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Das Haus des Daedalus

Titel: Das Haus des Daedalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Lächeln auf. »Im Rahmen des Möglichen.«
    »Du hast schon mit ihm gearbeitet, nehme ich an.«
    »Vor sechs oder sieben Jahren«, bestätigte er. »Einer meiner Kunden, ein Sammler aus Lissabon, hat mich gebeten, die Echtheit eines bestimmten Stücks zu prüfen. Ich bin mit einem Stapel Fotos zu Babio gereist und hab sie ihm vorgelegt.«
    Sie sah ihn im Gehen von der Seite an. »Und, war es echt?«
    »Babio hat mich wieder fortgeschickt.«
    »Warum das?«
    »Er hat gesagt, er erstelle keine Expertisen für jemanden, der es ihm nicht einmal gestatte, einen Blick auf das Original zu werfen.«
    »Er konnte doch nicht verlangen, daß du mit solch einem Stück quer durch Europa reist.«
    »Er hat es nicht verlangt. Er hat meinen Auftraggeber einfach vor die Wahl gestellt. Das sei das Beste, was er für uns tun könne, hat er gesagt.«
    »Euch eine Wahl zu lassen?« Coralina schüttelte den Kopf.
    »Babio sagte damals etwas, das ich sehr clever fand. Er meinte, ein Kunstwerk sei nur dann echt, wenn man echte Freude beim Betrachten empfindet. Und keine noch so gute Fotografie könne diese Empfindung hervorrufen, jenen Augenblick, in dem man etwas in Händen hält, das einen wirklich tief im Herzen berührt. Es gehe nicht um Dinge wie Alter oder Herkunft eines Werkes, nur um das Gefühl, das es hervorruft.«
    Coralina rümpfte die Nase. »Klingt nicht sehr professionell.«
    »An der Universität hat man dir natürlich etwas anderes beigebracht. Aber mit den Jahren wirst du schon noch verstehen, was damit gemeint ist.«
    »Oh, besten Dank, Onkel Jupiter«, entgegnete sie spitz.
    Er lachte leise, sagte aber nichts.
    Sie stiegen die Treppe hinauf, die von der Uferstraße zum Vorplatz der Kirche Santa Sabina führte, dem vorderen der drei benachbarten Gotteshäuser. Santa Maria del Priorato bildete den Abschluß dieses steinernen Triumvirats. Jupiter und Coralina folgten einer Straße nach Süden, und wenig später erreichten sie die Kirche Piranesis.
    Rund zwei Dutzend Menschen hatten sich vor dem Portal zusammengefunden. Jupiter hatte die Meldung über den Fund der sechzehn Kupferplatten heute morgen in der Zeitung gelesen und sich gewundert, weshalb die Verantwortlichen es so eilig gehabt hatten, die Nachricht an die Medien zu geben. Jetzt durfte man sich im Vatikan nicht wundern, daß Kunstinteressierte und neugierige Touristen die Kirche belagerten, um einen Blick auf die Geheimkammer zu werfen. Jupiter erkannte das eine oder andere Gesicht, ein paar stadtbekannte Sammler und zwei Dozenten vom kunsthistorischen Institut der Universität. Er hatte früher flüchtig mit ihnen zu tun gehabt. Blicke streiften ihn und Coralina, als sie sich dem Auflauf näherten, doch niemand schien ihn zu erkennen. Das war ihm sehr recht.
    Unweit des Portals stand eine langgestreckte schwarze Limousine mit abgedunkelten Scheiben. Jupiter bemerkte, daß die Fahrertür einen Spalt weit offenstand. Ein Bein ragte hervor, als wollte der Chauffeur den Wagen mit dem Fuß auf dem Pflaster abstützen. Ein schwarzes Hosenbein und ein schwarzer, blank polierter Schuh. Beides teuer.
    »Schau dir das an!« empörte sich Coralina und wies zum Portal. Man hatte gelbes Plastikband gespannt, um den Neugierigen den Eintritt zu verwehren. Dahinter standen zwei Männer, breitschultrige Bodyguards mit kurzgeschorenem Haar und Funkkabeln, die in ihren Ohrmuscheln verschwanden.
    »Sag bloß, das wundert dich?«
    Sie sah ihn an, als hätte er etwas sehr Dummes gesagt, und ihre schwarzen Augen blitzten streitlustig. »Ich muß die Kerle nur ansehen und weiß, daß sie mich nicht hineinlassen werden.«
    Er lächelte nachsichtig. »Das hier ist nicht deine Kirche.«
    »Ich habe die Vorarbeiten geleitet!« widersprach sie aufgebracht.
    »Ich bin Mitglied des Restaurationsteams!«
    Jupiter sah ihr an, daß sie sich weiter ereifern würde, bevor überhaupt etwas geschehen war, deshalb ging er eilig voraus, drängte sich mit halblaut gemurmelten Entschuldigungen durch die Menge und schuf so eine Gasse für Coralina, die ihm mit einer Würde folgte, als sei sie in der Tat die Besitzerin des alten Gemäuers. Er verstand ihren gekränkten Stolz, wußte aber auch, daß es zwecklos war, in solch einer Lage die Beleidigte zu spielen.
    Sie drückte sich eng an Jupiter vorbei und sprach einen der beiden Wachmänner an. Er musterte ihr Gesicht ohne jede Regung und hatte sich gut genug in der Gewalt, um seinen Blick nicht weiter an ihr herabwandern zu lassen. Sehr beherrscht, sehr

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