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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Sitzen, tranken Wein, den ihnen der Copilot servierte, und sprachen nur wenig miteinander.
    Ihr Auftrag machte ihnen zu schaffen. Paolo Gallezzo war es, der immer wieder in die Zeitung starrte und die Unterlippe vor und zurück schob. Er war Uhrmacher und besaß einen schönen Laden in Palermo. In der ›Familie‹ nannte man ihn nur den ›Vollstrecker‹.
    Es war einfach, zu sagen: »Bringt ihn her!«
    Wer das Hochland von Sardinien und den Stolz der Sarden kennt, kann verstehen, daß Gallezzo und seine Männer einige Sorgen hatten.
    Bringt ihn her!
    Wozu brauchte Dr. Soriano einen Herzspezialisten?
    Ein großer Vorteil ist es, Verbindungen zu haben, einflußreiche Bekannte, ›gute Adressen‹, Empfehlungen, die einem verschlossene Türen öffnen. Man sollte auch gewisse Schwächen und peinlich versteckte Affären jener Personen kennen, dessen Dienste man benötigt.
    So wunderte sich der Südfruchthändler Adriano Oreto in Cagliari nicht übermäßig, als vier modisch gekleidete Herren unter Ausschaltung seiner Sekretärin, die verstohlen den Alarmknopf drückte, in sein großes Büro traten und die Tür hinter sich schlossen.
    Adriano hatte hinter seinem dicken Schreibtisch Deckung genommen und seine vornehmen Gäste begrüßt, indem er sie in den Lauf eines Schnellfeuergewehrs blicken ließ. Außerdem war durch den Alarm, den die schöne Lucia ausgelöst hatte, in den Lagerhallen der ›Frucht-Compagnie Sardinien‹ ein Kommando zusammengerufen worden: zehn stämmige, schußerfahrene Burschen, die in wenigen Minuten zur Stelle sein mußten.
    »Es wäre gut, sich ruhig zu verhalten!« sagte Oreto hinter seinem Schreibtisch, der wie eine Panzerplatte wirkte. »Reingekommen seid ihr, aber 'raus kommt ihr nicht mehr. Wer hat euch Idioten bloß zu mir geschickt?«
    »Es wäre bedauerlich, Don Adriano, wenn hier Mißverständnisse aufträten.« Paolo Gallezzo nahm seinen weichen, weißen Hut ab und setzte sich in einen der Ledersessel, die dem Büro einen seriösen Anstrich verliehen. Die drei anderen stellten sich rechts und links von der Tür auf und steckten die Hände in die Hosentaschen. Oreto wußte: sie taten das nicht etwa, weil sie kalte Hände hatten. »Ich soll Ihnen einen Gruß bestellen von Don Eugenio«, fuhr Paolo Gallezzo fort.
    »Von wem?« fragte Oreto hinter seinem Tisch. Draußen hörte man das Geräusch vieler Füße, die über Marmorböden rannten. Es klappt, dachte Oreto zufrieden und stolz. Wir hatten es zwar noch nie nötig, aber wir haben es immer trainiert, so wie man auf jedem Schiff das Anlegen der Schwimmwesten und das Einbooten übt. Die Welt ist schlecht. Man muß auf alles gefaßt sein.
    »Don Eugenio Soriano …«
    »Palermo?« Oretos Kopf tauchte hinter dem Schreibtisch auf. Er konnte es wagen, auch wenn es eine Falle sein sollte. Draußen vor der Tür standen seine Männer. Er drückte auf eine Taste, die einen Lautsprecher im Sekretariat einschaltete, und sagte: »Wartet noch! Ich habe vier ehrenwerte Männer zu Besuch. Sie wollen Erklärungen abgeben. Wie sieht es aus, Alfredo?«
    »Gut, Don Adriano.« Der Mann, der Alfredo hieß, schien noch etwas kurzatmig vom schnellen Laufen. »Türen sind besetzt, Fenster werden beobachtet. Wir sind zwanzig Mann.«
    »Sehr gut, Alfredo.« Oreto schaltete den Lautsprecher aus und wuchs nun hinter seinem Schreibtisch zu ganzer Größe. Er war ein flotter Sechziger mit weißem, gepflegtem Haar. Er hätte beispielsweise einen sehr ansehnlichen Kardinal abgegeben. Doch seine Augen strahlten keineswegs klerikale Milde aus; scharf und unruhig blickten sie von einem Mann zum anderen.
    »Haben Sie das nötig?« fragte Gallezzo und schlug die Beine übereinander. »Ist das hier eine so wilde, unzivilisierte Gegend?«
    »Hat Don Eugenio keine – Freunde?« fragte Oreto zurück. »Was haben Sie mir zu sagen?«
    »Es geht um eine Auskunft.« Gallezzo warf die Zeitung auf den Schreibtisch. Den Artikel über Dr. Volkmar hatte er rot umrandet. Adriano warf nur einen Blick darauf und schüttelte den Kopf.
    »Ich habe es gelesen, Signori. Aber damit haben wir nichts, gar nichts zu tun. Unsere Interessen liegen auf wirtschaftlichem Gebiet und in der Unterhaltungsbranche. Was sollen wir mit einem deutschen Arzt?«
    »Es war uns klar, daß Sie in solche Geschäfte nicht einsteigen«, sagte Gallezzo. »Don Eugenio ist aber der Ansicht, daß Sie uns trotzdem weiterhelfen könnten. Wer hat Dr. Volkmar entführt? Wer ist hier auf diese Art Handel spezialisiert?

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