Das Haus des Windes
schwindlig.
Jetzt komm schon, sagte Cappy hinter mir. Er hatte mich erschreckt, und meine Augen brannten schon zum dritten Mal an dem Tag, einmal zu viel.
Halt’s Maul, sagte ich.
Er hob die Hände und ging. Ich folgte ihm den Flur entlang. Kurz vor Grandma Thunders Tür sprach ich ihn von hinten an. Cappy, es …
Er drehte sich um. Ich steckte die Hände in die Taschen und starrte auf meine Schuhe. Mein Dad hatte sich aus Prinzip geweigert, mir die Basketballschuhe zu kaufen, die mir in Fargo so gefallen hatten. Er hatte gesagt, ich bräuchte keine neuen, und das stimmte. Cappy hatte die perfekten Schuhe. Er hatte auch die Hände in den Taschen und starrte mit hochgezogenen Schultern zu Boden. Merkwürdigerweise sprach er aus, was ich gerade gedacht hatte, nur dass es in seinem Fall gelogen war.
Du hast echt die perfekten Schuhe.
Nein, sagte ich, du hast die perfekten Schuhe.
Okay, sagte er, tauschen wir.
Wir tauschten. Als ich seine Schuhe anzog, merkte ich, dass sie eine Größe größer waren. Cappy drehte sich um und ging mit eingezogenen Zehen weiter. Er hatte das am Telefon mitgehört.
Wir gingen in die Wohnung, und das Hackfleisch brutzelte schon, sogar mit Zwiebel. Der Geruch war so wunderbar kräftig, dass mein Magen hüpfte. Am liebsten hätte ich mir alles in den Mund gesteckt, was ich zu fassen kriegen konnte. Auf dem Tisch stand ein Teller mit Marmeladenbroten für die Wartezeit. Ich aß eins davon. Grandma Thunder stand mit dem Rücken zu uns und hatte eine Schüssel mit kleinen getrockneten Apfelschnitzen hingestellt. Hinter dem Heim gab es einen Apfelbaum, und den erntete sie immer ab. Sie pflückte die Äpfel, schnitt sie klein, trocknete sie im Ofen und streute Zimt und Zucker drauf. Ich aß noch ein Marmeladensandwich. Grandma Thunder hatte schon Teller aufgetan und auf jeden eine Serviette gelegt, die das Fett von dem Frybread aufsaugen sollte.
Wiisinig, sagte sie, ohne sich umzudrehen.
Ich nahm ein paar Apfelschnitze und steckte sie in den Mund. Ich sah Cappy an. Wir griffen uns beide noch ein Sandwich und standen einfach nur wie hypnotisiert da und sahen ihr hungrig zu, bis die ersten Frybreads fertig waren. Dann nahmen wir unsere Teller und stellten uns neben sie. Grandma Thunder fischte die goldbraunen, runden Brote mit einer Wurstzange aus dem blubbernden Fett und teilte sie aus. Wir bedankten uns. Sie würzte das Fleisch mit Salz und Pfeffer. Dann kippte sie eine Dose Tomaten und eine Dose Bohnen dazu. Wir standen immer noch mit unseren Tellern da. Sie löffelte uns Hack auf die Frybreads und zeigte auf den großen Block Schmelzkäse auf dem Tisch. Er war tiefgefroren und leicht zu reiben. Wir waren so hungrig, dass wir uns gleich an den Tisch setzten. Zack und Angus waren durch die Schiebetür in den Hof gegangen. Grandma Thunder machte ihnen auch je einen Indian Taco, holte sie rein, und sie aßen auf dem Sofa.
Eine ganze Weile sagte keiner von uns ein Wort. Wir aßen und aßen. Grandma Thunder summte beim Kochen vor sich hin. Sie war klein und dürr und trug immer pastellfarbene geblümte Kleider, fleischfarbene Socken, die sie bis zu den Knöcheln herunterrollte, als wäre das in Mode, und Mokassins, die sie selbst aus Hirschleder machte. Cappys Tanten gerbten in ihren Gärten Leder. Es stank widerlich, aber das Leder war wirklich gut. Jeden Sommer schenkten sie Grandma Thunder eine besonders weiche Hirschhaut. Sie bestickte ihre Mokassins mit kleinen rosafarbenen Blumen. Ihr langes, dünnes weißes Haar steckte sie mit einer Haarklammer hoch und trug weiße Muschelohrringe dazu. Sie hatte ein zerfurchtes, verschlagenes Gesicht, und ihre Augen waren funkelnde schwarze Murmeln. Sie sahen nie sanft oder gütig aus, sondern immer kalt und wachsam. Das war seltsam für eine Oma, die gern die Jungs bekochte, aber sie hatte viele Todesfälle und Verluste hinter sich und wenig Gefühle übrig. Je satter wir wurden, desto langsamer aßen wir. Wir wollten alle zur gleichen Zeit fertig sein und danngeschlossen flüchten. Aber Grandma Thunder machte noch Nachschlag, und wir aßen die nächste riesige Portion, noch langsamer, immer noch schweigend. Als ich fertig war, bedankte ich mich und stellte meinen Teller in die Spüle. Ich wollte gerade sagen, dass ich nach Hause musste, da kam, ohne anzuklopfen, Mrs. Bijiu ins Zimmer. Das war die Allerschlimmste! Eine fette, zappelige, laute Alte, die sich sofort mit einem Stöhnen auf meinen Stuhl fallen ließ. Uuuuff!
Eyah, die haben gut
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