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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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nahm einen Packen abgegriffener Spielkarten aus einer Schublade, leckte ihren Daumen an. »Rommé?«
    »Wir dürfen nicht Karten spielen!«, erwiderten ihre Söhne wie aus einem Mund. Die beiden Männer sahen mit ihren jungenhaft glatt rasierten Gesichtern und den ein wenig vorstehenden Augen, die ihnen einen leicht verwunderten Ausdruck verliehen, fast wie Zwillinge aus.
    Sie seufzte erschöpft. »Was habe ich nur verbrochen, um mit Söhnen wie euch gestraft zu sein? Egal, wie viele Jahre vergehen, ich werde mich nie und nimmer an diese Sache mit den Zeugen Jehovas gewöhnen. Und ledig seid ihr beide auch immer noch!«
    James verdrehte seine vortretenden Augen. »Fang nicht schon wieder damit an!«
    »Also, nehmen wir zum Beispiel einmal dich, Peter. Als Kind hast du es gehasst in die Kirche zu gehen«, fuhr sie fort. »Du hast auf der Kirchenbank jedes Mal einen Wutanfall bekommen. Die ganze Gemeinde hat sich dann zu uns umgedreht und uns angestarrt.«
    »Das war James.«
    »Ich war damals vier«, führte James an, der mittlerweile wieder auf seinem Stuhl saß und eine Bibel im Schoß hielt.
    »Du warst sieben, und du hast dich eingenässt«, widersprach seine Mutter.
    »Er hatte Angst vor dem Priester«, erklärte Peter. »Da war irgendetwas mit seinen roten Haaren, nicht wahr?«
    James schloss die Augen, so als wolle er nicht mehr daran erinnert werden.
    »Und jetzt seid ihr beide zu religiösen Fanatikern geworden«, meinte sie ärgerlich.
    Die Antwort kam wie aus einem Mund: »Wir sind keine religiösen Fanatiker!«
    »Da bin ich aber erleichtert«, knurrte sie, doch ihr Tonfall strafte ihre Worte Lügen.
    Das darauffolgende Schweigen war so deutlich, dass man sogar das Summen der Insekten hören konnte, die sich in die Küche verirrt hatten. Lu See räusperte sich.
    Ihre Mutter sah von ihrem Kartenspiel auf, das sie auf dem Küchentisch ausgebreitet hatte. »Was ist los? Stimmt irgendetwas nicht?«
    »Nein, es ist alles in Ordnung.«
    »Du klingst, als hättest du einen Frosch im Hals. So räusperst du dich doch nur, wenn irgendetwas nicht stimmt.«
    »Es ist alles in Ordnung. Ich habe gerade Mabel ins Bett gebracht.«
    Ihre Mutter erhob sich von ihrem Stuhl, um den Wasserkessel auf den Herd zurückzustellen. Ihre bloßen Füße tappten dabei leise über den Boden. »Möchtest du einen Tee?«
    Lu See lehnte dankend ab.
    »Dann vielleicht eine Scheibe Bananenbrot? Oder Erdnüsse, mah, wir haben jede Menge Erdnüsse.« Sie nickte ihrer Tochter ermutigend zu. »Komm und iss etwas.«
    Dies, so wusste Lu See, war die Art ihrer Mutter, ihre Liebe zu zeigen: sie mit Essen vollzustopfen.
    Lu See schüttelte den Kopf und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Sie roch noch immer nach den Gewürzen, die sie beim Kochen verwendet hatte. »Beim Oberst ist etwas vom Reis übrig geblieben.«
    »Aber du hast nichts davon gegessen«, stellte ihre Mutter fest.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Du trödelst herum, und niemand trödelt mit vollem Magen. Das ganze Land hungert, und du verzichtest darauf, das, was bei ihm übrig bleibt, zu essen.« Sie stellte eine große Schale mit Erdnüssen auf den Tisch. »Hilfst du mir bitte beim Schälen?«
    Lu See zog einen Stuhl heran. »Nur fürs Protokoll, ich habe nicht getrödelt.«
    »Nur geschmollt«, sagte Peter.
    »Genau«, fügte James hinzu.
    Peter zeigte wie Moses mit dem Finger zum Himmel hinauf. »Denn sie werden Arbeiter genannt und sollen keine Müßiggänger sein.«
    James lächelte. »Thessalonicher?«
    »Genau.«
    James begann, die Bibel auf seinem Schoß durchzublättern. »Lass mich raten, Kapitel 15, Vers …«
    » Cha! Seid ihr jetzt endlich einmal still?!«, rief ihre Mutter. »Ständig sagt ihr, in der Bibel steht dies, in der Bibel steht das, Jehova sagt dies, Jehova sagt das. Schnickschnack! Können wir nicht einmal einen einzigen Abend ohne dieses ständige Predigen und dieses ewige Gezänk verbringen! Nehmt euch ein Beispiel an der stillen Anmut eurer Schwester.«
    Peter runzelte die Stirn.
    »Jetzt hast du ihn verärgert«, bemerkte James.
    Lu Sees Mutter schälte eine Erdnuss und schob sie sich in den Mund. »Ein einziges deutliches Wort, und schon ist er eingeschnappt.«
    »Nein, bin ich nicht.«
    »Peter, du kannst dich nicht dein ganzes Leben lang wie ein Waschlappen benehmen, vor allem jetzt nicht, da Ah-Ba nicht mehr unter uns ist. Cha! Sieh dich doch nur einmal an. Du machst ein Gesicht wie ein Korb voller Krabben.«
    »Oberst Tozawa sagt, dass ich

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