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Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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ein
vielbeschäftigter Mann. Er sagt, er kann nicht den ganzen Tag
warten, während du dich mit einem Verrückten
unterhältst!«
    »Master
Colebrooke sollte begreifen«, erwiderte Athelstan,
»daß es Ansichtssache ist und wohl auch dem Urteil
Gottes unterliegt, wer verrückt ist und wer
nicht.«
    »Pater, es war
ja nicht böse gemeint«, sagte Colebrooke; er nahm den
kegelförmigen Helm ab und hielt ihn in den Armen. »Aber
ich habe hier eine Garnison zu führen. Ich werde tun, was Ihr
wollt.«
    Athelstan
lächelte. »Gut. Mowbrays Leichnam - wo liegt der?«
Colebrooke deutete auf die Kapelle von St. Peter ad Vincula.
»Vor dem Chorgitter. Morgen wird er auf dem Friedhof der
Allerheiligenkirche begraben.«
    »Ist er schon
eingesargt?«
    »Nein,
nein.«
    »Gut. Ich will
die Leiche sehen, und danach würden Mylord Coroner und ich
gern mit all denen sprechen, die von Sir Ralphs Tod berührt
sind.«
    Colebrooke
stöhnte auf.
    »Wir sind hier
im Auftrag des Regenten«, betonte Athelstan.
    »Wenn die
Angelegenheit geklärt ist, werde ich in meinem Bericht auch
die Unterstützung erwähnen, die wir bei unseren
Ermittlungen bekommen oder nicht bekommen haben. Wir erwarten die
Leute in der Kapelle von St. John.«
    Colebrooke
lächelte gezwungen und eilte davon; unterwegs befahl er
einigen Soldaten, Sir Fulke und die anderen zu suchen. Cranston und
Athelstan gingen zu St. Peter. Die Kirche war ein strenger, ernster
Ort, kalt und klamm. Das Kirchenschiff war viereckig, und runde
Säulen bewachten dunkle Seitengänge. Eine kleine
Fensterrosette in der Giebelwand spendete Licht. Das Chorgitter war
aus poliertem Eichenholz, und davor lagen, von Kerzen umgeben, die
beiden Toten Sir Ralph Whitton und Sir Gérard Mowbray. Die
Einbalsamierer hatten getan, was sie konnten, aber schon im
Kirchenschiff drang Cranston und Athelstan der Geruch der Verwesung
in die Nase.
    Die beiden Leichname
lagen unter Leintüchern auf geflochtenen Matten und
Holzgestellen. Cranston blieb stehen und winkte Athelstan
weiterzugehen.
    »Ich habe zu
fett gegessen, Bruder«, brummte er. »Sieh dir an, was
du willst, und dann laß uns verschwinden.«
    Athelstan gehorchte
nur zu gern. Er ignorierte Sir Ralphs Leichnam und schlug die
Insignien des Hospitaliters und das Leintuch darunter beiseite.
Mowbrays Gesicht wollte er nicht sehen; er kannte das Gesicht des
Todes. Statt dessen untersuchte er die weißen, schorfigen
Beine des Hospitaliters. Er nahm eine der Kerzen, um den
bläulichgelben Bluterguß am rechten Bein des Toten unter
dem Knie zu inspizieren. Befriedigt zog er das Leintuch wieder an
seinen Platz, steckte die Talgkerze in den Halter, kniete kurz vor
dem Allerheiligsten und ging zum Ausgang. Cranston folgte ihm, so
schnell er konnte. Draußen blieben sie stehen und sogen
gierig die erfrischende kalte Luft
ein.   
    »Gütiger
Gott, Sir John«, sagte Athelstan. »Ich dachte ja
immer, St.
Erconwald ist schlimm; aber wenn ich jemals wieder darüber
jammere, müßt Ihr mich an diese Kirche erinnern, und ich
halte den Mund.«
    Cranston grinste.
»Aber mit Vergnügen, Bruder. Hast du gefunden, was du
gesucht hast?«
    »Ja, Sir John.
Ich glaube, Sir Gérard wurde nicht von der Mauer
heruntergestoßen, sondern jemand hat einen Speer oder ein
Stück Holz oben über die Treppe gelegt, als der
Hospitaliter am anderen Ende des Wehrganges auf seinem gewohnten
Platz beim Salt Tower stand. Im Schutze der Dunkelheit wäre
das möglich gewesen, wenn Sir Gérard in Gedanken
versunken war.« Mit schmalen Augen schaute er zur fernen
Mauer hinüber. »Die Sturmglocke ertönte. Mowbray
lief den Wehrgang entlang. Im Dunkeln sah er das Hindernis nicht,
stieß mit dem Bein dagegen, rutschte und stürzte in den
Tod.«
    »Aber wir wissen
nicht, wer die Glocke geläutet oder die Stange über die
Treppe gelegt hat«, sagte Cranston. »Du darfst nicht
vergessen, daß außer Colebrooke und Fitzormonde alle
bei Mistress Philippa waren.«
    »Colebrooke
könnte es getan haben«, meinte der Bruder. »Er
könnte den Ritter oben an der Brustwehr gesehen, sich
hinaufgeschlichen und die Stange hingelegt haben, um dann auf
irgendeine Weise die Sturmglocke läuten zu
lassen.«
    »Aber wir haben
keine Beweise.«
    »Nein, Sir John,
noch nicht. Aber wir tragen sie zusammen, Stück für
Stück.« Athelstan seufzte. »Nur die Zeit wird
zeigen, ob wir Erfolg haben.«
    Sie fanden Colebrooke
und die anderen in der Kapelle von St. John. Das
Mißvergnügen über diese Versammlung

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