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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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of Household Management fand, einer alten Ausgabe, die ihrem Vater gehört hatte.
    Trotz der zunehmenden Japanisierung des Landes bevorzugten viele der höchsten Besatzungsoffiziere britisches Essen – es vermittelte ihnen das Gefühl von Autorität und gehobenem sozialen Status. Sie liebten englisches Roastbeef, Schweinekoteletts, braune Soße, Baxters Tomatensuppe, Shepherd’s Pie und Ochsenschwanzsuppe aus der Dose. Sie tranken Johnnie Walker und Dewar’s. Sie rauchten Capsten und Raleighs. Zum Frühstück tranken sie Earl-Grey-Tee und aßen kalten Toast mit Marmelade.
    Lu See arbeitete sieben Tage die Woche bei Tozawa. Sie kam bereits am Vormittag und machte erst Feierabend, wenn der letzte Topf geschrubbt und die letzte Schüssel gespült und weggeräumt war. Dann ging sie zu ihrem kleinen Haus zurück, um Mabel zu Bett zu bringen, ihre Kleidung zu waschen und aufzuräumen. Um sieben Uhr morgens stand sie auf, um das Frühstück für ihre Tochter zuzubereiten, bevor sie sie zur Dorfschule brachte und dann zu Kos Laden ging, um Lebensmittel einzukaufen.
    »Der koloniale Lebensstil der Briten besitzt eine gewisse Eleganz, finden Sie nicht auch?«, fragte Oberst Tozawa, als er sich zum Abendessen setzte. Der Tisch war mit silbernem Besteck, Kristallgläsern und dem feinen blauweißen Porzellan gedeckt. In der Mitte standen zwei silberne Kerzenleuchter. Wie gewöhnlich gab es nur ein einziges Gedeck. »Dies ist zweifellos etwas, worum wir euch beneiden.«
    Tozawa breitete seine Serviette auf seinem Schoß aus. Abgesehen von seinen hölzernen Sandalen war er elegant gekleidet. Weißes Hemd, grüne einreihige Uniformjacke und Hose.
    »Darf ich Sie daran erinnern, o-Oberst-sama, dass wir weder Briten noch Kolonisten sind?«
    »Und dennoch hat sich Ihre Familie dazu entschieden, den Baustil eines Landhauses aus einer Gegend nachzuahmen, die Tausende von Meilen entfernt liegt.«
    Lu See nahm neben dem Sideboard aus Mahagoni eine respektvolle Haltung ein, während dem Oberst das Essen serviert wurde, bereit, sein Lob oder seinen Tadel entgegenzunehmen. Sie trug die verzierten Haarspangen, die er ihr gegeben hatte.
    Er verzog seinen Mund zu einem dünnen Lächeln. Sie sah zu, wie der Diener ihm in einen der Kristallbecher ihres Vaters drei Finger breit Whisky einschenkte.
    »Sehr gutes Aroma«, bemerkte er mit einem Kopfnicken in Richtung Shepherd’s Pie, als er den ersten Bissen gegessen hatte.
    Sie verbeugte sich und zog sich wie eine Geisha mit einer geschmeidig gleitenden Bewegung zurück. Dabei spürte sie seinen Blick auf ihrem Rücken. Gerade als sie das Zimmer verlassen wollte, sagte er: »Noch eine Sache, bitte.«
    Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um. »Ja?«
    »Warum sprechen Sie niemals von den Woos?«
    »Verzeihung, o-Oberst-sama ?«
    »Ihre Nachbarn, die Woos. Sie sind Anhänger von Chiang Kai-shek, nicht wahr?«
    Lu Sees Blut floss plötzlich schneller durch ihre Adern. Sie konnte förmlich spüren, wie sich der Blick seiner dunklen Augen in ihren Schädel bohrte und er versuchte, ihre Gedanken zu lesen.
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis.«
    Er nahm den Pfefferstreuer und schüttelte ihn, betrachtete nachdenklich den gemahlenen Pfeffer, der auf seine Handfläche fiel. »Glauben Sie, dass sie chinesische Nationalisten sind?«
    »Nein, o-Oberst-sama .«
    »Das würde bedeuten, dass sie Kommunisten wären.« Er beobachtete ihre Reaktion ganz genau.
    Sie schluckte. »Soweit mir bekannt ist, sind die Woos treue Anhänger des Kaisers Tenno Heika.«
    »Sie sagen also, dass sie keine Kommunisten sind?«
    »Nein«, antwortete sie, ohne zu zögern, wobei sie ihre Stimme so fest klingen ließ, wie es ihr nur möglich war. »Sie sind bestimmt keine Kommunisten.«
    »Da ist etwas, das Sie mir verschweigen.« Er hielt seinen unnachgiebigen Blick fest auf ihr Gesicht gerichtet, auf ihren Hals, auf ihre Haare. »Ich empfinde Ihre Antwort als merkwürdig.«
    »Oh.« Sie schluckte wieder. »Warum, o-Oberst-sama ?«
    »Die Woos waren doch die Todfeinde Ihres Vaters, das habe ich jedenfalls gehört. Ihr Vater hätte sie am liebsten allesamt erschossen, nicht wahr?«
    Seine Worte ließen die anwesenden Diener sichtlich aufhorchen. Lu See wusste nicht, welche Antwort sie von ihr erwarteten.
    Aber er hat sie nicht erschossen. Stattdessen hat er die Waffe gegen sich selbst gerichtet und sich den Schädel weggeblasen.
    »Sie haben doch sicher irgendwann einmal etwas gehört, das die Woos mit den Kommunisten in

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