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Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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ging?«, fragte Tina.
    »Die Hauptschule eben, da gab es nur eine«, antwortete Miriam Kleese. »Heute gibt es ja immer mehr neue Schulkonzepte, nur besser wird nichts. Wer nicht mitkommt, wird einfach links liegen gelassen. Meine Kinder sitzen manchmal drei Stunden an den Hausaufgaben. Da ist nicht mehr viel mit Freizeit.«
    Tina setzte ein mitfühlendes Lächeln auf. »Ihre Kinder gehen in weiterführende Schulen?«
    Miriam Kleese schaute auf ihre Armbanduhr. »Sie besuchen die Realschule. Ich habe drei Kinder, zwei Mädchen und einen Jungen. Das ist nicht immer einfach. Mein Mann fährt zur See. Ich bin oft wochenlang alleine.«
    Alex räusperte sich. »Frau Kleese, wer könnte uns nähere Auskünfte über das Leben von Hans Kropp geben, bevor er in den Osten ging und dort geheiratet hat? Gibt es noch Verwandte oder Freunde, die Kontakt zu ihm hatten?«
    Miriam Kleese zuckte mit der Schulter. »Verwandte gab es keine. Ich habe bereits vom Nachlassgericht aus Wilhelmshaven einen Brief erhalten. Dort sind nur noch seine Exfrau und sein Sohn erwähnt. Seine Freunde kannte ich nicht und die Firma, bei der er in Norden gelernt hat, die gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Ich weiß nicht, wer dort seine Arbeitskollegen waren. Vielleicht gibt es noch eine Akte beim Jugendamt, aber sonst kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.«
    Alex packte sein Notizbuch ein und reichte ihr eine Visitenkarte. »Falls Ihnen noch etwas einfallen sollte, dann rufen Sie uns an.«
    »Das hat Ihr Kollege auch schon gesagt«, antwortete Miriam Kleese. »Es tut mir leid, dass ich nicht helfen kann. Aber ich habe mich nie um Kropp gekümmert. Und ehrlich gesagt hat mich sein Tod auch nicht sonderlich erschüttert. Es heißt, wer Wind sät, wird Sturm ernten. Und jetzt ist er dem Sturm zum Opfer gefallen.«
    Tina und Alex verabschiedeten sich. Den Dienstwagen hatten sie auf einem nahen Parkplatz abgestellt.
    »Glaubst du, wir sollten in Norden mal vorbeifahren?«, fragte Tina. »Jetzt sind wir schon einmal hier …«
    Alex nickte und schaute in den strahlend blauen Himmel. »Das machen wir, aber zuerst lade ich dich zu einem Eis ein. Wie wär’s?«
    Tina grinste. »Okay, wenn du bezahlst …«
    *
    Martin Trevisan hatte auf seinem Schreibtisch die Bilder der drei Tatorte ausgebreitet. Im gesamten Büro lagen Berichte, Skizzen und Dokumente verstreut. Kleinschmidt hatte vor Stunden den Obduktionsbericht und den vorläufigen Spurenbefund zum Mord an Uwe Lohmann übergeben und Trevisan hatte beides aufmerksam studiert. Lohmann war mit einem Projektil aus der gleichen Waffe erschossen worden, mit der auch Willo Brunken und Hans Kropp umgebracht worden waren. Die beiden Berichte förderten nichts Neues zutage. Die Morde hingen zweifelsfrei zusammen und die Vorgehensweise des Täters war immer gleich. Mit dem ersten Schuss wurden die Opfer kampfunfähig gemacht, der zweite Schuss, aus nächster Nähe in den Kopf, führte zum Tod.
    Eigentlich eine typische Vorgehensweise für Auftragsmorde im kriminellen Milieu. Aber sie konnten weder Lohmann noch Brunken dem organisierten Verbrechen zuordnen, lediglich Hans Kropp passte aufgrund seiner illegalen Nebentätigkeit in dieses Schema. Uwe Lohmann war nur zweimal wegen einer Wirtshausschlägerei registriert, und wegen seiner Verkehrsdelikte würde man niemanden umbringen.
    Die Männer verband nur, dass sie alle drei eine Hauptschule besucht und danach ein Handwerk erlernt hatten und zumindest zeitweise als LKW-Fahrer unterwegs gewesen waren. Aber Lohmann hatte seit Jahren keinen Führerschein mehr, also strich Trevisan auch diese Option von seiner Liste.
    Er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, dass ein Mörder wahllos Menschen in seinem Zuständigkeitsbereich erschoss. Wenn auch manches für den Zufall sprach, glaubte Trevisan fest an eine Verbindung. Kropp, Brunken und Lohmann waren Männer im gleichen Alter. Das bot zwar noch keinen Ansatzpunkt, war aber durchaus auffällig.
    Es klopfte, und Till Schreier schaute herein. »Willst du keinen Feierabend machen?«
    Trevisan schaute auf die Uhr. Es war schon weit nach fünf. »Verdammt, ich habe gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergeht. Hast du etwas für mich?«
    Till schüttelte den Kopf. »Ich wollte dir nur sagen, dass wir mit den Briefen am Ende sind. Es ergaben sich keine Hinweise. Die Namen Kropp oder Brunken tauchen nicht auf. Ich glaube, wir können den Karton in den Asservatenraum bringen.«
    Trevisan sog die Luft tief in seine Lungen.

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