Das Haus des Windes
seine Beine zu bringen. Ihre Brüste bedeckte sie mit ihren Händen.
Happy Birthday, alter Mann, sagte sie.
Mooshums Lächeln leuchtete. Tränen flossen die Furchen in seinen Wangen hinab. Er legte ihr die Arme um die Hüften, ließ die Stirn zwischen ihre Brüste sinken und tat einen ächzenden Atemzug. Und dann keinen mehr.
O nein. Sonja nahm die Hände von den Brüsten und senkte ihn behutsam auf sein Bett. Sie legte den Kopf auf seine Brust und lauschte.
Ich höre keinen Herzschlag, sagte sie.
Ich hielt Mooshum ebenfalls fest. Sollen wir Mund-zu-Mund-Beatmung machen? Herzdruckmassage oder was? Sonja?
Ich weiß nicht.
Wir sahen auf ihn runter. Seine Augen waren geschlossen. Er lächelte. Er sah glücklicher aus, als ich ihn je erlebt hatte.
Er träumt jetzt, sagte Sonja zärtlich. Ihre Worte brachen aus einem Schluchzer hervor. Er verlässt uns. Lass ihn uns nicht stören. Sie beugte sich über Mooshum, strich sein Haar zurück und murmelte leise.
Er öffnete kurz die Augen, lächelte Sonja an und schloss sie wieder.
Vielleicht schlägt sein Herz ja doch! Sonja kniete sich hin, legte ihm das Ohr auf die Brust und biss sich auf die Unterlippe.
Ein bisschen was höre ich, sagte sie erleichtert.
Benommen wartete ich auf irgendwelche Lebenszeichen. Aber Mooshum regte sich nicht.
Sammel mein Zeug auf, sagte Sonja, den Kopf immer noch auf Mooshums Brust. Ja, sagte sie. Sein Herz schlägt. Es ist bloß ganz langsam. Und ich glaube, jetzt hat er geatmet.
Ich sammelte im ganzen Zimmer ihre Sachen auf, trug sie ins Badezimmer und packte sie in die Einkaufstasche. Den Trainingsanzug und die Tennisschuhe brachte ich ins Schlafzimmer und drehte mich weg, als sie sie anzog. Ich konnte sie nicht ansehen.
Als sie fertig angezogen war, nahm sie die Einkaufstasche mit ihrem Stripper-Outfit und ließ sie mir vor die Füße fallen. Behalt das. Schüttel dir einen drauf. Mir egal. Sie pflückte eine goldene Quaste vom Boden, die ich übersehen hatte, und warf sie mir ins Gesicht.
Es tut mir echt leid, sagte ich.
Leid tun reicht da nicht. Aber mir ist es eh scheißegal. Weißt du, wo ich herkomme?
Nein.
Aus der Nähe von Duluth. Schöne Stadt, oder?
Ja, vermutlich.
Ich war in einer katholischen Schule. Bis zur achten Klasse. Weißt du, wie ich das geschafft hab?
Nein.
Meine Mom. Mom war Katholikin. Yeah. Kirchgängerin. Sie war … sie hat am Hafen gearbeitet. Und weißt du, was?
Nein.
Sie ist mit den Männern mit, Joe. Weißt du, was das heißt?
Ich murmelte etwas.
Deshalb gibt es mich überhaupt. Und sie wollte ihr Geld selbst behalten. Weißt du, was das heißt, Joe?
Nein.
Dass sie oft verdroschen wurde. Sie hat auch Drogen genommen. Und weißt du noch was? Meinen Dad habe ich nie kennengelernt. Hab ihn nie gesehen, aber meine Mom war manchmal gut zu mir, manchmal auch nicht, egal. Schule hab ich abgebrochen und mein Kind gekriegt. Hab nichts gelernt. Gar nichts. Mom hat gesagt, wenn du nichts kannst, kannst du immer noch strippen. Nur so tanzen, ja? Nichts weiter, nur ’n bisschen tanzen. Eine Freundin hat das gemacht und nicht schlecht verdient. Ich sagte, okay, aber nur tanzen. Denkst du, ich hab noch andere Sachen gemacht?
Nein.
Ich bin irgendwie drauf hängengeblieben. Dann kam Whitey, weißt du. In der Jagdsaison wurden immer besonders viele Bars aufgemacht. Whitey hat mir den Hof gemacht. Ist mir überallhin gefolgt. Hat angefangen, mich zu beschützen. Er hat gesagt, ich soll aufhören. Komm mit mir mit, hat er gesagt. Ich hab ihn nicht gefragt, ob er mich heiratet. Weißt du, warum, Joe?
Nein.
Ich sag’s dir. Weil ich dachte, ich bin es nicht wert, geheiratet zu werden, darum. Einfach nichts wert. Warum sollte selbstein Möchtegern-Elvis mit einer Brücke im Gebiss, ein alter Knacker, der auch nicht schlauer ist als ich, ein Säufer, der mich prügelt, warum sollte selbst der mich heiraten, hä?
Ich weiß nicht, ich dachte …
Du dachtest, wir wären verheiratet. Tja. Nein. Die Ehre hat Whitey mir leider nicht erwiesen, hat mir nur einen billigen Ring gekauft. Inzwischen scheiß ich drauf. Und du. Ich war gut zu dir, oder?
Ja.
Aber dir hat es die ganze Zeit nur in den Fingern gejuckt. Hast mir auf die Titten gestarrt, wenn du dachtest, ich guck nicht hin. Glaubst du, ich hab’s nicht gemerkt?
Mein Gesicht wurde so rot und heiß, dass mir die Haut brannte.
Hab ich aber, sagte Sonja. Jetzt guck mal genau hin. In Nahaufnahme. Siehst du das hier?
Ich konnte nicht hinsehen.
Mach die
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