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Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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geantwortet?«
    »Ich habe ihm
gesagt, daß mich das alles einen Rattenarsch interessiert und
ich mein Bestes tue.«
    »Vermutlich war
der Bürgermeister mit dieser wortgewaltigen Antwort zufrieden,
oder?«
    Cranston lehnte sich
an die Wand. »Oh, wir hatten einen Streit, aber ich bin
vernünftig genug, die Konfrontation nicht zu suchen. Ich habe
ihm erklärt, daß wir Horne gesucht und nicht gefunden
haben.« Er sah Athelstan an, und sein Blick war voller
Selbstmitleid. »Ich muß diese Sache mit Lady Maude aus
der Welt schaffen«, sagte er leise. »Sie benebelt mir
den Verstand.« Athelstan wartete, bis die schlampige
Bedienung ihnen die Weinbecher hingestellt hatte.
    »Sir John, wir
wollen die Ereignisse einmal der Reihe nach betrachten.« Er
hob eine Hand. »Nein, das ist notwendig. Und - bitte,
verzeiht mir - wir müssen die Angelegenheit mit Lady Maude
einstweilen beiseite stellen.«
    Cranston nickte
düster.
    »Sir Ralph
Whitton«, begann Athelstan, »wurde gewarnt, daß
er sterben werde, weil er Vorjahren in Outremer einen schrecklichen
Verrat begangen hat. Ich weiß«, fügte er leise
hinzu, »daß er einer solchen Tat schuldig war. Deshalb
hat er hinten in sein Stundenbuch all diese Gebete an Julian, den
Hospitaliter, gekritzelt.«
    »Wer war denn
das?«
    »Ein Ritter, der
schreckliche Mordtaten begangen hat und sein restliches Leben damit
zubrachte, Buße zu tun. Jedenfalls«, fuhr Athelstan
fort, »zieht Sir Ralph aus seinem Gemach in die vermeintliche
Sicherheit der nördlichen Bastion. Er hat Angst und will nicht
einmal seinen maurischen Diener Rastani mitnehmen. Am Abend vor
seinem Tod trinkt er viel und zieht sich dann in seine Schlafkammer
zurück. Was ist danach passiert?« fragte Athelstan, um
Cranston aus seinen finsteren Grübeleien zu
reißen.
    Der Coroner trank
geräuschvoll aus seinem Becher. »Tja, lieber Bruder,
nach allem, was wir wissen, schloß Sir Ralph die Tür von
innen ab, ging zu Bett und nahm den Schlüssel mit. Die
Tür zu dem Gang, an dem sein Zimmer liegt, wurde von den
beiden Wächtern verschlossen; das andere Ende des Ganges ist
durch eingestürztes Mauerwerk versperrt. Die Wächter sind
die ganze Nacht
auf ihrem Posten im Eingang zur Nordbastion. Sie sind
vertrauenswürdig, und der Schlüssel zum Gang und ein
zweiter Schlüssel zu Sir Ralphs Kammer hängen neben ihnen
an einem Haken. Wir haben zuverlässig ermitteln können,
daß keiner der beiden Wächter seinen Posten verlassen
hat und beide nichts Außergewöhnliches gesehen und
gehört haben.«
    »Und jetzt zum
Mord«, drängte Athelstan.
    »Der junge
Geoffrey«, fuhr Cranston fort, »an dem Sir Ralph
offenbar einen Narren gefressen hatte, erscheint früh am
nächsten Morgen. Die Wächter durchsuchen ihn nach Waffen
und schließen ihm dann die Tür zum Gang auf. Diese
Tür wird, anscheinend weil Sir Ralph es so befohlen hat,
gleich wieder abgeschlossen, und Geoffrey geht, um ihn zu wecken.
Die Wachen hören ihn klopfen und rufen, dann kommt unser
junger Held zurück. Er verkündet, er sei
außerstande, Sir Ralph zu wecken, will umkehren, um selbst
aufzuschließen, besinnt sich aber und läuft zu
Colebrooke, dem Lieutenant. Zusammen kehren sie zurück und
öffnen Sir Ralphs Kammer. Der Raum ist unberührt, aber
Whitton liegt mit durchgeschnittener Gurgel im Bett. Der Leichnam
ist eiskalt, und die Fensterläden stehen sperrangelweit offen.
Und hier, mein lieber Bruder, fangen unsere Probleme
an.«
    »Nicht, wenn wir
bei unserer Schlußfolgerung bleiben«, erwiderte
Athelstan. »Daß nämlich jemand den zugefrorenen
Wassergraben überquert hat und über die Trittstufen in
der Mauer zu Sir Ralphs Kammer hinaufgeklettert ist. Der
Mörder schob den Riegel der Fensterläden hoch, stieg
hinein und beging das Verbrechen. Allerdings ist auch unsere
Schlußfolgerung nicht unproblematisch. Wieso nämlich ist
Sir Ralph einfach liegengeblieben und hat sich die Kehle
durchschneiden lassen? Er war Soldat, ein Kämpfer.« Der
Ordensbruder schüttelte den Kopf. »Wir wissen nur,
daß der Mörder zu jenen Bewohnern des Tower gehören
muß, die wußten, daß Sir Ralph umgezogen
war; entweder
hat er oder sie den Mord dann eigenhändig begangen oder
dafür einen Berufsmörder angeheuert.« Athelstan
schaute hinüber zu einer Gruppe Würfelspieler, die am
anderen Ende des Schankraumes lärmten.
    »Und der Mord an
Sir Gérard Mowbray«, stellte Cranston fest, »ist
auch nicht klarer. Wer hat die Sturmglocke geläutet? Wie ist
Mowbray abgestürzt?

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