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Das Haus des Windes

Das Haus des Windes

Titel: Das Haus des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Erdrich
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vom Geld zu reden. Mooshum stolperte auf Sonjazu. Griff nach ihrem Arm. Er sprach mit seidiger Stimme. Hier steht ein alter Mann, der auch Geld hat, und ein gutes Tröpfchen, ma chère niinimoshenh.
    Mooshum dirigierte Sonja und ihre schwere Einkaufstasche in Richtung Schlafzimmer. Verschwinde jetzt, sagte er zu mir. Hopp! Er streckte die Hand nach der Flasche aus.
    Aber ich gab nicht nach. Ich gehe nirgendwohin, sagte ich. Clemence hat gesagt, dass ich hierbleiben soll.
    Ich folgte den beiden ins Schlafzimmer. Sie starrten mich hilflos an. Ich setzte mich auf das Bett. Ich bleibe, wenigstens bis ich weiß, was in der Tüte ist.
    Mooshum schnaubte empört. Er schnappte mir die Flasche aus der Hand und nahm schnell einen Schluck. Sonja setzte sich missmutig hin und schob die Lippen vor. Sie trug einen ihrer Trainingsanzüge, weich und rosa diesmal, und dazu ein tief ausgeschnittenes T-Shirt; ein silbernes Herz an einer silbernen Kette wies auf die schattige, gewölbte Linie, wo ihre Brüste sich aneinanderpressten. Ihr Haar erstrahlte in dem Licht, das hinter ihr durchs Fenster fiel.
    Joe, sagte sie, das ist Mooshums Geburtstagsgeschenk.
    Was?
    Was ich in dem Beutel habe.
    Na, dann gib’s ihm doch.
    Es … es ist ein Erwachsenengeschenk.
    Ein Erwachsenengeschenk?
    Sonja verzog das Gesicht zu einem O Mann .
    Mir zog sich die Kehle zu. Ich blickte von Mooshum zu Sonja und wieder zurück. Die beiden sahen sich nicht an.
    Ich sag’s noch ein Mal freundlich, dass du gehen sollst, Joe.
    Aber noch während sie das sagte, begann sie Sachen aus ihrer Tüte zu holen – keine richtige Kleidung eigentlich, sondern Stofffetzen und Paillettenteile und glitzernde Quasten und lange Haarbüschel und Fellstreifen. Sandalen mit langen Lederbändern und hohen Absätzen. In genau diesen Sachen hatte ich sieschon einmal gesehen, in meinem Hefter mit der Aufschrift Hausaufgaben .
    Ich gehe nicht. Ich setzte mich neben Mooshum auf sein niedriges Feldbett.
    O doch, das wirst du. Sonja starrte mich an. Joe! In ihrem Gesicht lag eine Härte, die ich noch nie an ihr gesehen hatte. Verzieh dich, sagte sie.
    Nein, sagte ich.
    Nein? Sie stand auf, stemmte die Hände in die Hüften und blähte wütend die Backen auf.
    Ich war auch wütend, aber was ich dann sagte, überraschte mich. Du musst mich hierbleiben lassen. Wenn nicht, erzähle ich Whitey von dem Geld.
    Sonja erstarrte und setzte sich wieder hin. Sie hielt irgendetwas Schimmerndes in der Hand. Sie starrte mich an. Ein entrückter, verwunderter Ausdruck schlich sich in ihre Züge. Ein feuchter Glanz überzog ihre Augen, und sie sah auf einmal so kindlich aus.
    Ach, wirklich, sagte sie. Ihre Stimme war ein trauriges Flüstern. Wirklich?
    Ich hätte gehen müssen, in dem Moment hätte ich gehen müssen. Eine halbe Stunde später sollte ich mir wünschen, es getan zu haben, würde aber auch froh sein, dass ich geblieben war. Ich habe das, was dann geschah, nie eindeutig so oder so sehen können.
    Schon wieder Geld, saaah, rief Mooshum angewidert. Was mich nur wieder an das Geld und an Sonjas Diamantohrstecker erinnerte.
    Ich schnappte mir Mooshums Flasche und trank. Der Whiskey kickte, und auch mir wurden die Augen feucht.
    Er ist ein guter Junge, sagte Mooshum.
    Sonja ließ mich nicht aus den Augen. Ach ja? Meinst du wirklich, dass er ein guter Junge ist? Sie setzte sich und ließ den glänzenden BH, den sie in der Hand hielt, gegen ihr Knie klatschen.
    Er passt gut auf mich auf. Mooshum trank und reichte die Flasche wieder zu mir herüber. Ich gab sie Sonja.
    Du sagst es Whitey, ja?
    Sie warf mir ein hässliches Lächeln zu, ein Lächeln, das mich traf wie ein Schlag. Dann nahm sie einen tiefen Zug aus der Whiskeyflasche. Mooshum nippte auch daran und gab die Flasche wieder mir. Sonja kniff die Augen zusammen, bis das Blau ihrer Iris schwarz aussah. Du und Whitey also. Na schön. Ich geh mich jetzt umziehen. Ihr Jungs bleibt, wo ihr seid. Und wenn du, Joe, ein einziges Wort zu irgendwem sagst, schneide ich dir deinen jämmerlichen Zipfel ab.
    Mir klappte der Kiefer runter, und sie lachte höhnisch. Man kann nicht beides haben, du mieser kleiner Heuchler. Die Mama-Nummer kriegst du nicht mehr von mir. Sie holte ganz unten aus der Tasche einen Kassettenrecorder hervor, stöpselte ihn in die Steckdose und legte eine Kassette ein. Wenn ich zurückkomme, machst du die Musik an, befahl sie. Dann ging sie mit ihrer Tasche den Flur runter zum Badezimmer.
    Mooshum und ich saßen schweigend auf

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