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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihrer Brüste in seinem Rücken und wußte, daß er sich nie von dieser Frau würde trennen können. »Es ist nicht so einfach, als Toter wieder lebendig zu werden. Vor allem die Polizei wird dich fragen.«
    »Natürlich. Und ich habe viel zu erzählen.«
    »Du verlangst, daß ich meinen Vater vernichte?«
    »Er ist der Chef der Mafia, Loretta.«
    »Er bleibt mein Vater. Das kannst du nicht verlangen, Enrico.«
    »Aber du kannst dich damit abfinden, daß ich für die Mafia heimlich Herzen verpflanze?! Pro Herz zwei Millionen Dollar als niedrigste Taxe. Damit kannst du leben?!« Er fuhr herum und drückte sie an sich. Sie verschränkte die Arme um seinen Nacken und war ganz Hingabe. Ihr Körper drängte ihm entgegen. »Ich liebe dich«, sagte er heiser. »Mein Gott, was sollen wir nur tun? So kann es doch nicht weitergehen.«
    »Wir können aber auch Pa nicht verraten. Enrico, ist es nicht gleich, wo du operierst? Ob in München oder New York, London oder Paris? Es sind doch Kranke, die zu dir kommen, Hilfesuchende. Und nur du kannst ihnen helfen!«
    »Sie sind für deinen Vater eine Ware, weiter nichts. Er handelt mit ihnen. Herz gegen Herz, so wie man eine Kiste Apfelsinen kauft und weiterverkauft. Das ist so fürchterlich. Man könnte wahnsinnig werden, wenn man daran denkt.« Er preßte sie an sich und legte sein Gesicht in ihr langes schwarzes Haar. »Ich muß hier raus, Loretta«, sagte er. Es klang wie ein Stöhnen. »Auch ich habe nur Nerven. Die Welt ist doch groß genug für uns! Irgendwo wird es einen Platz geben, wo wir in Ruhe leben können.«
    »Pa wird uns überall finden. Natürlich könnten wir flüchten. Aber es wäre eine Flucht ohne Ende. Nirgendwo hätten wir Ruhe! Nie!«
    »Ich werde mich als kleiner Landarzt niederlassen. Ich werde in der Anonymität versinken.«
    »Und das genügt dir? Das ist das Ziel deines Lebens? Du, der von Gott gesegnete Chirurg. Der erste Arzt, der ein Herz austauschen kann?«
    »Ich sehne mich nach Ruhe, Loretta. Nur Ruhe! Ruhe! Und dazu deine Liebe. Sie ist allein ein ganzes Leben wert.«
    »Wir können es versuchen, Enrico.« Sie führte ihn wie einen kleinen Jungen in das Schlafzimmer, zog ihn an ihre Seite auf das Bett und küßte seine Augen, seine Lippen, seine Stirn. Es war eine Zärtlichkeit, in die man sich verkriechen konnte wie ein sterbendes Tier in eine Höhle.
    Unter dem Streicheln ihrer Hände wurde er ruhiger.
    Er streckte sich aus, schloß die Augen und atmete tiefer.
    Loretta beugte sich über ihn. Seine Lider vibrierten, durch die Mundwinkel lief ab und zu ein Zucken.
    »Ich werde alles versuchen«, sagte sie leise. »Alles. Du weißt gar nicht, wie ich dich liebe …«
    »Danke …«, antwortete er.
    Seine Stimme war weit weg, aber er hatte sie gehört und war glücklich.
    Am nächsten Tag war alles wieder anders.
    Dr. Nardo rief aus der Klinik an. Auch die Patienten hatten im Fernsehen den Bericht aus Kapstadt verfolgt und waren unruhig geworden. Waskansky war tot. Die erste bekanntgewordene Herztransplantation endete mit einer Niederlage der Ärzte. Wiederholte sich das alles nun hier im stillen? Oder konnte man hier mehr als in Kapstadt? Gab es hier bessere Chirurgen als Professor Barnard? War das Todesurteil schon gesprochen, wenn man in den Operationssaal gerollt wurde? Zwei Millionen Dollar hatte man für ein neues Herz hingeblättert. Vorauskasse. Da war Dr. Soriano vorsichtig und eisern. Kaufte man für zwei Millionen Dollar nicht mehr als ein verlängertes Sterben?
    Dr. Nardo ging von Zimmer zu Zimmer und versuchte, die Kranken zu beruhigen. Er zeigte Fotos von Achmed ibn Thaleb, der munter im Bett saß und aß. Zwar war es noch flüssige Kraftnahrung – aber er saß aufrecht im Bett, von allerlei Drähten und Schläuchen umgeben, und lächelte in die Kamera. Ein paar Ärzte umringten ihn und lächelten siegessicher mit.
    Fotos! Was sagten sie schon aus? Fünf Minuten nach diesen Aufnahmen konnte Thaleb schon zusammengebrochen sein und mit dem Tod ringen. Das fotografierte man nicht. Eine Besichtigung des Operierten war ausgeschlossen, wegen der Infektionsgefahr, aber man hatte Thaleb ein Tonband besprechen lassen, das Dr. Nardo nun in jedem Zimmer abspielte.
    Thaleb sagte mit recht munterer Stimme: »Mir geht es gut. Das neue junge Herz ist wunderbar! Ich fühle mich um dreißig Jahre jünger! Früher konnte ich nur einen Satz sprechen, dann mußte ich nach Atem ringen. Jetzt – Sie hören es ja! Man hat in mir die Zeit zurückgedreht.

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