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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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sicherlich erzählt hat – Wasser muß man draußen holen, aber dafür ist es wie Wein und es ist es wert, die kurze Entfernung auf sich zu nehmen, um es zu holen. Kein Wasser aus irgendeinem Hahn ist so wie unseres hier. Und wissen Sie auch, daß es kein Bad gibt? Und keinen Strom? Wissen Sie das?«
    »Ja, das war offensichtlich.« Constance lächelte, während sie sprach.
    »Gut. Abgesehen von diesen drei unwichtigen Dingen ist es das tollste Haus im Bezirk, das sage sogar ich. Ein Haus mit Charakter. Meine Frau ist dort geboren, nicht wahr, Florence?«
    »Ja.« Florence ging um den Tisch herum und sah Constance an. Sie bewahrte Haltung, obwohl über ihrem Gesicht ein Schatten von Traurigkeit lag. Constance hatte den Eindruck, eine Frau vor sich zu haben, die keine unnützen Worte verschwendete, und sie fand es recht schwierig, sie mit dem grobschlächtigen, fröhlichen und sympathischen Iren in Verbindung zu bringen. Sie konnte sich vorstellen, daß sie sagte: ›Das reicht, O’Connor‹, woraufhin der Mann sich an die Stirn greifen und den Raum verlassen würde.
    Florence O’Connors Stimme war genauso beherrscht wie ihr Gesichtsausdruck. »Und meine Mutter wurde in dem Haus geboren, und ihre Mutter, und auch ihre Großmutter. Es wurde 1822 gebaut, weil dieses hier« – sie hob hilflos die Hände – »für die Familie zu klein geworden war.«
    »Oh, ja«, warf Sean ein. »Die Wheatleys hatten immer große Familien. Eine hatte tatsächlich achtzehn Mitglieder! Dieses Gehöft mit der Mauer ringsum wurde im 17. Jahrhundert gebaut. Hätten Sie das gedacht? Und damals haben hier zehn Familien gewohnt, allesamt Wheatleys … Ah, das war eine tolle Familie, und alles ist solide gebaut! Aber kommen wir jetzt wieder zu Hall zurück …«
    »Sie nennen es Hall?« Peter war überrascht, aber Sean O’Connor sagte unbekümmert: »Shekinah Hall, um genau zu sein.«
    »Was für ein seltsamer Name«, sagte Constance. »Was ist damit gemeint?«
    »Oh, das ist ganz einfach. Es bedeutet ›wohnen‹ … Wohnsitz, wissen Sie?«
    »Wir nennen es Snow Hall«, warf Moira lachend ein. »Wenn man im Winter einmal drin ist, und es fängt an zu schneien, kommt man nicht mehr raus …« Die Worte verklangen unter dem Blick ihrer Mutter, und Sean schrie: »Aufhängen sollte man dich! Wenn ich dich nicht so lieben würde, würde ich dich auf der Stelle umbringen.« Er hatte sich zu seiner Tochter hinuntergebeugt, und obwohl sie verunsichert war, weil ihre Mutter sie so merkwürdig ansah, lachte sie ihrem Vater ins Gesicht und fragte: »Soll ich gehen und Vin holen?«
    »Ja, lauf los, du kleine Hexe, und hol ihn. Wir können ohne Vin schließlich gar nichts machen.«
    »Ich geh jetzt zurück zu meiner Wäsche«, sagte Hannah.
    Constance hatte die Frau, die sie hereingeführt hatte, ganz vergessen, aber jetzt drehte sie sich um und sah, daß sie immer noch neben der Tür stand – in derselben Haltung, die sie eingenommen hatte, als sie hereingekommen waren. Florence O’Connor widersprach: »Nein, Hannah, du mußt dabei sein. Und außerdem mach ich gerade Tee.«
    »Ah, na gut. Wer könnte schon gehen, wenn sich ein Gewitter auf hoher See zusammenbraut?« Hannah setzte sich auf einen Holzstuhl mit hoher Lehne, rollte die Ärmel ihrer Bluse herunter und knöpfte die Manschetten zu. Constance konnte sie nicht in diesen Haushalt einordnen. Sie mußte eine Art Dienstmädchen sein, keine Verwandte. Nein, sie glaubte nicht, daß Hannah eine Verwandte war. Neugierig fragte sie Florence: »Haben Sie eine große Familie?«
    Florence O’Connor stand jetzt am Feuer und goß kochendes Wasser in eine große Teekanne aus Ton. Ihre Stimme klang verhalten und tonlos, als sie sagte: »Wir haben zehn Kinder.«
    »Zehn! Das ist eine große Familie!« rief Constance, und Sean O’Connor sagte: »Es ist jedenfalls eine gerade Zahl. Und wir mögen Kinder, wir beide mögen Kinder sehr.« Das Lächeln war von seinem Gesicht verschwunden. Seine Stimme klang jetzt ernst, und das schien den Mann vollkommen zu verändern. Er war nicht mehr der Landarbeiter, sondern der Hausherr.
    Da drang Moiras Lachen zusammen mit schweren Schritten aus dem anderen Raum herein. Constance blickte zur Tür und entdeckte hinter dem Kind den Mann, den Harry beschrieben hatte.
    Er mußte sich bücken, um den Raum betreten zu können. Er trug Kordhosen und ein Polohemd und sah zuerst zu Peter, der der Tür genau gegenüber saß, dann zu Constance.
    Wie Harry gesagt hatte, war sein

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