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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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Cambridge bin ich erst seit gestern Abend. Ich wohne im University Arms Hotel. Aiyoo, Cambridge ist so verdammt teuer! Im Gegensatz zu dieser Stadt hier gibt es in London anscheinend sehr viele arme Leute, was? Dort habe ich im Grosvenor House einen erheblichen Nachlass bekommen, aber nicht hier im University Arms – ich zahle den regulären Preis, und der ist stattlich.«
    Er zeigte mit einer ausladenden Geste durch das Zimmer: »Ein nettes Zuhause hast du hier, ah!« Er hob herausfordernd den Kopf, spielte an einem seiner Ohrläppchen herum.
    »Mrs Slackford hat uns sehr freundlich aufgenommen.«
    »Erzähl, was machst du hier so, kleine Nichte.«
    Lu See versuchte, zwei ereignisreiche Wochen in wenigen Minuten zusammenzufassen, berichtete ihrem Onkel von ihrem Vorstellungsgespräch am Girton, dem Ausflug nach London und dem schrecklichen blauen Käse, der im Pickerel serviert wurde. Ihre Klettertour erwähnte sie jedoch nicht.
    »Bist du schon verheiratet, ah?«, fing er wieder an und hob dabei herausfordernd den Kopf. »Mit diesem Woo?«
    »Nein.« Sie ließ ein paar Sekunden verstreichen. »Ich bin nach England gekommen, um am Girton zu studieren, nicht um zu heiraten. Aber wir wollen uns tatsächlich irgendwann im Juni das Jawort geben, wenn das Sommertrimester vorbei ist …«
    Sie ließ die Worte in der Luft hängen.
    Onkel Hängebacke verzog keine Miene, sein Mund blieb so gerade wie der Schwanz eines Stachelrochens. »Dann hast du dich also dazu entschlossen, dein Leben mit ihm zu verbringen.«
    Sum Sum erschien in der Tür, blieb jedoch höflich im Flur stehen. Die Gebetsperlen in ihren Fingern klickten leise.
    »Ja, Onkel.«
    »Nun, du bist im richtigen Alter, um zu heiraten, aber wer bin ich alter Mann schon, um das zu beurteilen, eh? Hast du dich hier gut eingelebt? Bist du zufrieden?«
    Lu See überlegte. »Ich werde erst dann wirklich zufrieden sein, wenn ich am Girton zugelassen werde«, erwiderte sie, während sie ihm gegenüber auf dem dunklen Sofa Platz nahm.
    Onkel Hängebacke nickte weise. Er zog ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und tupfte sich damit den Schweiß von der Stirn, während er aus dem Fenster sah, seinen Blick über die Dächer der angrenzenden Gebäude schweifen ließ und den Stimmen lauschte, die von der Straße heraufdrangen. Eine Taube saß auf einem der Fenstersimse und gurrte leise.
    »Es gibt jetzt keinen Bademeister mehr, der auf dich aufpasst, Mädchen. Jetzt musst du ganz allein schwimmen.« Onkel Hängebacke sah auf seine Taschenuhr. »Wo ist Mr Woo?«
    »Er ist gerade in der Bibliothek.« Sie nahmen beide einen Schluck von dem Tee, den Sum Sum inzwischen gebracht hatte.
    »Ist er gut zu dir?«, fragte der dicke Mann.
    »Ja, das ist er«, antwortete sie leise. Sie nahm eine Metallklammer aus ihren Haaren und hielt sie gedankenverloren in ihren Händen.
    »Ich frage dich das, weil du der Liebe wegen von zu Hause weggelaufen bist.«
    »Nein. Ich bin weggelaufen, um mich zu bilden. Und auch, weil ich den Einäugigen Riesen nicht heiraten wollte.«
    » Aiyoo, du hast für einen großen Skandal gesorgt, lah . Hat deine Mutter dir das nicht schon geschrieben?«
    »Ich habe heute Morgen einen bösen Brief von ihr erhalten.«
    »Dein Vater ist so wütend wie ein wilder Tiger, eh! Ich bin mir nicht sicher, wodurch er mehr an Ansehen verloren hat – dass du Cheam Chow den Laufpass gegeben hast oder dass du mit einem Woo durchgebrannt bist!«
    »Wie geht es ihm?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Er steht sehr unter Druck. Die Polizei hat ihn wegen des Damms mehrfach befragt.«
    »Hat die Polizei herausgefunden, wer für die Sabotage verantwortlich ist?«
    »Nein, das sind doch alles nur unfähige Holzköpfe.«
    Lu See fiel plötzlich Sum Sums Foto von dem Mann mit dem Muttermal ein. Sie sah Sum Sum an, als sie sagte: »Weißt du, Sum Sum hat ein Foto von einem Mann mit einer Pistole und einem Spreng …«
    Sum Sum wurde kreidebleich. Hastig fiel sie Lu See ins Wort: »Ich hab ein Mann mit ein Affe gesehen. Ein Drehorgelspieler, und sein Affe hat mir an Malaysia erinnert.« Sie machte Lu See gegenüber eine Geste, so als würde sie über ihren Lippen einen Reißverschluss zuziehen. Dann stand sie auf und verließ den Raum.
    Der dicke Mann seufzte. »Dein Vater ist nervlich ziemlich am Ende. Er hat die Woos wegen Sabotage am Damm angezeigt. Die Woos wiederum haben ihn aus demselben Grund vor Gericht gebracht. Und beide Parteien wurden inzwischen von Hip Sing Rubber Processing

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