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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ärztlichen Kollegen mit mir machen, wenn ich die Wahrheit erzähle? Dein Vater hat es richtig gesehen: Der Dr. Heinz Volkmar aus München ist tot! Für alle Zeiten! Und sollte er jemals wieder auftauchen – auch dann ist er erledigt. Er braucht nur zu berichten, wo er gewesen ist und was er getan hat. Vierzehn erfolgreiche Herztransplantationen – erkauft mit vierzehn Morden! Das ist so satanisch, daß man den Verstand darüber verlieren muß!« Er breitete die Arme aus und stand da, als habe man ihn gekreuzigt. »Ich habe keine Zukunft mehr, Loretta! Ich bin vernichtet. Aber du kannst dich noch retten!«
    »Solange ich lebe, wirst auch du leben können«, sagte sie. »Ist das nicht eine ganz einfache Formel: Du und ich! Sie ist mehr wert als alles andere auf der Welt. – Komm!«
    Sie trat auf ihn zu, umfaßte sein Gesicht und küßte ihn. Dann ging sie zum Schreibtisch, nahm seine Jacke von der Sessellehne und half ihm hinein.
    »Ich möchte alles in die Luft sprengen!« sagte er heiser. »Alles! Mein Gott, was ist aus mir geworden!«
    »Komm!« Sie faßte nach seiner Hand und zog ihn mit sich aus dem Zimmer. In der Eingangshalle begrüßten ihn ahnungslos die Kinderschwestern, die mit den Kleinen aus dem geheizten Hallenbad kamen. Kinderlachen und tobende Lebensfreude – es schlug über Volkmar zusammen.
    Er nickte den Schwestern zu, senkte den Kopf und lief, als werde er gejagt, ins Freie. Dort wartete der Chauffeur und Leibwächter Giuseppe neben dem weißen Lancia, den Soriano großzügig Dr. Volkmar zur Verfügung gestellt hatte. Wie ein gelernter Herrschaftsfahrer riß Giuseppe die Tür auf und zog seine Mütze.
    Eine Fahrt wie immer: Von Camporeale nach Solunto. Nur eine kleine Änderung fand statt: Loretta stieg nicht mit Volkmar in den Fond des Wagens, sondern setzte sich auf den Beifahrersitz neben Giuseppe.
    Aha, sie haben Streit, dachte Giuseppe und grinste. Sprechen kaum miteinander, sehen sich nicht an. Warum sollen sie auch anders sein als alle Pärchen?
    Er warf die Türen zu, ging um den Lancia herum und fuhr ab. Außerhalb von Camporeale, auf der gewundenen Straße nach Alcamo, wo man auf die Schnellstraße nach Palermo stieß, sagte Loretta leichthin: »Giuseppe, halt einmal an.«
    »Hier?« Er bremste und begriff nicht, was sie in dieser Gegend unternehmen könnte: Olivenhaine, eine Plantage mit Orangenbäumen, ein paar Scheunen, kein bewohntes Haus. Das Windrad eines alten Brunnens drehte sich träge.
    Giuseppe kam nicht mehr dazu, seine Frage zu stellen. Von hinten traf ihn ein fürchterlicher Fausthieb in den Nacken und lähmte ihn. Bei vollem Bewußtsein, aber bewegungsunfähig, erlebte er, wie Dr. Volkmar aus dem Wagen sprang, ihn vom Fahrersitz riß, wie Loretta das Steuer übernahm und wie man ihn nach hinten zum Kofferraum schleifte. Dort traf ihn der zweite Hieb, mit der Handkante gegen die Schläfe. Guiseppe stieß noch einen dumpfen Laut aus – dann brach er bewußtlos zusammen.
    Obwohl Guiseppe nur ein mittelgroßer Mann war, kostete es Dr. Volkmar Mühe, ihn in den Kofferraum zu wälzen. »In meiner Tasche sind Stricke!« rief Loretta.
    Volkmar kam um den Kofferraum herum. Aus der offenen Tür warf ihm Loretta ihre Handtasche zu. Er fing sie auf und blickte hinein. Neben der kleinen Pistole lagen zusammengerollt zwei Stricke und in einer Plastikhülle ein breites Heftpflaster.
    »Du hast an alles gedacht!« sagte er.
    »Die Informationen vom Fernsehen sind perfekt!« rief sie zurück. »Da lernt man genau, was man für eine Entführung braucht …«
    Dr. Volkmar fesselte Giuseppe an Händen und Füßen und klebte ihm das Heftpflaster vor den Mund. Dann klappte er die Lehne der Rücksitze nach vorn, damit Giuseppe mehr Luft bekam und nicht im Kofferraum erstickte.
    »Fertig!« keuchte er, als er sich neben Loretta in den Wagen fallen ließ. »Wieviel Zeit haben wir noch?«
    »Genug, mein Liebling.« Sie küßte ihn auf die Stirn, warf die langen Haare über die Schultern und gab Gas.
    Was Volkmar jetzt erlebte, trieb sogar ihm, der selbst ein scharfer Fahrer war, eine Gänsehaut über den Rücken. In einem Höllentempo fuhr Loretta auf der schmalen Bauernstraße durch das bergige Land, erreichte den Ort Pina di Albanesi, trat, als sie die ausgebaute Straße unter sich hatte, das Gaspedal fast durch, raste über die Paßhöhe und dann den Berg hinunter, schlidderte durch die Kurven und fuhr mit anhaltendem Hupen durch die einsamen Dörfer. Bei Misilmeri erreichten sie die

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