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Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Genitalien abgehackt und auf dem Stadttor
von Alexandria zur Schau gestellt. Es liegt auf der Hand, Sir
John«, fuhr er fort, »daß unser Mörder
jemand sein muß, der in Outremer war, jemand, der über
die Haschischoni Bescheid weiß - bedenkt den flachen
Sesamkuchen und die schreckliche Art, den Leichnam eines
hingerichteten Verbrechers zu demütigen.«
    Cranston ließ
seinen Dolch sinken. »Aber wer ist es,
Bruder?«
    »Ich weiß
nicht, Sir John, aber ich glaube, wir sollten noch einmal in den
Tower gehen und mit unseren Verdächtigen
sprechen.«
    »Und
dann?«
    »Dann gehen wir
nach Woodforde.«
    Cranston
stöhnte.
    »Sir
John«, beharrte Athelstan, »es ist nicht weit - ein
paar Meilen durch Aldgate, und dann die Mile End Road hinunter. Wir
müssen herausfinden, ob Burghgesh je zurückgekehrt ist
und was aus seinem Sohn geworden ist. Außerdem«,
fügte er hinzu, »findet Ihr dabei vielleicht ein
bißchen Zeit, um über Lady Maude
nachzudenken.«
    Cranston stieß
seinen Dolch in ein Stück zartes Fleisch, willigte brummend
ein und aß weiter, als hänge sein Leben davon
ab.

10. Kapitel
    Athelstan und Cranston
beendeten ihre Mahlzeit und überquerten die London Bridge.
Unter ihnen rauschte das Wasser schwarz und träge, und die
Eisschollen krachten gegen die Verkleidungen, die die Holzpfeiler
der Brücke vor dem Wüten der Themse schützen
sollten. Sie kamen durch Billingsgate. Die Verkaufsstände
verströmten heftigen Gestank; sie waren wieder frisch
gefüllt mit Hering, Kabeljau, Schleie und sogar Hecht, denn
auch die Flotte der Fischerboote hatte den Wetterumschwung
genutzt.
    Im Tower herrschte
reges Treiben, als sie ankamen. Wie jeder gute Soldat ließ
Colebrooke die Garnison arbeiten, um die durch den Frost
ausgelöste Trägheit zu beenden und sich selbst von den
Morden abzulenken. Der Lieutenant stand auf dem Tower Green und
rief den Arbeitern, die die Steinschleudern, die Skorpione und die
großen Rammen überholten, Befehle zu. Bogenschützen
standen knöcheltief im Matsch und übten an den
Zielscheiben; andere wurden von ihren Feldwebeln gnadenlos
gedrillt. Athelstan entsann sich, Gerüchte gehört zu
haben: Im Frühjahr würden die
Franzosen vielleicht die Kanalhäfen angreifen und sich sogar
die Themse heraufkämpfen, um die Stadt zu plündern und
niederzubrennen.
    Colebrookes
Mißvergnügen, als er Cranston und Athelstan sah, war
unübersehbar.
    »Habt Ihr den
Mörder gefunden?« schrie er.
    »Nein, Master
Lieutenant«, antwortete Cranston. »Aber wir werden ihn
finden. Und wenn es soweit ist, könnt Ihr die Galgen
bauen.«
    Cranston trat
beiseite, als ein Metzger und zwei Bogenschützen Fässer
mit gepökeltem Schweinefleisch zum Vorratslager rollten. Der
Coroner rümpfte die Nase. Trotz der starken Gewürze und
der dicken weißen Salzschicht roch das Fleisch faulig, und er
mußte würgen, als er Insekten über den Rand der
Fässer krabbeln sah. Im stillen schwor er sich, kein Essen aus
den Vorratskammern oder den Küchen des Tower anzunehmen.
Colebrooke sah, daß seine Besucher sich nicht abschrecken
ließen, wandte sich ab und erteilte ein paar Befehle.
Athelstan nutzte den Moment, um zu dem Bären
hinüberzuschleichen, der in seinem eigenen Kot hockte und
einen Berg Unrat plünderte. Der verrückte Rothand
saß da wie ein Kobold und betrachtete das Untier
fasziniert.
    »Du bist
zufrieden, Rothand?« fragte Athelstan leise.
    Der Mann zog eine
Grimasse und wedelte mit den Händen, wie um den Bären zu
imitieren. Athelstan kauerte sich neben ihn. »Magst du den
Bären, Rothand?«
    Der Bursche nickte,
ohne den Bären aus den Augen zu lassen. »Der Ritter aber
auch«, sagte er mit schwerer Zunge, und Athelstan roch
Weingestank.
    »Welcher
Ritter?«
    »Der mit dem
Kreuz.«
    »Du meinst
Fitzormonde?«
    »Ja, ja,
Fitzormonde. Der kommt oft und gafft ihn an. Rothand mag Fitzormonde.
Rothand mag auch den Bären. Den Colebrooke mag Rothand nicht.
Colebrooke würde Rothand umbringen.«
    »Mochtest du
Burghgesh?« fragte Athelstan schnell, und er sah, daß
die Augen des Irren aufleuchteten. »Du kanntest ihn«,
fügte er hinzu. »Als junger Soldat hat er hier
gedient.«
    Rothand blickte
weg.
    »Du erinnerst
dich doch?« drängte Athelstan.
    Der Verrückte
schüttelte den Kopf und starrte den Bären an, aber
Athelstan sah, daß er mit den Tränen kämpfte. Der
Ordensbruder erhob sich seufzend und klopfte sich das Eis von der
Kutte.
    »Bruder
Athelstan!« schrie Cranston. »Master Colebrooke ist

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