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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gefunden haben, dachte sie und lächelte schwach, während der junge Maler mit ihren vollen Brüsten spielte. Er deutete ihr Lächeln als Bereitschaft, kniete sich vor sie und legte sein Gesicht in ihren warmen, feuchten Schoß.
    Morgen bist du frei, Enrico, dachte sie. Aber ich werde weg sein. Ich bin zu spät gekommen, um mich dir zu schenken. Jetzt bin ich nichts mehr wert. Nie werde ich das blutbefleckte Bettuch aus dem Fenster hängen können, damit sie es alle sehen und sich über unser Glück freuen. Leb wohl, Enrico …
    Jetzt stand sie vor Worthlow, noch in der Zofenkleidung, und sah ihn aus trüben Augen an. »Ich kann es der Signorina nicht sagen, weil sie plötzlich weg ist«, sagte sie mit ganz kleiner Stimme. »Aber ich muß kündigen, ich muß zurück in mein Dorf. Die Nonna ist sehr krank und braucht mich. Vielleicht wird sie bald sterben, aber ich muß bei ihr sein. Ich war so gerne hier, es war eine schöne Arbeit. Aber wenn die Nonna …«
    Worthlow war lange genug in Italien, um zu wissen, daß es für einen Italiener drei heilige Wesen gibt: Die Mutter Gottes, die Nonna und die Bambini. Ist eines in Gefahr, gibt es kein Halten mehr.
    »Wann willst du gehen?« fragte er kurz. Er hatte jetzt andere Sorgen als Annas Großmutter.
    »Wenn ich darf, heute noch.« Anna schluchzte, aber es war keine Trauer um die Nonna, sondern der Abschied von Enrico. Er war weg, fortgefahren mit Loretta, in Sicherheit gebracht. Alles, was sie getan hatte, an was sie geglaubt hatte, daß es ihm zur Freiheit helfen konnte, war falsch gewesen. Dr. Soriano war stärker als die kleine Anna Talana. Mit einem Tonband konnte man ihn nicht vernichten. Sie hatte es eingesehen, als den ganzen Tag über die Gäste durch das riesige Haus liefen und Sorianos Diener ihnen alles zeigten. Vom Keller bis zum Dach, auch das Gästehaus II, in dem Dr. Volkmar gewohnt hatte. Die wertvollen Möbel und Sessel waren mit weißen Nesselbezügen abgedeckt, das Schwimmbecken auf dem Dachgarten entleert, die Bar ausgeräumt … Ein Gästehaus, das lange nicht benutzt worden war.
    »Ich werde es Signorina Loretta mitteilen«, sagte Worthlow und nickte. »Die Nonna! Das ist natürlich ein Schicksalsschlag. Geh zum Verwalter und laß dir drei Monate Lohn auszahlen. Kommst du wieder, wenn die Nonna …«
    »Ich weiß nicht, Signore.« Anna blickte auf den glänzenden Marmorboden. Ich werde in dem Steinhaus auf den Bergen wohnen, dachte sie. Und wenn das Geld verbraucht ist, wird Ernesto wieder die Touristen bestehlen, und ich werde vielleicht meinen Körper an sie verkaufen. Das bringt Lire, viele Lire … Wie mächtig man mit Geld ist, das habe ich hier gelernt.
    »Es ist gut«, sagte Worthlow zerstreut. »Gute Fahrt, Anna.«
    »Danke, Signore Worthlow.« Sie machte einen Knicks und faltete die Hände vor der Brust. »Es tut mir so leid …«
    Dann rannte sie weg, und Worthlow hörte, wie sie laut vor sich hin weinte.
    Bei Dr. Soriano zu arbeiten, ist wirklich ein Glück, dachte er bitter – wenn man so einfältig denkt wie ein Bauernmädchen.
    Bei Einbruch der Dunkelheit fuhr Worthlow mit Dr. Soriano hinaus zum Altersheim. Dr. Volkmar empfing sie wütend und in bester Kampfstimmung. Loretta saß auf einem Stuhl an dem vergitterten Fenster und blickte hinaus in die Nacht. Sie drehte sich nicht um, sie begrüßte ihren Vater nicht. Sie ignorierte ihn. Dr. Nardo hatte schon unten beim Empfang gesagt, daß die Idee mit den Isolierzimmern keine gute gewesen sei.
    »Ich weiß, was Sie sagen wollen, Dottore«, rief Dr. Soriano schon an der Tür. »Gitter, keine Klinken, notdürftig eingerichtete Isolierzimmer! Aber ich mußte schnell handeln, und das war das beste und sicherste.« Er blickte auf den Rücken seiner Tochter und ging langsam auf sie zu. »Loretta …«
    Wie eine geschlagene Katze schnellte sie herum und fauchte ihn an. Ihre Augen waren geweitet vor Zorn. »Was ist hier los, Papa?« schrie sie. »Warum behandelst du Enrico wie einen Gefangenen?«
    Soriano sah zu Volkmar hinüber. »Sie haben ihr noch nichts gesagt?« fragte er sichtlich erstaunt.
    »Nein.«
    »Danke.«
    »Damit kommen Sie von Loretta nicht mehr weg, Don Eugenio. Sie will Erklärungen. Sie sollten sie ihr jetzt wirklich geben!«
    »Enrico wird der Chefarzt einer neuen Klinik bei Camporeale.«
    »Das weiß ich!« fauchte Loretta. »Oder glaubst du vielleicht, du hättest ein hirnloses Püppchen gezeugt?!«
    »Das ist Ihr Einfluß, Dottore!«
    »Leider nicht, Dr. Soriano. Es

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