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Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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habt
den Konstabler beobachtet? Seine Handlungen? Seine
Stimmungen?«
    »O ja, Bruder.
Ich wußte, daß er und die anderen Mörder sich
jedes Jahr im Advent trafen, um ihre Sünden zu feiern und zu
schmausen. Ich wurde das, was er gern in mir sehen wollte: ein
reicher, junger Kaufmann, ganz vernarrt in seine ziemlich reizlose
Tochter. Wer seine Jugend als Gefangener der Mauren verbringt, der lernt
zu schauspielern. Das muß man, wenn man überleben
will.«
    »Und warum
jetzt?« fragte Cranston. »Warum nicht schon vor einem
Jahr?«
    Der junge Mann
schüttelte den Kopf. »Sir John, ich mußte planen.
Ich mußte mein Wild beobachten, und als die Themse zufror,
schlug ich zu. Oh, wie habe ich es genossen! Und ohne Euch
wäre auch alles gelungen, Bruder. Ich habe Hornes Kopf zu Sir
John geschickt, um ihm zu zeigen, daß die Gerechtigkeit ihren
Lauf genommen hat.«
    Parchmeiner grinste
Cranston an, als ob er eine gute Geschichte erzählte, und
Athelstan wurde klar, daß der junge Mann nicht mehr ganz
richtig im Kopf war.
    »Natürlich
hätte mein Plan auch schiefgehen können«, fuhr er
jetzt fort, »aber dann hätte ich mir eben etwas anderes
ausgedacht. Schließlich führt ja mehr als eine
Straße in die Hölle. Und ich wartete, weil die Rache,
wie Ihr alle wißt, ein Gericht ist, das man am besten kalt
genießt.«
    »Du
Dreckskerl!« schrie Sir Fulke.
    »Glied des
Satans!« ergänzte Kaplan Hammond.
    »Kann
sein«, gab Parchmeiner zurück. »Aber alle hatten
sie den Tod verdient.«
    »Nein, das
hatten sie nicht«, widersprach Athelstan leise. »Sie
hatten Unrecht getan, aber mindestens zwei von ihnen haben ehrlich
bereut. Ihr hättet vor dem Oberhofgericht Klage gegen sie
erheben können. Schon der Vorwurf hätte genügt, Sir
Ralph zu vernichten.«
    »Ich bin das
Gericht Gottes!« schrie Parchmeiner auf und starrte
wütend in die Runde. »Ich bin ihr Untergang! Horne hat
das begriffen, als er mich in der Rüstung sah, die derjenigen
von Sir Bartholomew glich.« Er spuckte zu Sir Fulke
hinüber. »Gott verdamme Euch und Eure ganze Familie! Ich
habe auch die Schnalle von Eurem Schuh genommen und draußen
auf das Eis geworfen. Das wäre eine
hübsche Wendung gewesen, wie? Euch hängen zu sehen
für den Mord an Eurem Bruder!«
    Sir Fulke wandte sich
ab.
    »Der Rest war so
einfach!« fuhr Geoffrey fort. »Die Briefe wurden
abgeschickt. Sir Ralph zog in die Nordbastion. Ich ölte die
Angeln und das Schloß seiner Tür und versteckte einen
Dolch in dem Schutthaufen im Gang. Die Schlüssel vertauschte
ich, als ich dem betrunkenen Schwein zu seiner letzten
Ruhestätte half.«
    »Und die
anderen?« fragte Athelstan.
    »Oh, Mowbray,
der so brütend im Dunkeln stand, war kein Problem. Ich war
schon früher oben auf der Mauer, und er hatte mich nie
bemerkt. Die Armbrust habe ich wirklich im Korridor versteckt und
nach dem Schuß auf die Glocke ins Abtrittloch
geworfen.« Geoffrey kicherte. »Horne war ein Opfer
seiner eigenen Angst. Ein echter Trottel. Und Fitzormonde hatte ich
vor dem Bären gewarnt.« Der Mörder biß sich
auf die Lippe. »Ich hätte sie auch anders umbringen
können, aber nachdem Whitton mich aufgenommen hatte,
mußte das Spiel gespielt werden.«
    Cranston trat vor ihn.
»Geoffrey Parchmeiner«, intonierte er, »auch
bekannt als Geoffrey Burghgesh: Ich verhafte Euch wegen Mordes. Ihr
werdet ins Gefängnis nach Newgate gebracht und Euch zu einem
noch zu bestimmenden Zeitpunkt für Eure schrecklichen
Verbrechen vor dem Königlichen Oberhofgericht
verantworten.« Er sah sich um und nickte Colebrooke zu.
»Führt ihn ab.«
    »Ich will
Bartholomews letzte Ruhestätte sehen!«
    »Ja«,
sagte Athelstan. »Master Lieutenant, er darf sich ansehen,
was wir heute morgen entdeckt haben. Aber fesselt ihn gut!«
Der Mörder warf Fulke einen letzten wütenden Blick zu,
bevor Colebrooke und seine Soldaten ihn zur Tür
hinausdrängten. Athelstan seufzte und sah sich um.
    »Sir Fulke,
Mistress Philippa, es tut mir leid.«
    Philippa barg das
Gesicht an der Schulter ihres Onkels und weinte lautlos. Sir Fulke
wandte den Blick ab.
    »Sir
John«, sagte Athelstan. »Wir sind hier fertig.«
Er packte sein Schreibzeug in den Leinenbeutel, verbeugte sich vor
Sir Fulke und folgte Sir John die Treppe hinunter.
    Draußen holte
Cranston tief Luft. »Gottlob ist es vorbei,
Bruder!«
    Sie gingen an den
abweisenden Massen des Wakefield Tower auf und ab, während ein
Diener in die Nordbastion eilte und Cranstons Dolch
holte.
    »Ein

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