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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hunderttausend Dollar für das Kinderheim zu stiften.
    Die große Bescherung bei Soriano vollzog sich nach eingespieltem Ritus: Zuerst wurde das Personal beschenkt, an der Spitze Reginald Worthlow, der eine vollautomatische goldene Uhr erhielt. Man sah ihr von außen nicht an, daß sie ein kleiner Sender war, eine Wanze, wie es im Gangsterjargon heißt. Da Volkmar immer, wenn er etwas Besonderes zu sagen hatte, die in seinem Haus versteckten Abhörgeräte durch lautgedrehte Radio- oder Schallplattenmusik taub machte, sollte jetzt Worthlow mit seiner schönen goldenen Uhr immer in der Nähe sein. Ein Danaergeschenk – denn nun war es auch Worthlow unmöglich gemacht worden, mit Volkmar in der bisherigen Art zu sprechen.
    Die Segelyacht war eingetroffen. Sie ankerte etwa hundert Meter von der Küste entfernt im Meer, hatte in der Heiligabend-Nacht über die Toppen geflaggt und war mit Lichterketten hell erleuchtet. Soriano, in einem schwarzen Seidensmoking, den Arm voll dunkelroter Rosen – an jeden Rosenstiel war ein Geschenk gebunden, kleine Päckchen mit märchenhaftem Schmuck –, kam zu Volkmar hinauf; ein Gastgeber und zukünftiger Schwiegervater voll ehrlicher Feiertagsfreude.
    Worthlow hatte den Tisch gedeckt. Loretta war seit drei Stunden bei Volkmar, in einem langen, dunkelroten Abendkleid, tief ausgeschnitten, um die Schulter hatte sie einen hüftlangen Chinchillapelz gelegt. In das offene schwarze Haar hatte die Friseuse, die jeden Tag ins Haus kam, kleine goldene Blüten geflochten.
    »Du bist von einem anderen Stern«, hatte Volkmar leise gesagt, als sie ins Zimmer kam. »Ich wage nicht, dich zu berühren.«
    »Küß mich!« hatte sie geantwortet und den Kopf vorgestreckt. »Küß mich sofort! Du sollst spüren, wie irdisch ich bin …«
    Da hatte sich Worthlow schnell in die Eingangshalle begeben. Seine Armbanduhr brauchte nicht alles zu übertragen …
    »Unser erstes gemeinsames Weihnachten!« sagte Soriano mit gerührter Stimme. Und unser letztes, dachte Volkmar. Er spürte, wie Lorettas Hand nach ihm tastete. Er ergriff ihre Hand und zog sie an sich. Soriano sah es und lächelte wie ein glücklicher Vater.
    »Ich glaube, es ist an der Zeit, dir zu danken, Enrico«, fuhr er fort. »Vergessen wir, daß alles nur wie ein Geschäft aussah, daß alles eine fruchtbare Idee war. Es hat sich so vieles anders entwickelt, als ich's mir ausgedacht hatte. Aus einem Gast ist mein Sohn geworden.«
    »Einen Augenblick, Don Eugenio«, unterbrach ihn Volkmar. Er spürte, wie sich Lorettas Finger um seine Hand verkrampften. Ihre langen Nägel drangen in seine Haut. Nicht, bitte nicht, nicht jetzt, hieß dieser schmerzhafte Druck. Schluck es hinunter, Enrico! Mir zuliebe! Es ist Weihnachten, das Fest der Liebe. Laß ihn reden. Laß es an dir ablaufen wie Wassertropfen. Bitte!
    »Ich weiß, was du sagen willst.« Soriano schüttelte langsam den Kopf. »Wir werden uns immer bekämpfen. Aber was soll's? Loretta liebt dich, ihr werdet bald heiraten, du wirst für mich wie ein Sohn sein. Wer kann mir verwehren, so zu denken? Aber es ist nicht nur das, was ich dir heute sagen will. Du hast eine medizinische Großtat vollbracht, wie noch kein Arzt vor dir. Und sie ist nur möglich geworden durch mich! Wir zwei haben eine Welt verändert. Über alle geschäftlichen Interessen hinaus ist das etwas Wunderbares, selbst für mich kaum Faßbares: Man kann Herzen auswechseln! Dieses große Erlebnis, das immer wiederkehren wird, schweißt uns zusammen, Enrico!«
    »Muß ich mir das wirklich anhören?« sagte Volkmar hart. Es war ihm unmöglich, diese Reden noch länger zu ertragen.
    »Nein!« Soriano winkte ab. »Es ist schon vorbei. Du solltest nur wissen, daß es auch für mich noch Dinge gibt, die mich erschüttern können.« Er ging an Volkmar und Loretta vorbei auf den Dachgarten und breitete die Arme, als wolle er sagen: Mir gehört die ganze Welt! »Komm heraus! Sieh dir das an. Mein Geschenk für dich und Loretta.«
    Eine Weile stand Volkmar stumm an der Brüstung des Dachgartens und blickte hinüber zu der hellerleuchteten weißen Segelyacht auf dem nächtlichen Meer. Für ihn ein unwirklicher Anblick. Meine Yacht, dachte er. Der kleine Oberarzt und Dozent für Chirurgie aus München besitzt eine Yacht, die gut und gern eine Million gekostet hat. Oder rechnen wir anders: ein halbes Herz! Und warum besitzt er diese Yacht? Hat er dafür geschuftet, hat er geerbt? Nein! Er liebt die Tochter eines Mafia-Bosses und ist der

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