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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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schon fünf.«
    »Oh, welche Treulosigkeit!«
    »Als ich nach England gekommen, hab ich mich vorgestellt, alles würde wie in Märchen sein. So wie in Cinderella.« Sum Sum tätschelte ihren Bauch. »Schau, was aus mein Märchen geworden ist! Ich ende als Humpty-Dumpty. Vielleicht geh ich bald nach Tibet zurück.« Ein entschlossener Ausdruck lag plötzlich auf ihrem Gesicht. »Da gibt es jemand, den ich will wiedersehen. Diese Baby lässt mir mein Leben mit andere Augen sehen.«
    Pietro wusste, dass sie von ihrer Mutter sprach, auch ohne, dass sie das erwähnen musste.
    »Ich wollte auch immer Cinderella sein«, seufzte Pietro, während er Sum Sum seine linke Kopfseite zuwandte. »Aber von gläsernen Pantoffeln bekommt man bestimmt entzündete Fußballen, oder?«
    Sum Sum lächelte höflich. Sie war erschöpft.
    Meine Brüste sind empfindlich, ich muss die ganze Zeit pinkeln, und ich habe ständig diesen leichten Schmerz im Unterbauch.
    Sie kam sich ausgewrungen vor.
    Wie Mrs Slackfords Wäsche. Ausgepresst wie eine Zitrone. Um Himmels willen, lah, hör endlich auf, dich ständig selbst zu bemitleiden!
    Pietro nahm mit einer dramatischen Geste einen Zug von seiner Zigarette. »Du sprichst nicht viel über Tibet. Sag mir, wie hast du Lu See und ihre Familie eigentlich kennengelernt? Immerhin ist Lhasa ziemlich weit von Malaysia entfernt.«
    »Als ich zwölf war, ist mein A-Pha gestorben. A-Ma und ich sind auf Maultiere bis zu nepalesische Grenze geritten. Dort hat sie mich in ein Zug nach Süden gesetzt. Sie hat mich ein Orden und eine Brief mitgegeben. Ich sollte mich an Master Teoh, Lu Sees Vater, in Penang wenden. Ich hatte kein Ahnung, wo Penang lag. Ich musste erst auf britischer Armeekarte suchen, die sie mich gegeben hat.«
    »Ist Lu Sees Vater eine Art von Potentat oder so?«
    »Ich verstehe deine komische Wort nicht, aber ihr Vater ist wichtige Mann, ja. Mein A-Pha hat für Briten in Nepal gearbeitet, als oberste Sherpa. Er hat viele britische Offizieren das Leben gerettet. Er hat dafür von Viceroy ein Orden bekommen, den King-Albert-Orden.
    Master Teoh gehörte ein Bank, wo viele britische Offiziere ihr Geld haben. Die Offiziere sagten zu A-Pha: Falls du einmal Problem, dann geh zu diese Mann, er wird dich helfen. Als A-Pha gestorben, hat mir A-Ma also in Haus von ein Fremder geschickt, damit ich Arbeit und Ausbildung bekomme, damit ich dort putze und kochen lerne. Ich kam nur mit das, was ich an Leib trug und mit Löchern in den Schuhen.«
    »Für ein Dienstmädchen, verzeih mir, Würstchen, kommst du mir ziemlich gebildet vor.«
    »Master Teoh hat bestanden, dass ich zweimal in Woche in örtliche Schule gehe. Ich hatte auch Unterricht von Lu Sees Privatlehrer. Mathematik. Jede Freitagnachmittag. Sie hatte eine Stunde Unterricht, dann ich halbe Stunde. Man hat mich auch beigebracht, wie man an Tisch sitzt und mit Messer und Gabel isst, und nicht mit die Finger.«
    »Du spielst also mit dem Gedanken, nach Tibet zurückzukehren?«
    Sum Sum zuckte mit den Schultern. »Wenn Gott will. Mein Karma, meine Leben, war viele Jahre lang mit das von Lu See vergewebt. Jetzt ist sie verheiratet. Vielleicht liegt meine Leben jetzt anderswo. Und in letzter Zeit hat sich mein Karma zum Schlechtes geändert.«
    An dem Tag, an dem Jesse Owens seine vierte olympische Goldmedaille gewann, kehrten Lu See und Adrian aus den Flitterwochen zurück.
    Sie zogen sofort in ihr neues Heim in der Jesus Lane, ein zweistöckiges Reihenhaus mit Blick auf den Park und den Fluss. Lu See kaufte neue Bettdecken und Bettwäsche für das Doppelbett, frische Seife und Handtücher für das Badezimmer sowie Brot, Milch und Teebeutel für die Küche. Sie ließ einen Telefonanschluss legen und stellte im Wohnzimmer ein Radio auf, legte einen geschmackvoll verschlissenen Perserteppich auf den Boden und hängte Adrians Sammlung von Aquarellen in harmonischen Ensembles an die Wände. In dem kleinen Garten hinter dem Haus schnitt sie die Stechpalmenhecke und entfernte an den Rosensträuchern die welken Blüten. Sie legte auch ein Gemüsebeet an, wo sie Rosmarin, Bohnen und Zwiebeln pflanzte. Innerhalb einer Woche hatte sie das Haus in ein Zuhause verwandelt. Sie speisten jeden Abend bei Kerzenschein und frühstückten im Licht der aufgehenden Sonne am vorderen Fenster. Doch immer fanden sie noch Zeit für kleine Ablenkungen.
    Und dann, eines Morgens, presste Lu See die Hand auf ihren Bauch, bis ihr Gesicht dunkelrot anlief. Sie kniff sich mit spitzen

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