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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Befund nicht. Den Herzstich kann man nähen. Das könnte sogar Ihr Dr. Nardo.«
    »Er sagt nein.«
    »Dann kann ich auch weiterschwimmen.«
    »Und Sie sind Arzt?! Die große, noch geheime Hoffnung der Herzchirurgie? Der Besessene, wie man Sie in München nennt?! Der Chirurg mit den goldenen Händen? Da liegen zwei Todkranke, und Sie drehen hier gemächlich Ihre Runden? Das können Sie verantworten?«
    »Soriano! Reden Sie nicht von Verantwortung!« Dr. Volkmar schwamm zum Poolrand zurück und hielt sich an dem wippenden Ende des Einmeterbrettes fest. »Wieso kommen die beiden Verletzten überhaupt in ein Altersheim und nicht in die chirurgische Klinik von Palermo?!«
    »Bekannte haben sie eingeliefert, weil man weiß, daß wir eine Art Forschungsabteilung …«
    »Da ist doch etwas faul, Don Eugenio! Oder laufen auch die Blutrachen von Sizilien in Ihrer Anwaltskanzlei zusammen?!«
    »Allerdings. Einige, Enrico.« Dr. Soriano lächelte maliziös. »Ich bin sehr beliebt.«
    »Das habe ich bereits gemerkt.«
    »Und Sorgen bestimmter Familien sind auch meine Sorgen. Wir Italiener haben einen ausgeprägten Familiensinn. Sizilien ist dafür ein Musterbeispiel. Wir Sizilianer sind in aller Welt Brüder.«
    »Nur nicht in den USA, wo sich die Cosa-Nostra-Familien gegenseitig mit Maschinenpistolengarben begrüßen.«
    »Wollen wir über Familienfehden diskutieren, Enrico?« Dr. Soriano beugte sich vor und klopfte auf das wippende Sprungbrett. »Helfen Sie nun?«
    »Ich sehe mir die Verletzten nur an!«
    »Maria sei Dank! Das ist wenigstens ein Schritt vorwärts!«
    Volkmar kletterte aus dem Pool und warf sich den weißen Bademantel über die Schultern. Die Kapuze zog er über den Kopf – jetzt sah er wie ein Mönch aus. »Mein Gott, wie können Sie Maria anrufen?! Ausgerechnet Sie!«
    »Was hat Glauben mit Geschäft zu tun?« sagte Soriano ungerührt. »Ich bin ein gläubiger Mensch.«
    »Das ist eine Moral, die ich nie begreifen werde.« Dr. Volkmar trocknete sich mit einem Frotteetuch und dem Bademantel ab, stieg dann aus der Badehose und lief nackt zum Haus zurück. Worthlow erwartete ihn auf der Terrasse mit einem neuen Bademantel aus dickem Chenille. Dr. Soriano lief neben Volkmar her – es war erstaunlich, wie er noch mithalten konnte.
    »Sie haben einen schönen Körper, Enrico«, sagte er.
    »Wenn Sie als Mann das sagen …« Volkmar schlüpfte in den Mantel.
    »Schade, daß man Sie in dieser herrlichen Manneskraft nicht über zweihundert Jahre erhalten kann!«
    »Vielleicht schaffen das eines Tages meine Kollegen von der Biochemie. Noch ist die kleinste Körperzelle – und erst recht eine Hirnzelle – unserer Erfindungsgabe haushoch überlegen.«
    »Der Wagen wartet, Sir!« sagte Worthlow steif. »Ihre Kleidung liegt im Salon, Sie können sich sofort umziehen.«
    »Ich bewundere Ihre Organisation, Don Eugenio.« Volkmar ging in die Halle und zog sich an. Nicht nur Worthlow half Volkmar beim Umkleiden, auch Dr. Soriano reichte ihm Socken und Krawatte; ein Südländer der gehobenen Klasse geht auch bei größter Hitze nie ohne Kragen und Schlips. An Shorts und am bis zum Nabel offenen Hemd erkennt man den Touristen oder einen Ungebildeten. »Wann kommt Loretta zurück?« fragte Volkmar plötzlich.
    »Sie wartet auf meinen Anruf.«
    »Aha! Ohne Operation keine Loretta mehr?« Volkmar lächelte mühsam. »Und wenn ich Ihnen sage, Soriano, daß mich Ihre Tochter nicht interessiert?!«
    »Dann müßte ich Ihnen sagen, daß Lügen nicht Ihre Stärke ist.«
    »Aber sie soll ja einen reichen Italiener heiraten und eine brave italienische Mama werden …«
    »Ja!« Die Antwort war knapp. Der Butler band Volkmar die Krawatte so locker- oder so fest, daß der Windsor-Knoten keine Falten warf und wie gemalt unter dem Kinn lag. »Sie lieben meine Tochter?«
    »Das wäre sinnlos.«
    »Wie gut wir uns doch verstehen, Enrico.« Dr. Soriano lächelte gütig. »Können wir fahren?«
    »Ja.« Volkmar schlüpfte in eine weißblau gestreifte Jacke, wie man sie auf Yachten trägt. Er sah blendend aus. »Mein einziges Handikap ist, daß ich als Arzt geschworen habe, immer und überall zu helfen. Sogar, wenn ich von Ihnen gerufen werde, Don Eugenio.«
    Im Altersheim, Block III, diesem nur Eingeweihten bekannten OP-Trakt mit den darunter liegenden Forschungskellern und Tierstationen, erwartete man sie bereits. Alles war vorbereitet, wie neulich zu der Operation am Panzerherzen der alten Frau: Eine kleine Armee in grünen OP-Mänteln, die

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