Das Haus der tausend Blueten
ein Klopfen an der Tür. Es klang höflich, aber dennoch bestimmt.
Da Mrs Slackford auf dem Markt war, ging sie selbst zur Tür, um zu öffnen.
Es war Lu See.
Kühle Luft strich um Sum Sums Knie. »Willst du Frühstück? Ich koch gerade Eier.«
Lu See schüttelte den Kopf. Ihr war übel und auch ein wenig schwindelig. Sie setzte sich an den Küchentisch.
»Also, die gute Nachricht ist, dass die Orgel gestern nach Malaysia verschifft wurde. Brinkley & Fosler haben ihr Versprechen gehalten. Die Orgel wird bis Weihnachten in Po On Village sein, rechtzeitig zum Gedenkgottesdienst für Tak Ming.«
»Und schlechte Nachricht?«
Lu See rieb sich die Augen. »Also, ich würde es nicht direkt eine schlechte Nachricht nennen, aber ich habe Adrian in letzter Zeit nicht gerade oft zu Gesicht bekommen.«
»Meh?«
»Er ist mit seiner Doktorarbeit sehr beschäftigt. Er kam um zehn ins Bett, aber um Mitternacht ist er schon wieder aufgestanden. Ich habe ihn in seinem Arbeitszimmer herumlaufen gehört. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, war er schon wieder aus dem Haus.«
»Was, er war schon weg?« Sum Sum sah ihre Freundin forschend an. »Geht’s dir wirklich gut, lah ?«
Der Geruch von Sum Sums gebuttertem Toast ließ Übelkeit in ihr aufsteigen. Ihr Nicken wirkte wenig überzeugend.
»Um sieben war er jedenfalls schon nicht mehr da. Aber ich habe nicht gehört, wie er das Haus verlassen hat. Er muss in der Bibliothek sein.«
»Pietro sagt, dass Bibliothek erst neun aufmacht.«
»Also, wenn er wiederkommt, muss ich ihm etwas sagen.«
»Du wirst ihn schimpfen?«
»Nein. Ich habe gerade einen Anruf von meinem Arzt mit meinen Untersuchungsergebnissen bekommen.«
»Was, ah?«
Ein Lächeln breitete sich auf Lu Sees Gesicht aus, noch bevor sie die Worte aussprechen konnte. »Ich werde ihm sagen, dass er tatsächlich Vater wird.«
Sum Sum riss begeistert die Augen auf. »Du bekommst Baby?«
»Der Arzt hat mir gesagt, dass ich im zweiten Monat schwanger bin.«
Sum Sum sprang von ihrem Stuhl auf, um Lu See zu umarmen. Erst nach einer Weile fragte sie sie: »Aber was wird mit Lehrbüchern?«
Lu See zuckte mit den Schultern, versuchte optimistisch zu klingen. »Ich bin mir nicht sicher, was man am Girton dazu sagen wird. Ich habe noch keinen Studienplatz … Himmel, ich habe noch nicht einmal die Prüfung abgelegt.«
»Dein Mann soll mehr Zeit mit dich und weniger mit sein Bücher verbringen!«
»Ich bin mir sicher, dass er das tun wird.«
»Also, morgen dein Geburtstag. Da wird er sicher den ganzen Tag mit dich verbringen, lah . Und nicht mehr …«
Sum Sum beendete den Satz nicht.
Lu See starrte ihre Freundin an. »Was wolltest du gerade sagen?«
»Ich? Nix.«
»Sag es.«
»Ich wollte nix sagen, lah .«
»Du vermutest, dass er wieder mit seinen nächtlichen Klettertouren angefangen hat, ist es das?«
»Vielleicht, lah .«
»Er hat mir fest versprochen, es nicht mehr zu tun.«
»Klingt, als würde er Versprechen brechen. Entweder macht das, oder er geht zu anderer Frau, wenn du schläfst.«
»So etwas will ich nicht hören.«
»Tut mir leid.« Sum Sum hob entschuldigend die Hand. »Nur ein Scherz, lah .«
Eine Minute Schweigen.
»Glaubst du wirklich, dass er eine Geliebte hat?«
» Aiyoo, ich hab nur Witz gemacht.«
»Oder du hast mit dem anderen recht. Vielleicht klettert er ja wieder auf den Dächern herum.«
»Vielleicht.«
»Großer Gott, ich hoffe nicht.«
» Aiyoo, mach dich keine Sorgen«, sagte Sum Sum besänftigend. »Adrian nicht dumm. Wenn er erfährt, dass du Baby bekommst, wird er ganz bestimmt nicht mehr klettern, lah .«
Lu See trommelte nachdenklich mit den Fingern auf dem Tisch. Einen Moment später klopfte es wieder an der Tür.
»Das bestimmt Adrian, lah .«
»Ich mache auf«, sagte Lu See zu Sum Sum, die gerade herzhaft in eine Scheibe Toast biss.
Sie kontrollierte ihr Gesicht im Spiegel im Flur, bevor sie die Tür öffnete.
Vor ihr stand ein Fremder. Er trug eine Polizeiuniform.
»Mrs Woo?«
Lu See zögerte, bevor sie nickte. Sie hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, als Adrians Frau angesprochen zu werden.
Der Mann nahm seinen Helm ab und klemmte ihn unter seinen Arm. Es war jung, höchstens neunzehn oder zwanzig. Jetzt war er es, der zögerte.
»Es geht um Ihren Ehegatten.«
»Stimmt irgendetwas nicht?«
»Ja, ich fürchte …«
»Hat er sich in Schwierigkeiten gebracht? Wenn er verhaftet wurde, weil er wieder klettern war, dann bin ich stinksauer.«
»Es
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