulter fühlte, sprang sie, die Bettdecke und ihre Gebetsperlen weit von sich schleudernd, aus dem Bett: »Wahhhh!«
    »Aaargghhh!«, kreischte Lu See.
    »Du hast mir zu Tod erschreckt! Bist du verrückt, lah, dir mitten in Nacht anzuschleichen?!

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