Das Haus in den Dünen
Weiterhin müssen wir davon ausgehen, dass Kropp Drohbriefe erhielt.«
»Und in die Firma wurde nicht eingebrochen?«, unterbrach Dietmar Petermann Trevisans Vortrag.
»Es gibt dafür nicht die geringsten Anhaltspunkte«, antwortete Kleinschmidt. »Wir haben alles untersucht und fanden keinerlei Spuren. Weder an Fenstern noch an Türen.«
»Gibt es denn etwas Wertvolles in der Firma zu holen?«, fragte Monika Sander.
Trevisan zuckte die Schulter. »Kommt darauf an. In einer Spedition werden zeitweise teure Elektroartikel oder Fernsehapparate gelagert. Kropp transportierte Maschinen nach Spanien und brachte Kunststoffmuffen auf seiner Rückfahrt mit.«
»Wer braucht schon fünfzehn Tonnen Kunststoffmuffen?«, kommentierte Dietmar lächelnd.
Kleinschmidt räusperte sich. »Kollegen, wenn ich euch sage, dass es keine Aufbruchspuren an den Türen gibt, dann ist es so. Und wer bricht in eine Firma ein und trägt ein Gewehr über seinen Schultern? Man wollte Kropp umbringen, davon bin ich überzeugt. Sonst hänge ich morgen meinen Job an den Nagel.«
Monika nickte. »Das glaube ich auch.«
»Was wissen wir über den Toten?«, meldete sich Kriminaloberrat Beck zu Wort.
Trevisan blätterte in seinem Aktenordner. »Hans Kropp, geboren am 14. August 1964 in Werdum. Alleinstehend. Hat eine Stiefschwester in Dornum. Er ist geschieden, seine Frau wohnt in der Gegend um Pasewalk im Osten. Dort arbeitete er von 1995 bis 1998, bis er wieder nach Wilhelmshaven zurückkehrte. Er hat einen Sohn, der bei der Mutter lebt. Offenbar kam es damals in der Ehe zu Handgreiflichkeiten. Zumindest steht das so in seinen Akten. Er ist bereits mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten. Zweimal wegen Körperverletzung, unter anderem hat er seine Exfrau krankenhausreif geschlagen. Auch damals hat er im Osten für eine Spedition gearbeitet und ist Touren nach Polen und in die Tschechei gefahren. Zweimal wurde er wegen gewerbsmäßigem Zigarettenschmuggels angezeigt. Aktuell liegt eine Anzeige wegen Verstoßes gegen die Unterhaltspflicht vor, aber die Ermittlungen liegen auf Eis. Warum auch immer. Er zahlt zwar für seinen Sohn, aber den Unterhalt für die Frau spart er sich.«
Dietmar trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte. »Dann gibt es also Motive genug.«
Trevisan nickte. »Ich denke, wir sollten bei seinen Familienverhältnissen beginnen. Es soll Schwierigkeiten mit den Brüdern seiner Exfrau gegeben haben, berichten der Mechaniker und der Disponent der Firma. Ich denke, das ist ein guter Ansatzpunkt.«
Beck nickte. »Das sieht mir eindeutig nach einer Beziehungstat aus. Meiner Meinung nach ist der Fall mit ein paar gezielten Recherchen der Pasewalker Kollegen schnell aufgeklärt, wir dürfen nämlich nicht den Brandstifter vergessen. Der Serientäter hat Vorrang, dass wir uns da klar verstehen.«
Trevisan hob beschwichtigend die Hand. »Wir putzen den Fisch erst, wenn wir ihn im Netz haben. Aber ich denke, Beck hat recht, der Brandstifter ist immer noch da draußen unterwegs und wir wissen nicht, ob er mittlerweile Gefallen am Tod von Menschen gefunden hat. Ich schlage deswegen vor, dass wir uns aufteilen. Ich kümmere mich mit Tina und Alex um Kropp und ihr sucht weiter nach dem Brandstifter.«
Dietmar räusperte sich. »Wir zahlen aber kein Essen, wenn ihr euren Mörder zuerst gefasst habt«, sagte er scherzend.
Trevisan schaute in die Runde und bemerkte Becks zufriedenen Blick. »Gibt es sonst noch etwas?«
Die Männer und Frauen des FK 1 schüttelten die Köpfe.
»Also dann, ran an die Arbeit!«
*
Der September begann mit einem weiteren heißen Tag. Am Himmel zogen kleine, weiße Wölkchen vor einem leuchtend blauen Himmel ihre Bahn.
Er atmete tief ein.
Sie war wieder zurück. Seit zwei Wochen schon. Zurückgekehrt, nach Hause gekommen, heimgekehrt – gescheitert.
Er war mit ihr aufgewachsen. Sie hatten zusammen gespielt, gelacht und sich manchmal gestritten. Sie gehörten zusammen wie der Wind und die Wolken, damals zumindest, als Jugendliche. Er hatte ihre weiche Haut geliebt, ihren Duft, der ein wenig an eine Blumenwiese erinnerte. Er hatte sich gewünscht, die Zeit würde nie enden. Doch die Tage waren viel zu schnell vergangen.
Einmal, als er ihr von Gott und dem reinigenden Feuer erzählte, hatte sie geantwortet: »Du bist schon ein sonderbarer Kauz. Und zu oft mit dem alten Josef zusammen. Der macht dich mit seinen Geschichten und seinen Sprüchen noch ganz wirr im Kopf.«
Sie hatte gelächelt und er
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