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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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Fingern in ihren Fußknöchel.
    »Was machst du da?«, fragte Adrian.
    »Es ist vorbei. Es ist alles vorbei. Die Monate des Lernens. Alles umsonst.«
    Sie zwickte sich in die zarte Haut ihrer Kniekehle und zuckte zusammen.
    »Wovon zum Teufel redest du?«
    »All meine Pläne sind gescheitert. Girton wird mich jetzt auf gar keinen Fall mehr aufnehmen.«
    »Sagst du mir jetzt bitte, was los ist?«
    »Adrian«, sagte sie. »Ich glaube, ich bin schwanger.«

14
    Mitte September. Der Herbst begann mit einem wahren Feuerwerk aus bunten Blättern und mit regnerischem Wetter.
    Es war fünf Uhr morgens. Seit zwei Stunden fiel ein beständiger Nieselregen. Adrian, ganz in Schwarz gekleidet, um in der Dunkelheit weniger aufzufallen, grub seine Fingerspitzen in die Risse im Stein und suchte mit seinen Füßen sicheren Halt. Er konnte noch immer nicht glauben, dass er Vater werden würde – allein schon die Vorstellung begeisterte ihn, ließ ein Gefühl der Wärme durch seinen Körper fließen.
    »Ein Baby«, rief er mit tiefer fester Stimme. »Wir bekommen ein Baby!«
    Wenn es ein Junge war, würde er ihn nach Lenin nennen: Vladimir – oder vielleicht auch Vlad. Er bekam vor Stolz feuchte Augen und spürte, wie ihm eine warme Träne über die Wange rann. Er starrte zur Cam hinüber, fühlte sich wie ein König, alleiniger Herrscher über das Land, das sich unter ihm ausbreitete.
    Er befand sich in mehr als dreißig Metern Höhe.
    Während er weiterkletterte, warf er einen kurzen Blick auf die Bahn aus grobem Stoff in seiner Hand und ärgerte sich über sich selbst. Er hatte vor, das Banner zwischen zwei der Türmchen des Kapellendachs zu spannen und mit einem Seil zu sichern. Aber er hatte sich überschätzt. Das Gewicht seiner Utensilien war zu schwer.
    Dies war eigentlich eine Aufgabe für zwei Personen – er hätte einen Helfer gebraucht, um das eine Ende des Leinwandstreifens festzuhalten, während er das andere selbst hielt. Die Windböen und der Regen machten das Ganze auch nicht einfacher. Der Wind, der von der Küste her wehte, ließ den Stein glitschig werden. Adrian wünschte sich, er hätte andere Schuhe angezogen, die mit den rauen Ledersohlen. Stattdessen musste er jetzt mit seinen Turnschuhen zurechtkommen, in denen sich jeder Schritt anfühlte, als würde er auf einer seifigen Gummimatte balancieren. Er nahm sich zusammen und zog mit aller Kraft an dem Seil.
    Über seinem Kopf wirbelten dicke Wolken dahin, verdunkelten den Mond. Adrian schwitzte, weil er zugleich ziehen und das Gewicht des Banners halten musste. Keuchend mühte er sich ab, es wie ein Segel gegen den Wind zu spannen. Die Kälte des Regens kroch durch Kleidung und Körper. Die Muskeln in seinen Unterarmen und Schultern schmerzten.
    Endlich sah es aus, als hätte er es geschafft. Der lange Streifen Leinwand war an Ort und Stelle, die Schnur gesichert, die Knoten fest, die Position so waagrecht wie möglich. Mit einer Schnur an mehreren Spitztürmchen befestigt blähte sich das Banner, fiel dann wieder zusammen, um sich erneut im Wind auszubreiten. Es schwang wie ein Pendel und verkündete seine Botschaft in großen handgeschriebenen Buchstaben und roter Schrift: HAPPY BIRTHDAY , GOOSEY !
    Die Leinwand flatterte im Wind.
    Doch die Schrift stand auf dem Kopf.
    Er hatte das Spruchband verkehrt herum aufgehängt und würde noch einmal von vorn anfangen müssen. Fluchend wischte er sich die nassen Hände an seiner Jacke ab, hauchte in sie hinein, um sie zu wärmen. Dann machte er sich daran, die Knoten wieder zu lösen.
    Mit Daumen und Zähnen öffnete er die Knoten, zog an den parallelen Seilen, achtete darauf, dass sie sich nicht verdrehten und seinen Beinen nicht zu nahe kamen. Die Schnur schmeckte bitter und roch nach feuchter Erde. Er griff nach oben und streckte sich, um das Seil einzuholen. Die Schnur löste sich mit einem Ruck. Die Leinwand flatterte und blähte sich auf, als sich ein Ende von seiner Halterung losriss. Adrian machte einen Schritt zur Seite, um dem Gewirr der Schnur auszuweichen.
    Und in diesem Moment rutschte er ab.

15
    Sum Sum stand, dunkle Ringe unter den Augen, in der Küche und bereitete sich ihr Frühstück zu. Sie legte zwei Eier in einen Topf mit kochendem Wasser und toastete mehrere Scheiben Brot. Nachdem sie jetzt schon seit drei Wochen unter Schlafstörungen litt, war sie mehr als nur erschöpft. Sie schimpfte leise vor sich hin und rieb dabei ihren prallen Bauch.
    Als sie ihren Toast mit Butter bestrich, hörte sie

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