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Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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wird, weil er die Himmelspforte geklaut
hat.« 
    Athelstan gab ihm
recht. Der Wirt des Gescheckten Pferdes war ein einarmiger
ehemaliger Seeräuber, der dem Ordensbruder einmal im Vertrauen
erklärt hatte, wie gern er in die Kirche ginge, wenn ihm vom
Geruch des Weihrauchs nicht immer so schlecht würde. Athelstan
grinste. Es war doch seltsam, daß er gerade erst Tosspot
beerdigt hatte, der ausgerechnet in diesem Wirtshaus Krüge und
Teller abgewaschen hatte. Er sah sich um. Das Lokal sah sauberer
aus; die Wände waren frisch verputzt, das Holz neu gestrichen,
und die Binsenstreu auf dem Boden war frisch und duftete. Joscelyn
kam ihnen entgegengewatschelt. Der alte Halunke strahlte über
das ganze feingeäderte Gesicht, und seine eine Hand kratzte
sein Kinn, als er genüßlich an den fetten Gewinn dachte,
der da in Aussicht stand. Sir John war ein tüchtiger Trinker
und bei den Wirten der Stadt sehr beliebt.
    »Mylord
Coroner«, sagte Joscelyn und verneigte sich spöttisch.
»Ihr seid mir höchst willkommen in meiner bescheidenen
Behausung.«
    »In drei Teufels
Namen, du alter Halunke!« dröhnte Cranston. »Bist
du zu deinen alten gottlosen Gewohnheiten zurückgekehrt? Woher
hast du das Geld, um diese Kloake der Niedertracht zu
säubern?«
    Joscelyn zuckte die
Achseln und spreizte die Finger. »Ich habe einen neuen
Partner«, verkündete er stolz. »Er hat sein
Wirtshaus in der Barbican Street verkauft und ist auf die andere
Seite des Flusses gezogen, um von der Schnüffelei gewisser
Herren Coroner verschont zu werden.«
    Cranston brüllte
vor Lachen und ging mit Athelstan in eine Ecke, wo abseits der
übrigen Gäste noch ein Tisch und ein paar Schemel
standen. Athelstan war ziemlich verlegen. An den Weinfässern
hatte er Pike, den Grabenbauer, entdeckt; die Friedhofserde klebte
noch an seinen Händen, und er war in ein Gespräch mit
einigen Fremden vertieft. Die Große Gemeinde, dachte
Athelstan, Bauern von den verschneiten Feldern außerhalb
Londons, die sich hereinschlichen, um vom Aufstand zu reden, Verrat
zu planen und Komplotte zu schmieden. Pike bemerkte ihn und hob mit
wachsamem Blick seinen Bierkrug. Athelstan lächelte ihm zu,
und kurz darauf stand Pike auf und ging mit seinen Kumpanen
hinaus.        
    Cranston hockte sich
mit dem Rücken zur Wand und spähte hungrig zu den
Schinken und Fleischbrocken hinauf, die an Stricken von den
Deckenbalken zum Trocknen hingen. Er sah, wie ein Schankbursche ein
neues Faß anstach, und durch eine offene Tür konnte man
einen Blick in die Küche mit dem riesigen Ofen werfen, wo
Joscelyn sein eigenes Brot buk. Ein Junge mit staubgrauem Gesicht
harkte Kohlen und Holz zu einem sauberen weißen Aschehaufen
zusammen. Man würde das Brot hineinschieben, den Ofen
verschließen, und während er abkühlte, würde
das Brot darin backen. Ein sonderbares Gasthaus, dachte Sir John,
mitten im Herzen von Southwarks Dreck, aber die Biere und Weine
waren immer frisch und die Speisen köstlich. Auf einem Tisch
entdeckte er einen großen Gewürzbehälter aus
Silber. Cranston kratzte sich am Kopf. Soviel neuer Reichtum.
Müßig fragte er sich, ob Joscelyn vielleicht wirklich zu
seinen alten Gewohnheiten zurückgekehrt war und ein kleines
Schmuggleruntemehmen betrieb.
    Athelstan betrachtete
den Coroner aus dem Augenwinkel. Sir Johns Laune hatte sich zwar
gebessert, aber Athelstan graute davor, einen ganzen Tag lang
zuzuschauen, wie er einen Becher Wein nach dem anderen
hinunterschüttete. Der Wirt kam. »Mylord Coroner, wollt
Ihr etwas bestellen?«
    Cranston starrte
versonnen zur Decke hinauf.
    »Keinen
Fisch«, sagte er dann. »Einen Fasan vielleicht oder ein
paar Wachteln, goldbraun geschmort und mit Kräutern
gefüllt. Und eine dicke Tunke dazu. Und frisches
Brot.«
    »Und der
ehrwürdige Vater?« fragte Joscelyn
sarkastisch.
    »Der
ehrwürdige Vater«, erwiderte Athelstan geschmeidig,
»möchte einen Teller dicke Lauchsuppe, etwas Brot und
einen Becher Wein - mehr Wasser als Wein.«
    Sie warteten, bis
Joscelyn gegangen war.
    »Nun, Mylord
Coroner?« fragte Athelstan. »Was ist passiert?«
Cranston schilderte in kurzen, bündigen Sätzen das
grausige Ereignis, das in seinem Haus stattgefunden hatte.
»Ich war auch schon im Rathaus«, schloß er
betrübt. »Der Bürgermeister hat mir
unmißverständlich zu verstehen gegeben, wie unzufrieden
Seine Gnaden der Regent über unsere mangelnden Fortschritte
ist. Adam Horne gehörte anscheinend zu seinem
Gefolge.«
    »Und was habt
Ihr

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