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Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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vertrauten
Leibwächter. Aber all diese Vorsichtsmaßnahmen hatten
nichts genützt. Sein Mörder war anscheinend über den
gefrorenen Festungsgraben gekommen, die Trittkerben in der
Turmwand hinaufgeklettert, hatte den
Fensterladen entriegelt und Sir Ralph getötet.
    Secundo: Der
Mörder mußte den Tower gut kennen, um von den
Trittkerben in der Mauer zu wissen. Warum hatte das Geräusch
der Fensterläden, die geöffnet wurden - vom Eindringen
des Mörders in die Schlafkammer ganz zu schweigen -, Sir Ralph
nicht geweckt? Eine Stiefelschnalle von Sir Fulke hatte auf dem Eis
gelegen. War das ein Hinweis auf den möglichen
Mörder?
    Tertio: Der junge
Parchmeiner hatte als erster versucht, Sir Ralph zu wecken, aber
geöffnet hatte die Kammer der Lieutenant, Master Colebrooke.
Spielte Sir Ralphs Stellvertreter eine Rolle bei diesem
Mord?
    Quarto: Mowbray war
durch einen Sturz von der Mauer ums Leben gekommen, aber wie war er
gefallen? Wer hatte die Sturmglocke geläutet? Wer war nicht in
Mistress Philippas Gemach gewesen? Nur zwei: Fitzormonde und
Colebrooke. Wieder schüttelte Athelstan den Kopf.
    Quinto: Der Tod des
Ratsherrn Horne. Athelstan zog eine Grimasse. Überhaupt keine
Hinweise.
    Sexto: Fitzormondes
Tod. Er und Cranston hatten wohl gesehen, daß man die Kette
des Bären besser hätte befestigen können, und
Fitzormonde hatte die Gewohnheit gehabt, den Bären
anzuschauen. Aber wer war der Mörder gewesen? Wer hatte den
Bolzen abgeschossen und das Tier damit zu so mörderischer Wut
angestachelt?
    Septimo: Sir Ralph und
andere waren wegen eines schrecklichen Verrats an Sir Bartholomew
Burghgesh gestorben. War Burghgesh vor all den Jahren auf dem
Schiff gestorben oder war er nach England zurückgekehrt? Der
Pfarrer von Woodforde behauptete, ihn gesehen zu haben, und der
Wirt des Gasthauses ebenfalls. War es dieselbe geheimnisvolle
Person, die auch der Wirt in der Goldenen Mitra gesehen hatte? Wenn
ja, dann war Burghgesh vor drei Jahren im
Advent von mindestens drei Leuten gesehen worden; zur selben Zeit
war Sir Ralph Whitton in einen Zustand tiefer Niedergeschlagenheit
verfallen. Aber wenn Burghgesh überlebt hatte und nach England
zurückgekehrt war, wo verbarg er sich jetzt? Und noch ein
Problem: Sir Ralphs Bestürzung hatte sich anscheinend wieder
gelegt. Das wäre sicher nicht geschehen, wenn Burghgesh noch
lebte. Sir Ralph hätte nur dann Ruhe gefunden, wenn er vor
drei Jahren aufgetaucht und dann gestorben wäre.
    Octavo: Wer immer die
unheimlichen Mitteilungen an Whitton und die anderen gesandt hatte,
mußte Zugang zum Tower haben. Waren Burghgesh oder sein Sohn
irgendwo in der Stadt versteckt und schickten ihre Botschaften und
Komplizen in den Tower?
    Nono: Wer profitierte
von den Morden? Colebrooke? Der wollte befördert werden,
kannte sich gut aus und war bei allen drei Todesfällen im
Tower gewesen. Sir Fulke? Auch er hatte einen Gewinn vom Tod seines
Bruders, und seine Stiefelschnalle hatte auf dem Eis vor der
Nordbastion gelegen. Auch er kannte den Tower gut und war dort
gewesen, als die beiden Hospitaliter den Tod gefunden hatten. Und
Rastani? Ein verstohlener, feinnerviger Mann, der Sir Ralph und
seinen Kameraden ebenfalls Rache geschworen haben mochte. Er kannte
sich in der Festung aus und war dort gewesen, als die Hospitaliter
gestorben waren. Athelstan schüttelte den Kopf. Das gleiche
galt auch für Hammond, diesen recht düsteren Kaplan. Oder
waren es Mistress Philippa und ihr Geliebter? Und was war mit
Rothand, dem Verrückten, der vielleicht vernünftiger war,
als er aussah? Athelstan hob den Kopf und schnappte nach Luft.
Rothand! Der bucklige Albino hatte von zugemauerten Geheimverliesen
geredet, und Simon, der Zimmermann, hatte etwas Ähnliches
gemurmelt. 
    Athelstan stützte
den Kopf auf beide Hände. Dann griff er nach seinem Federkiel
und sah sich in der dunklen Küche um. In der Ecke stand ein
Stechpalmenzweig. In ein paar Tagen war Weihnachten. Er stand auf,
wärmte sich die Finger am Kohlebecken und wünschte,
Benedicta wäre dagewesen, um einen Becher Glühwein mit
ihm zu trinken. Er dachte an das, was Doktor Vincentius über
seine Zuneigung zu der Witwe gesagt hatte, und starrte ins Feuer.
War es so offensichtlich? Wußten auch andere in der Gemeinde
um seine Gefühle? Er schüttelte den Kopf. Nein, jetzt
mußte er sich auf ein anderes Problem
konzentrieren.
    Ein Fensterladen
klapperte, und Athelstan fuhr zusammen, als ein dunkler Schatten
auf dem binsenbestreuten Fußboden

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