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Das Haus des Windes

Das Haus des Windes

Titel: Das Haus des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Erdrich
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orangefarbenen Noppen drauf. Sonja spannte ein Laken über die Polster und gab mir einen karierten Schlafsack mit kaputtem Reißverschluss. Sie schaltete den Fernseher an, das Licht aus, und dann machte sie es sich am anderen Ende des Sofas gemütlich. Wir sahen ein oder zwei Stunden lang zusammen fern. Wir redeten über das Geld, wegen Whitey nur im Flüsterton. Sonja ließ mich wieder und wieder schwören, dass ich es niemandem verraten hatte und nicht verraten würde.
    Ich hab verdammt Schiss. Und das solltest du auch. Halt die Augen offen und halt dicht, Joe.
    Dann redeten wir darüber, was ich mit dem Geld machen sollte. Ich musste Sonja versprechen, aufs College zu gehen. Sie sagte, sie hätte auch gewollt, dass ihre Tochter Murphy hinging. Sie hatte ihr Baby Murphy genannt, weil das kein Name für eine Stripperin sei. Aber ihre Tochter hatte beschlossen, London zu heißen. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, sagte Sonja, hätte ich meine Tochter nie während der Arbeit bei meiner Mutter gelassen. Meine Mutter hatte einen schlechten Einfluss auf ihre Enkelin, ob du es glaubst oder nicht.
    Sonja mochte Talkshows und alte Kinofilme. Manchmal schlief ich beim Fernsehen ein, aber bevor das passierte, versuchte ich so lange wie möglich zwischen Schlaf und Wachen in der Schwebe zu bleiben. Vielleicht öffnete sich einen Moment lang die Tür zu einem Traum, aber ich rutschte schnell wieder zurück auf Sonjas Sofa. Zu ihrem sanften Gewicht auf dem anderen Polster. Ihrer Wärme, die ich fühlen konnte, wenn ich meine nackten Fußsohlen unter dem Schlafsack hervorschob, für den ich besonders dankbar war, weil er so gut meinen Ständer verdeckte.
    Jeden Abend gab Sonja mir eins ihrer Kopfkissen. Es roch nach Aprikosenshampoo mit einem dämmrigen Unterton – dem intimen Geruch erotischen Verfalls, wie im Inneren einer welken Blüte. Ich vergrub mein Gesicht darin, um ihn einzuatmen. Ich döste, träumte, kehrte zu dem flackernden Licht des Fernsehers zurück. Dem leise gestellten Tonbandgelächter. Zu Sonja, die wie gebannt im blauen Schimmer saß und Wasser trank. Dem Sirren der Insekten vor den Fenstern. Den Hunden, die hin und wieder aufsprangen, um kurz ein Reh am Ende der Weide zu verbellen. Und zu Whitey, der glücklicherweise hinter der Schlafzimmertür seinen Rausch ausschlief. Als ich am dritten oder vierten Abend wieder in den Himmel und zurück driftete, nahm Sonja meine Ferse in ihre Hand und drückte sie. Sie begann geistesabwesend meinen Spann zu massieren, und eine Schockwelle aus blindem Genuss durchströmte mich zu plötzlich, um sie einzudämmen. Ich kam mit einem überraschten Gurgeln, und Sonja ließ meine Ferse los. Kurz darauf hörte ich es knacken und schielte heimlich zu ihr hin. Sie aß eine Brezel.
    Whitey liebte Schundromane. Er hatte eine Regalwand in genau dem richtigen Format für Samurai-Schnulzen, Ninja-Racheplots, Spionagethriller, Louis-L’Amour-Western, Sci-Fi- und Conanhefte aus dem Supermarkt. Sein Tag begann um sechs Uhr morgens mit einer Tasse Kaffee und einem Taschenbuch. Wenn ich neben ihm saß und frühstückte, las er mir leise seine Lieblingsstellen vor. Ihre geschmeidigen Schenkel bebten in mörderischer Erwartung, als sie im seelenlosen Licht seine Gestalt erspähte und sich haarklein ausmalte, wie sie ihm das Rückgrat brechen würde … Ragnas messerscharfe Fangzähne funkelten im Scheinwerferlicht … er wusste, dass er des Todes war, sobald ihn der Blick dieser unerbittlich kalten Augen streifte … Manchmal war er so in einen Plot vertieft, dass er weiterlas, wenn Sonja ihm gebratenen Speck und ihre einzige Frühstücksspezialität hinstellte – eine Mischung aus geraspelten Kartoffeln, Ei, Paprikastückenund Schinken, die sie auf einem Grillrost aufschichtete und in den Ofen steckte, bis der Cheddar-Käse obendrauf Blasen warf. Sie nannte es Frühstücksauflauf. Nach dem Essen steckte Whitey ein Lesezeichen in sein Buch und legte es weg. Sonja spülte schnell das Geschirr, und wir sprangen in den Pickup, fuhren zur Tanke und entriegelten die Pumpen. Um sieben Uhr machten wir auf. Es waren immer welche da, die schon auf ihr Benzin warteten.
    An dem Tag passierten ein paar ungute Sachen. Die erste war, dass Sonja diese Ohrstecker trug, die Whitey noch nie gesehen hatte.
    Klar hast du die schon gesehen. Sie lächelte verschmitzt.
    Die Ohrringe glitzerten in der dämmrigen Küche. Sie hatte gelbe Gummihandschuhe an und schrubbte schnell noch den Grillrost,

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