Das Haus in den Dünen
Gemeindemitgliedern gesprochen. Ich glaube, wir haben jemanden, der Ihren Verdächtigen kennt. Haben Sie etwas zum Schreiben?«
Till wurde hellhörig. »Sicher«, antwortete er knapp.
»Fragen Sie bei Frau Mathilde Dahms in Schortens nach. Sie kann Ihnen mehr erzählen. Aber regen Sie Frau Dahms nicht auf, sie ist schon über achtzig. Es gab ein Mitglied unserer Gemeinde mit dem Namen Josef Stein. Er war als Arbeiter auf einem Gehöft in Ihrer Gegend beschäftigt. Ein paar Mal brachte er einen jungen Mann mit, der sich sehr für unsere Kultur interessierte. Ich weiß nicht mehr, wie der junge Mann hieß, aber ich glaube, er war der Sohn des Hofbesitzers. Ich kann mich nur noch vage an ihn erinnern, aber soviel ich noch weiß, hinkte der junge Mann. Frau Dahms müsste wissen, wo er wohnt und wie er heißt.«
Tills Blut kam in Wallung, das Jagdfieber war erwacht. Er schrieb die Adresse der Frau nieder. Einen Telefonanschluss hatte sie offenbar nicht.
»Dieser Josef Stein«, fragte Till, »können Sie mir sagen, wo der wohnt?«
»Josef Stein ist vor über einem Jahr verstorben«, erklärte Goldbeck. »Leider habe ich keine Adresse in unserer Mitgliederverwaltung gefunden. Aber Frau Dahms kann Ihnen ganz sicher weiterhelfen.«
Till bedankte sich und legte aufgeregt den Hörer zurück auf die Gabel. »Das war jemand, der möglicherweise unseren Brandstifter kennt!«
Dietmar rümpfte die Nase. »Das ist nicht mehr unser Fall.«
Till überging den Kommentar. »Ich glaube, ich fahr gleich mal …«
»Du musst Schneider informieren«, fiel ihm Dietmar ins Wort. »Er leitet die Soko, und er wird es nicht gerne sehen, wenn du ihm ins Handwerk pfuschst.«
»Wir haben ihm schon das Phantombild geliefert und er hat den Täter noch immer nicht«, protestierte Till.
»Wenn du Ärger haben willst, nur zu«, entgegnete Dietmar.
Till überlegte. »Gib mir mal das Telefon.«
Dietmar reichte ihm den Apparat. Till wählte die Nummer von Helge Bergkamp, einem Kollegen vom 3. FK und guten Bekannten, ebenfalls Mitglied der Sonderkommission Feuerteufel, und erzählte ihm von Goldbecks Anruf.
»Das ist interessant, ich werde es Schneider erzählen. Wir überprüfen gerade alle Opel Corsas aus unserer Region, 189 Fahrzeuge, das ist nicht so einfach.«
»Und was ist mit dem Phantombild?«, fragte Till.
»Bislang haben wir noch keine Resonanz auf die Veröffentlichung«, erklärte Helge Bergkamp. »Aber das kennen wir ja. Phantombilder ähneln vielen Leuten, und wenn ein prägnantes Detail fehlt, meldet sich niemand. Wer will schon seinen unschuldigen Nachbarn anschwärzen. Das bringt nur Ärger.«
»Die Überprüfung von Goldbecks Angaben wäre aber wichtig«, setzte Till nach. »Sie wird euch mit Sicherheit zum Täter führen.«
»Ich muss alle Maßnahmen mit Schneider absprechen, aber ich sag es ihm.«
Till bedankte sich und legte auf. Eine ganze Weile starrte er noch auf das Telefon.
»Und, überprüfen sie deine Adresse?«, fragte Dietmar.
Till zuckte mit der Schulter. »Ich bin mir da nicht so sicher.«
*
Tina und Alex waren früh aufgebrochen und nach Dornum gefahren. Kropps Halbschwester erwartete die beiden Kripobeamten im Garten. Miriam Kleese hatte den sonnigen Vormittag zum Rasenmähen genutzt und einen Teil der Büsche geschnitten. Sie bot ihnen auf der Terrasse Kaffee an. Till und Alex lehnten dankend ab.
»Was führt Sie denn noch einmal zu mir?«, sagte Miriam Kleese. »Ich habe Ihrem Kollegen doch schon alles gesagt.«
»Sie haben bestimmt gehört, dass es noch weitere Morde gegeben hat«, antwortete Tina.
»Ich habe es in der Zeitung gelesen«, antwortete Miriam Kleese abweisend.
»Haben Sie jemals im Zusammenhang mit Ihrem Halbbruder die Namen Willo Brunken oder Uwe Lohmann gehört?«, fragte Alex.
»Ich sagte doch schon, mein Bruder war mir egal. Ich war froh, als er endlich wegging und unsere Familie nicht weiter terrorisierte.«
Alex nickte. »Er ging in Norden zur Schule?«
»In die Hauptschule, war aber ein fauler Hund. Ist zweimal sitzen geblieben und hat gerade so den Abschluss geschafft. Wenn sich damals das Jugendamt nicht um einen Ausbildungsplatz bemüht hätte, dann wäre er auf der Straße gelandet. Hat mich sowieso gewundert, dass er durchgehalten hat. Aber basteln konnte er schon immer. Das war das Einzige, was er konnte. Reparierte sogar manchmal unsere Nähmaschine, mit der sich unsere Mutter ein paar Mark nebenbei verdiente.«
»Wissen Sie noch, wie die Schule hieß, in die er
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