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Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Kaplan, William Hammond, der auf
seinem Schemel
vor dem Feuer hockte wie eine Krähe. »Erinnert Ihr Euch,
Kaplan? Ihr seid verschwunden.«
    »Ja. Ich bin in
mein Zimmer gegangen«, gab der Kaplan zu. »Ich hatte
dort noch Wein.« Er warf Geoffrey und Colebrooke
bösartige Blicke zu. »Ein Mitglied meiner Gemeinde hat
ihn mir geschenkt. Er stammt nicht aus der Vorratskammer des Tower,
wenn Ihr das denkt.« Er zuckte die Achseln. »Ja, ich
hatte zuviel getrunken, war nicht mehr sicher auf den Beinen und
brauchte eine Weile für den Rückweg. Ich wollte gerade
den Beauchamp Tower betreten, als die Glocke zu läuten
begann.«
    »Und
dann?« fragte Athelstan. Er sah Colebrooke an und merkte
plötzlich, daß der Lieutenant seine eigenen
Unternehmungen kaum erwähnt hatte. »Nun, Lieutenant? Was
geschah dann?«
    »Nun, die Glocke
läutete. Ich und die anderen verließen Mistress
Philippa. Die Garnison wurde in Alarmzustand versetzt, alle Tore
wurden kontrolliert. Dann verstreuten wir uns und versuchten
festzustellen, was passiert war. Fitzormonde entdeckte Mowbrays
Leiche, wir kamen dazu, und dann erschien auch Master Parchmeiner.
Wir untersuchten den Toten, und ich stieg auf den
Wehrgang.«
    »Und?«
bellte Cranston.
    »Ich habe nichts
gefunden. Aber das Läuten der Alarmglocke beunruhigte uns
mehr.«
    »Von dem, der
sie geläutet hatte, habt Ihr keine Spur gefunden?«
fragte Athelstan.
    »Nein. Das habe
ich Euch doch schon gesagt.«
    Athelstan schaute
mutlos in die Runde. Wie konnte eine Glocke läuten, ohne
daß jemand erkennbar am Seil zog? Ohne daß
überhaupt in der Nähe der Glocke eine Spur gefunden
wurde? Was war geschehen? Und wie konnte der Glöckner
unbemerkt quer durch den Tower laufen und Mowbrays Sturz
arrangieren? Athelstan holte tief Luft.
    »Wo ist Mowbrays
Leiche jetzt?«
    »Sie ist bereits
ins Leichentuch gewickelt«, sagte Philippa. »Aufgebahrt
im Sarg vor dem Chorgitter.«
    »Und ich werde
ihm dort Gesellschaft leisten«, murmelte Fitzormonde. Er
blickte auf und lächelte matt. »O ja, ich trage das
Zeichen des Todes.«
    Der Satz schwebte in
der Luft wie ein Pfeil.
    Als ein lautes
Schnarchen von Cranston das Schweigen brach, fuhr Athelstan herum.
Er hörte Geoffrey kichern, und sogar die bleiche Philippa
lächelte. Der Kaplan grinste säuerlich, und Sir Fulke
prustete vor Lachen.   
    »Sir John hat
zahlreiche kräfteraubende Probleme«, erklärte
Athelstan. »Mistress Philippa, dürfen wir für eine
Weile Eure Gäste sein?« Er sah Colebrooke an.
»Master Lieutenant, ich muß mit Sir Brian reden. Gibt
es hier ein Zimmer, in dem wir ungestört
sind?«
    Philippa deutete auf
die Tür am anderen Ende des Raumes. »Am Ende des
Korridors ist ein kleines Kämmerchen.« Sie
errötete. »Gleich hinter dem Abtritt. Dort wird es warm
sein. Ich habe heute morgen ein Kohlebecken hineinstellen
lassen.« Athelstan verneigte sich, lächelte den anderen
schmallippig zu, warf einen verzweifelten Blick auf den
schnarchenden Cranston und ging mit Sir Brian hinaus. Zur Linken
lag, hinter einem Vorhang an einer Eisenstange, der Abtritt.
Athelstan zog den Vorhang beiseite und rümpfte die Nase ob des
Geruchs. Es war ein einfacher Abort - eine kleine Nische mit einem
Latrinensitz unter einem kleinen, offenen Fenster, das auf das
Tower Green hinausging.
    »Der
Abfluß geht in den Wassergraben«, sagte Sir Brian
leise. Athelstan nickte, ließ den Vorhang fallen und ging
weiter. In der Kammer am Ende des Ganges duftete es besser, und
sauberer war es auch. Die Wände waren gekalkt, die Fenster
fest geschlossen. Athelstan setzte sich auf einen Schemel und
deutete auf eine Bank an der Wand.
    »Setzt Euch, Sir
Brian. Und jetzt sagt, was Ihr wollt.«
    Sir Brian fiel
plötzlich vor Athelstan auf die Knie und machte ein
Kreuzzeichen. Athelstan schaute sich verzagt um. Er ahnte, was
kommen würde.
    »Segne mich,
Vater«, murmelte Fitzormonde, »denn ich habe
gesündigt. Und dies ist meine Beichte.«
    Athelstan lehnte sich
zurück, und die Beine des Schemels scharrten auf dem
Steinboden. »Das geht nicht!« flüsterte er.
»Sir Brian, Ihr habt mich hereingelegt. Was immer Ihr mir
jetzt sagt, fällt unter das Beichtgeheimnis.«
    »Das weiß
ich«, zischte Fitzormonde. »Aber meine Seele steckt
tief in schwärzester Sünde.«
    Athelstan
schüttelte den Kopf und wollte aufstehen. »Das geht
nicht«, wiederholte er. »Was Ihr mir beichten wollt,
darf ich nur auf Befehl des Heiligen Vaters, des Papstes in
Avignon, offenbaren. Sir Brian,

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