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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sizilien eine Insel war, auch wenn das Festland sichtbar vor ihm lag, wirkte sich jetzt aus. Bevor man einen Flugplatz oder einen Hafen erreichen konnte, hatte Dr. Soriano diesen schon unter die Kontrolle seiner Leute gebracht. Ein Versteck im Inneren des Landes war ebenso nutzlos, denn niemand kann ungesehen verschwinden, es gibt immer Augen, die einen sehen, und diese Augen kaufte Don Eugenio mit Summen, die ein armer Landarbeiter in seinem ganzen Leben nicht verdienen konnte.
    Der erste, der bei Soriano anrief, als gegen sieben Uhr morgens der erste Tote gemeldet wurde, war natürlich Staatsanwalt Dr. Brocca. Noch war das Ausmaß der angelaufenen ›Aktion‹ nicht zu ahnen oder gar zu übersehen, aber die Art, wie dieser eine Mann, ein reicher Exporteur, zu Tode gekommen war, war so typisch, daß Brocca gleich bei der richtigen Stelle anklingelte: Vincente Lamotta, der Exporteur, wurde in seinem Bett mit einer Drahtschlinge erdrosselt. Da er nicht allein schlief, hatte man seine Geliebte, ein junges Fotomodell, der Einfachheit halber gleich mit liquidiert. Man hatte sie unter dem Kopfkissen erstickt.
    »Was ist los?« fragte Staatsanwalt Dr. Brocca heiser. »Du hättest mir vorher einen Wink geben können, Eugenio …«
    »Ein guter Rat: Fahr in Urlaub. Für zwei Wochen.« Dr. Soriano räusperte sich. Aus dem Altersheim war die Meldung eingetroffen, daß alles in Ordnung sei. Dr. Volkmar bewohnte drei Zimmer der ›geschlossenen Abteilung‹, dem Teil des Altersheimes, in dem man die psychisch Kranken, die Cerebralsklerotiker, die Altersirren unterbrachte. Die Wände waren dick, die Fenster vergittert, die Türen hatten innen keine Klinken. Ein Käfig für die letzten Wochen. »Es ist besser, wenn du nicht da bist, Antonio.«
    »Jetzt? Unmöglich! Was kommt denn noch?«
    »Eine Menge. Melde dich einfach krank!«
    »Dann übernimmt der Oberstaatsanwalt die Untersuchung. Du kennst Casarto … er hat den Ehrgeiz, Generalstaatsanwalt zu werden. Es ist besser, ich werde nicht krank.«
    »Wie du willst«, antwortete Soriano kühl. »Du wirst Arbeit bekommen, Antonio, die dir keinen Ruhm einbringen wird …«
    Und so war es. Nach dem neunten gemeldeten Todesfall – nur drei wurden als Morde angesehen, die anderen galten als Unglücksfälle, allerdings unter sehr dubiosen Umständen – stöhnte Dr. Brocca auf und ergab sich in sein Schicksal. Er bildete eine Sonderkommission, berief eine Pressekonferenz ein und gab, mit Sorianos Erlaubnis natürlich, die folgende Erklärung ab: »Meine Damen und Herren, die Ereignisse der letzten Stunden deuten darauf hin, daß zwei rivalisierende Gruppen sich einen Vernichtungskampf liefern. Wer die Akteure sind, das wird die Polizei noch herausfinden. Wir haben große Hoffnung in dieser Hinsicht. Mehr kann ich Ihnen mit Rücksicht auf die Ermittlungen nicht sagen.«
    Dabei blieb es. Man hatte auch gar nichts anderes erwartet. Die Jagd nach den ›Vollstreckern‹ versandete in Routineüberprüfungen. Um so mehr aber kümmerte man sich um die drei Tonbänder, die von den Zeitungsredaktionen der Staatsanwaltschaft übergeben worden waren. Dr. Brocca ließ sie immer wieder abspielen. Experten und auch Dr. Soriano, als unmittelbar Betroffener, saßen um das Tonbandgerät herum und lauschten der Stimme.
    Der gleiche Text, der gleiche Tonfall, ganz offensichtlich hinter einem vor den Mund gehaltenen Taschentuch gesprochen. Dr. Brocca wischte sich über das schwitzende Gesicht.
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, wer sich dahinter verbergen könnte, Dr. Soriano?« fragte er.
    »Nein! Ich weiß nur, daß ich nichts zu verbergen habe.« Soriano erhob sich abrupt. Die Stimme auf den Tonbändern irritierte ihn mehr, als er zeigen wollte. »Ich lade die Staatsanwaltschaft und die Presse ein, mein Haus vom Keller bis unters Dach zu besichtigen. Sie können jeden meiner Angestellten unter vier Augen befragen. Sie haben freie Hand. Tun Sie, was Sie für nötig halten!«
    »Aber Dr. Soriano!« Dr. Brocca lächelte schief. »Wir sind uns doch darüber im klaren, daß diese Bänder nur ein Verrückter verschickt haben kann. Kennen Sie überhaupt diesen Deutschen Dr. Volkmar?«
    »Nein! Ich erinnere mich nur dunkel, von ihm in den Zeitungen gelesen zu haben. Was sollte ich mit einem Arzt zu tun haben? Ich bin Jurist …«
    »Ist das nicht die Erklärung eines Ehrenmannes?!« sagte Dr. Brocca schnell. »Meine Herren, vergessen wir diese Tonbänder. Sie werden von der Staatsanwaltschaft unter Verschluß

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