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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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heiraten.«
    »Und Sie glauben, daß er dann alles schluckt, was Sie ihm vorsetzen?«
    »Das nicht.« Dr. Soriano lachte fröhlich. Direkt vor seinem riesigen Fenster bespritzten sich zwei kleine Jungen mit Wasser und quietschten vor Vergnügen. »Aber er wird keine Zeit haben, sich um mehr zu kümmern als um seine Herzpatienten und um seine junge Frau. Meine Tochter ist ein Ausbund von Temperament und neunzehn Jahre jünger als Dr. Volkmar. Er wird pro Tag vierundzwanzig Stunden ausgelastet sein!«
    »Und wie lange wollen Sie das durchhalten?«
    »Welche Frage!« Soriano schlug die Beine übereinander. Das Telefon auf dem Glastisch neben ihm schellte, er hob den Hörer ab, nahm stumm das Gespräch entgegen und legte ohne Kommentar wieder auf. »Worthlow. Er hat Dr. Volkmar gerade abgeholt und fährt ihn nach Hause. Im Augenblick wird noch die Intensivüberwachung kontrolliert. Man hat Thaleb gerade an die Geräte angeschlossen. Der letzte Akt der Operation. – Ach ja, Ihre Frage. Wie lange? Solange es Herzen gibt, die ausgetauscht werden müssen. Dr. Volkmar ist jetzt zweiundvierzig, gesund, durchtrainiert, sportlich. Das wird er bleiben. Er schwimmt gern, spielt Tennis, Golf, hat sogar einen Segelschein gemacht. Wenn er mit Loretta verheiratet ist, schenke ich ihm eine große Yacht. Unter diesen Aspekten kann er noch gut fünfundzwanzig Jahre im OP stehen und als Lehrmeister seine Nachfolger ausbilden. Stimmt's, Dr. Daniele?«
    »Man kann das Schicksal nicht in eine mathematische Formel pressen, Don Eugenio …«
    »In etwa doch.« Dr. Soriano legte die langen schmalen Hände aneinander und blickte hinaus zu den fröhlichen Kindern. »Einmal werde auch ich Enkel haben«, sagte er langsam. »Das ist ein Fundament, auf das man eine Zukunft bauen kann: die Familie Volkmar … oder, wie sie offiziell heißen wird: Die Familie Dr. Monteleone. – Warum sollte man da noch Fragen stellen?«
    Die illegalen ›Werbebüros der Fremdenlegion‹ in Messina, Catania und Neapel meldeten einen Zulauf, den man selbst bei größtem Optimismus nicht für möglich gehalten hätte. Es gab anscheinend doch mehr junge Männer, die sich von einem Dasein als Söldner eine Welt voller Abenteuer versprachen, obwohl gerade in der letzten Zeit sehr viel Entlarvendes über die Fremdenlegion geschrieben wurde und Indochina, Algerien und Somaliland zum Inbegriff elender Schinderei und eines dreckigen Sterbens geworden waren.
    Die ›Büros‹ hatte man als Gemüseläden getarnt. Ein guter Einfall, denn bei einem Gemüseladen geht es raus und rein, und niemand findet etwas Auffälliges an der Tatsache, daß neben vielen Hausfrauen auch junge Männer sich für Orangen, Grapefruits, Salate oder Melonen interessieren. Und während im eigentlichen Laden zwei nette Verkäuferinnen die Kunden bedienten und auch viele Touristen und Ferienwohnungsmieter ihr frisches Gemüse auswählten, saßen ein paar der jungen Männer in zwei Hinterzimmern, füllten Fragebogen aus, ließen sich – als erste Untersuchung – den Oberkörper abhorchen, den Blutdruck messen, mußten auf Trimm-dich-Fahrrädern strampeln und wurden an Herzrhythmus- und Atemmeßgeräte angeschlossen.
    »Nur ganz harte Burschen können wir gebrauchen!« sagte der ›Gemüsehändler‹ und blickte in die erwartungsfrohen Augen der ›Kandidaten‹. »Ob auf Korsika oder in Dschibuti, der Dienst ist hart und die Weiber sind geil! Das muß man durchstehen können!«
    Die Jungen lachten, unterzogen sich allen Tests und waren glücklich, wenn der Gemüsehändler am Ende aller Untersuchungen sagte: »Ich glaube, dich können wir gebrauchen. Aber das wird in der Zentrale entschieden.«
    Die Ausgewählten bekamen ihr Handgeld, zweihunderttausend Lire, das sind gut fünfhundert Mark, und einen Zettel, auf dem stand: »Übermorgen, um 5 Uhr früh, auf dem Platz Garibaldi!«
    Es konnte tatsächlich nicht auffallen: Um 5 Uhr früh stand auf dem Platz ein Kleinbus, gleich nach der Haltestelle der städtischen Busse, ein freundlicher Fahrer begrüßte die fünf oder sechs Burschen und besänftigte ihren Abschiedsschmerz ein wenig, indem er sagte: »Kopf hoch, Kameraden! In der Legion wird eure neue Heimat sein! Wenn alles gutgeht, habt ihr nächste Woche schon euren ersten Ausgang in'n Puff!«
    Die Jungen lachten, stiegen in den Bus und fühlten sich bereits jetzt stolz und stark.
    Die Fahrten von Messina und Catania aus, quer durch Sizilien, dauerten nicht lange. Wer von Neapel herüberkam, erlebte

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