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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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Co. auf Schadenersatz verklagt, weil wegen der Überschwemmung keiner von ihnen die vertraglich zugesagte Menge an Gummi liefern konnte. Wenn das noch lange so weitergeht, werden wir wegen der Anwaltsgebühren pleitegehen.« Er straffte die Schultern. »Aber er ist auch deshalb so angeschlagen, weil er sich große Sorgen um dich macht. Dies ist auch der Grund, weshalb ich hier bin. Dein Ah-Ba wäre selbst gekommen, aber wegen der Gerichtsverfahren und alldem …«
    »Hatte er keine Zeit.«
    » Nah , leg mir keine Worte in den Mund. Er will nur das Beste für dich. Er sieht jetzt auch ein, dass er dich falsch eingeschätzt hat. Er hätte dir besser zuhören sollen, als du ihm gesagt hast, dass du Cheam Chow nicht heiraten willst. Du bist stärker, als alle gedacht haben. Ich wusste schon immer, dass du ein sehr gradliniger Mensch bist. Ah-Ba war jedoch davon überzeugt, dass das alles nur eine Laune von dir wäre. Ich glaube, dass er sich das, was geschehen ist, selbst nicht verzeihen kann.«
    »Wirklich?«, entgegnete sie mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme. »Ich hätte nicht gedacht, dass ihm so viel an mir liegt.«
    »Wäre ich hier, wenn es anders wäre? Jetzt frage ich dich noch einmal, lah . Drei schlichte Fragen: Bist du glücklich? Brauchst du irgendetwas? Möchtest du nach Malaysia zurückkehren? Mach mir aber nichts vor! Sag die Wahrheit! Im Leben gibt es keinen Platz für vorgetäuschtes Glück.«
    Lu See blickte nach unten und betrachtete lächelnd ihre Hände. »Onkel, es ist alles in Butter.«
    »Aiyoo!« Er lachte schallend. »Diesen Ausdruck hasst du schon verwendet, als du noch ein kleines Mädchen warst, lah !«
    Sum Sum kam mit einem Teller Kekse ins Zimmer zurück. Onkel Hängebacke nahm sich einen Vollkornkeks und tätschelte, sichtlich stolz auf seine Körperfülle, seinen dicken Bauch. Er zog eine seiner buschigen Augenbrauen nach oben, kämmte sich mit den Fingern durch die Haare und hob dann herausfordernd den Kopf. »Dann bist du hier also glücklich. Ah!«
    Sie beugte sich auf dem Sofa ein Stück nach vorn. »Ja, wir sind glücklich«, sagte sie lächelnd. »Sum Sum und mir geht es wirklich gut.«
    Onkel Hängebacke wurde ernst. »In Malaysia gibt es ein Märchen«, sagte er. »Es handelt von einem alten Fischer, der an der Piratenküste lebte. Als er noch jung war, fing er jeden Tag so viele Seebarsche und Mondfische, dass ihn auf dem Markt alle für seine Tüchtigkeit und seine Geschicklichkeit bewunderten. Als er aber alt wurde, waren seine Arme schwach und sein Rücken steif, und er fing nur noch so wenig, dass er an manchen Abenden seiner armen Frau nicht mehr als ein paar Makrelen nach Hause bringen konnte. Eines Morgens wachte er noch vor der Dämmerung auf und sah einen großen, hellen Stern am Himmel. Er betete zu dem Stern und bat ihn, dass er ihm Glück bescheren möge. Voller Energie fuhr er am nächsten Morgen mit seinem Schiff weiter hinaus als je zuvor und fand eine versteckte kleine Bucht an der Küste. Als er an Land ging, stieß er auf eine längst verlassene steinerne Hütte. Neugierig geworden klopfte er an die schwere Tür, aber niemand öffnete ihm.«
    »Hat diese Geschichte auch so etwas wie eine Pointe?«
    »Jetzt sei nicht so ungeduldig, eh! Sie wird schon noch kommen. Als der Fischer die Tür öffnen wollte, stellte er fest, dass sie zugesperrt war, lah . Er versuchte, etwas durch das Schlüsselloch zu erkennen, und sah einen himmlischen gelben Glanz. ›Da drinnen ist Piratengold‹, rief er und hob einen Stein auf, um das Schloss aufzubrechen. Mit seinen schwachen Armen gelang ihm das jedoch nicht. Tieftraurig kehrte er zu seinem Boot zurück. In der darauffolgenden Nacht erschien der Stern ein zweites Mal. Der Fischer fiel auf die Knie und bat darum, dass ein Schlüssel vom Himmel fallen möge. Ein Schlüssel, mit dem er die Tür der Hütte öffnen konnte.
    Am nächsten Tag fing er in seinem Netz nur einen einzigen erbärmlichen Fisch. Dies war jedoch ein höchst merkwürdiges Tier, eines, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Als er den Fisch in die Hand nahm, ihn drehte und wendete, um ihn genauer zu betrachten, spuckte dieser plötzlich einen Schlüssel aus. ›Meine Gebete wurden erhört!‹, rief der Fischer, und tatsächlich, als er zu der Hütte zurückkehrte und den Schlüssel in das Schloss der steinernen Tür steckte, öffnete sie sich.
    ›Gold!‹, rief der Fischer verzückt. Sobald er jedoch in der Hütte stand, sah er nicht Piratengold, sondern

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