Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
Vom Netzwerk:
immer noch wie Brüder, wie David und Jonathan.«
Fitzormonde lächelte. »Wir fürchteten nichts.
Wir hatten ja
einander, und wir teilten alles. Da gab es in Alexandria einen
Aufstand. Unser Anführer, Bartholomew, wurde vom Kalifen
beauftragt, sich seinen Satrapen anzuschließen und den
Aufstand niederzuschlagen.« Fitzormonde nahm einen Schluck
Wein. »Es war ein blutiges Geschäft, aber
schließlich konnten wir eine Bresche in den Verteidigungsring
schlagen, und Bartholomew führte uns hindurch.« Der
Hospitaliter sah Athelstan in die Augen. »Wir hackten uns
einen Weg durch Mauern aus Menschenfleisch. Glaubt Ihr, daß
man die Pflastersteine nicht mehr sah, weil das Blut wie Wasser
darüber hinströmte? Die Truppen des Kalifen folgten uns,
und dann ging das Schlachten erst richtig los. Männer, Frauen
und Kinder sprangen über die Klinge.« Fitzormonde
verstummte und wischte sich mit dem Handrücken über den
Mund. »Auch das, Vater, will ich beichten, obwohl ich keinen
Anteil daran hatte. Bartholomew führte uns weg. Wir fanden ein
Kaufmannshaus voller Schätze.« Fitzormonde schloß
die Augen und erinnerte sich an das, was vor so langer Zeit in
jener sonnendurchfluteten Stadt geschehen war. »Die Befehle
des Kalifen waren streng«, fuhr er fort. »Als
Söldnern war es uns nicht erlaubt zu plündern, und so
konnten wir mit dem größten Teil der Schätze nichts
anfangen. Aber Bartholomew fand einen schweren Beutel mit
Gold.« Der Ritter zeigte auf den Strick, den Athelstan um den
Leib trug. »Denkt Euch den zehnmal so dick, Vater. Zwei
schwere Streifen Leder, zusammengenäht und mit Geld
vollgestopft. Und jede Münze war aus purem Gold. Ein
königlicher Schatz in einem Ledergürtel. Es müssen
Tausende gewesen sein.«
    Wieder verstummte
Fitzormonde. Er war in die Vergangenheit zurückgekehrt, stand
blutbeschmiert da und starrte mit offenem Mund auf den
Geldgürtel, den Bartholomew in einem Versteck unter den
Bodenfliesen gefunden hatte.
    »Und was geschah
dann?« fragte Athelstan.
    Fitzormonde
lächelte. »Bartholomew tat etwas Mutiges. Er sagte, er
wolle abwarten, ob der Kalif uns belohnen würde, weil wir die
Bresche geschlagen haben. Er tat es nicht, also behielt Bartholomew
den Gürtel.«
    »Wieso war das
mutig?«
    »Nun, wenn er
ertappt worden wäre, hätte man ihn von der Kehle bis zum
Unterleib aufgeschlitzt, ihm die Genitalien abgerissen und in den
Mund gestopft, und dann wäre er enthauptet und der Kopf auf
eine Stange über dem Stadttor aufgespießt worden.
Bartholomew war bereit, die Börse zu verstecken, stellte aber
die Bedingung, daß er die Hälfte bekam und wir den Rest.
Wir waren einverstanden, flohen in der Nacht aus dem Heerlager des
Kalifen und fuhren übers Meer nach Zypern.«
    »Daher das
Schiff?« fragte Athelstan.
    »O nein. Wir
kamen wohlbehalten auf Zypern an, aber der Kalif schickte uns
Assassinen hinterher, Haschischoni, die Anhänger des Alten vom
Berge, erfahrene Meuchelmörder, die nachts kamen. Sie
fühlten sich so sicher, daß sie uns ihre Ankunft sogar
ankündigten.«
    »Mit einem
flachen, kleinen Sesamkuchen?« fragte Athelstan. »Ja.
Aber Bartholomew erwartete sie. Eines Nachts schlichen sie sich in
unser Haus. Aber er hatte dafür gesorgt, daß wir auf dem
Dach schliefen, und er beobachtete unsere Schlafkammer durch eine
Ritze von oben. Wißt Ihr, Bartholomew zeigte überhaupt
keine Angst«, sagte er mit träumerischer Stimme.
»Er sperrte alle drei in die Kammer und brachte sie
um.« Sir Brians Stimme brach. »Er war der Beste -
Bartholomew, meine ich. Er war ehrenhaft und anständig. Ich
habe nie einen furchterregenderen Kämpfer gesehen. Aber wir
haben ihn ermordet.« Athelstan stand auf, holte den Weinkrug
und schenkte dem Mann nach.   
    »Fahrt fort, Sir
Brian.«
    »Bartholomew
wollte nach Hause in sein Landhaus in Woodforde. Seine Frau war
kränklich, und er fürchtete um das Leben seines kleinen Sohnes.
Außerdem hatte er Schwierigkeiten mit Sir Ralph
Whitton.« Fitzormonde starrte in seinen Weinbecher.
»Ralph war die Raupe auf der Rose. Ich glaube, insgeheim war
er eifersüchtig auf Bartholomew. Er fing an, gegen die
Aufteilung des Schatzes zu protestieren, aber Bartholomew nahm ihn
nicht ernst. Er fand, ein Handel sei ein Handel: Er hatte den
Schatz gefunden, er hatte den Zorn des Kalifen riskiert, und er
hatte die drei Assassinen getötet. Aber er vertraute seinen
Blutsbrüdern und ließ den Schatz bei uns, als er Zypern
zu Schiff verließ.« Fitzormonde starrte

Weitere Kostenlose Bücher