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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sind durchweg in bester Form. Sämtliche Tests sind von den Burschen mit Bravour durchgestanden worden. Auch die extremsten Belastungen.«
    Soriano nickte. Er griff zum Telefon und rief Catania, Messina und Neapel an. Die Werbeaktion für die ›Fremdenlegion‹ wurde gestoppt. Dr. Nardo wartete, bis die Gespräche beendet waren, und legte dann Soriano eine Liste vor.
    »Dr. Volkmar hat vier Patienten für eine Transplantation vorgesehen«, sagte er. »Nach vergleichenden Laborergebnissen haben wir für sie auch die Herzen.«
    »Vier?« Soriano hob die Augenbrauen. »Wir haben elf Kranke hier.«
    »Bei sieben Patienten hält Dr. Volkmar einen Herzaustausch nicht für erforderlich.«
    »Ich kläre das!« Soriano erhob sich. »Sprechen Sie mit den Kranken, Pietro, und versprechen Sie ihnen, daß ihnen geholfen wird.«
    Unmöglich, dachte er, als er in seinem Wagen saß und zurück nach Solunto fuhr. Man muß das Enrico einmal klarmachen! Man kann doch nicht vierzehn Millionen Dollar einfach nach Hause schicken! Wie soll man das der ›Gesellschaft‹ gegenüber verantworten?

Achmed ibn Thaleb hatte die totale Herzverpflanzung gut überstanden. Das neue Herz des jungen unbekannten Fischers schlug kräftig in seiner Brust, der Blutdruck war fast normal, der Schlagrhythmus, wie ihn der Schreiber des Meßgerätes aufzeichnete, zufriedenstellend. Thaleb hing noch an etlichen Tropfflaschen, seine Brust war überzogen mit Drähten und Kontaktbändern, an die man eine Reihe Instrumente angeschlossen hatte. Wer zu ihm wollte, mußte zwei Sterilzellen durchlaufen, wurde bestrahlt und besprüht, wechselte die Kleidung und war, wenn er das eigentliche Krankenzimmer der Intensivstation betrat, nach menschlichem Ermessen frei von allen Keimen und Bakterien. In den ersten Tagen trug jeder auch noch Atemmasken, um keine Infektionen mit dem Atem einzuschleppen.
    Louis Waskansky in Kapstadt war gestorben. Nach achtzehn Tagen mußte Professor Barnard vor der Lungenentzündung kapitulieren. Er war in einen Teufelskreis geraten: Einerseits mußte man Waskansky mit Mitteln vollpumpen, die eine Immunreaktion des Herzens aufhielten, andererseits entzog man damit dem Körper jede Abwehrbereitschaft gegen die einfachsten Infektionen. Ein aussichtsloser Kampf war beendet.
    Dr. Soriano war sehr in Sorge, als im Fernsehen gezeigt wurde, wie Professor Barnard, abgespannt, mit tiefen Ringen unter den Augen, total erschöpft und sichtlich erschüttert, das Groote-Schuur-Hospital verließ und den Fernsehreportern gestand: »Wir haben alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Hier konnte kein Mensch mehr helfen.«
    Aber auf die Frage: »Wollen Sie trotzdem weiter Herzen verpflanzen?« hatte Barnard ganz klar geantwortet: »Ja!«
    Volkmar sah diese Sendung in seinem Gästehaus. Loretta war wieder bei ihm, in einem traumhaften Negligé aus gelber Seide, so dünn gesponnen, daß ihr herrlicher Körper wie von einem Schleier umgeben war. Sie lag auf der Couch, den Kopf in seinem Schoß, und streichelte seine behaarte Brust, während auf dem Bildschirm Professor Barnard weitere Reporterfragen abwehrte und zu seinem Wagen lief.
    »In zwei Tagen ist Weihnachten«, sagte sie und küßte seine Hände, die über ihre Augen glitten.
    »Erinnere mich nicht daran!«
    »Ich weiß, was Pa dir schenken wird.«
    »Zehn Herzkranke. Sie liegen schon in der Klinik.«
    »Eine große Segelyacht. Morgen kommt sie direkt von der Werft.«
    »Eine Segelyacht! Für mich! Das ist ja ein Hohn!«
    »Mit vier Mann Besatzung.«
    »Aha! Das sind vier Wächter, die verhindern sollen, daß wir vor dem Wind in die Freiheit segeln!« Er machte sich von Loretta frei, ging zum Fernseher, stellte ihn ab und blieb an der großen Glastür zum Dachgarten stehen. Es war eine für Sizilien kalte Nacht; eine Kältewelle zog von Osten über das Mittelmeer und hatte es in den Bergen von Monti Erei sogar schneien lassen. Seit drei Tagen versorgten Militärlastwagen die Bergbevölkerung mit Wasser und Lebensmitteln. Die Straßen waren vereist, die Wasserleitungen zugefroren.
    »Wir müssen weg, Loretta«, sagte er leise. »Nur du kannst da noch helfen. Meine Überwachung ist perfekt. Ein eingleisiges Leben: Von hier zur Klinik und zurück, und immer sind zwei ›nette Freunde‹ um mich.«
    »Wo willst du hin?« fragte sie. »Zurück nach Deutschland? Dort bist du tot.«
    »Man wird schnell begreifen, daß ich lebe.«
    »Und dann?« Sie war hinter ihn getreten und hatte ihn umfaßt. Er spürte den Druck

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