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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gedacht? Ich weiß … Sie haben die Herzspender entdeckt. Sie sollten das nie erfahren, aber nun ist es passiert und nicht mehr rückgängig zu machen. Wir werden den dämlichen jungen Arzt und auch Dr. Nardo für diese Nachlässigkeit zur Rechenschaft ziehen. Ich bitte Sie, Enrico, in Zukunft auf Dr. Nardo zu verzichten und mit Dr. Zampieri als Oberarzt zusammenzuarbeiten.«
    »Wieder zwei Tote?!« Dr. Volkmar starrte auf das Rotweinglas. »Sie waten im Blut und können noch blutroten Wein trinken?!«
    »Alles ist Nervensache. Ich weiß bloß nicht, was sich Loretta und Sie dabei gedacht haben, über Rom ins Ausland zu flüchten. Gut, von Loretta kann ich das verstehen. Liebe macht blind, und von der Konstruktion unserer ›Gesellschaft‹ hat sie keine Ahnung. Aber Sie, Enrico, Sie hätten wissen müssen, daß es keine Flucht gibt! Wo auf dieser Erde könnte ich Sie nicht erreichen? Wissen Sie darauf eine Antwort? Gewiß – Sie wollten mich vernichten. Welche Dummheit! Wer bin ich denn?! In Ihren Augen der allmächtige Don Eugenio, aber innerhalb der ›Gesellschaft‹ nur der Statthalter von Sizilien. Ein Capo unter Capi, verantwortlich für die italienischen Transaktionen. Auch ich muß mich ducken unter dem Capo di Tutti Capi – und der sitzt in New York!« Dr. Soriano trank einen Schluck Wein. Seine Kehle brannte – nicht vom vielen Sprechen, sondern von der beklemmenden Erkenntnis: Zuerst kommt die Organisation, dann das eigene Leben. Wer das nicht begriff – im Bett würde der nicht sterben. »Enrico, was haben Sie mir angetan!«
    »Wie viele Menschen haben Sie auf dem Gewissen?« schrie Volkmar. »Ach was, Gewissen! Sie haben ja keins!«
    »Sie haben wirklich keine Ahnung, was Sie getan haben.« Dr. Soriano ließ sich auf die Couch zurückfallen und stützte den Kopf in beide Hände. Plötzlich sah er sehr alt aus, verfallen, grauhäutig, mitleiderregend. Ein Greis in einem eleganten hellgrauen Flanellanzug. »Sie werden morgen operieren und Zeuge ein, wenn man das gesunde Herz herausnimmt.«
    »Sie sind verrückt, Soriano!« sagte Volkmar entsetzt. »Mein Gott, Sie sind tatsächlich ein pathologischer Fall!«
    »Das ist ein Befehl, Enrico.«
    »So etwas können Sie nicht befehlen! Ich werde in dieser Mörderklinik nie mehr operieren!«
    »Sie werden!« Soriano sah Volkmar aus wässerigen Augen an. Volkmar erschrak. Du lieber Himmel, er weint ja! Dr. Soriano hockt da auf der Couch und weint lautlos vor sich hin. So etwas gibt es doch nicht. »Enrico –«, Soriano schluchzte tatsächlich. – »Sie müssen operieren! Und Sie werden es.«
    »Nein! Nie!«
    »Morgen um neun Uhr vormittags ist alles bereit. Der Patient Lyonel McHartrog aus Edinburgh …«
    »Ich bin in Ihrer Hand, Sie haben die Macht. Machen Sie Gebrauch davon! Lassen Sie mich umbringen!«
    »Sie werden operieren, Enrico.« Dr. Soriano holte tief Luft. Und plötzlich sprang er auf und schrie: »Im anderen OP wird der Herzspender liegen – und neben ihm Loretta!«
    »Loretta …«, stammelte Volkmar und fühlte, wie er in den Knien einknickte. Er mußte sich setzen, begann zu zittern.
    »Wenn Sie sich weigern, wird Dr. Zampieri die Operation ausführen. Aber man wird Lorettas Herz dazu nehmen! Begreifen Sie das?! Lorettas Herz!« Soriano brüllte es durch den Raum und hieb bei jedem Wort mit den Fäusten auf die Schreibtischplatte. »Lorettas Herz!«
    »Sie Satan aller Satane –«, stammelte Volkmar. »Dazu wären Sie fähig?«
    »Ich? Wer spricht von mir?« Sorianos Kopf fiel auf die Tischplatte. Er kniete vor Volkmar und weinte laut wie ein Kind. »Warum habt ihr das getan? Willst du morgen um neun Uhr zusehen, wie man Loretta …« Er schlug mit der Stirn auf den Tisch, immer und immer wieder, bis die Haut aufplatzte und Blut über sein Gesicht rann. »Sie haben es befohlen!« heulte er dabei. »Mein Kind, mein Engel, meine Loretta … Enrico, du mußt operieren … Ich flehe dich an … Vor unseren Augen werden sie Loretta das Herz aus der Brust reißen! Eure Flucht war mein Fehler, und Fehler sind bei uns Todesurteile. Enrico, es gibt keine andere Entscheidung mehr …«
    Dr. Soriano beruhigte sich nur langsam, er drückte eine Lage Zellstoff auf seine aufgeplatzte Stirnhaut und stierte vor sich hin. Volkmar hatte nacheinander über den Fernsehschirm alle Stationen der Klinik abgerufen. Es lief alles so normal, als habe sich in den letzten Stunden nicht alles verändert. In den Krankenzimmern lagen die reichen Männer mit den neuen

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