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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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begleitete, zog einen sofortigen Blick des von ihm auserwählten Opfers auf ihn. Dennoch ging Andle, nachdem er abgesessen war, geradewegs zu Klyd.
    Die Fratze, die Andles Mund verzerrte, verriet einen gräßlichen Triumph auf der Seite des Simes. Noch bevor ein Wort gesagt worden war, erstarrte Valleroys Herz. Seine veränderte emotionelle Nager brachte ihm einen weiteren durchbohrenden Blick ein, der in diabolischem Lachen gipfelte. „Sectuib … Ambrov … Zeor … dein Gefährte hat recht!“ Und weiteres triumphierendes Gelächter, kultiviert und doch so barbarisch zugleich.
    Sogar sein Lachen ist so sorgfältig aufs Eindruckschinden berechnet, wie seine ganze Erscheinung, dachte Valleroy. Aber trotzdem war es nicht Andle, der die Szene beherrschte. Klyd war es. Obgleich der Kanal gefangen war, offensichtlich der nicht vorhandenen Gnade des anderen ausgeliefert, schmutzig, zerlumpt und von der Not zerrissen, ließ seine stille Würde Andle irgendwie übertrieben gekleidet erscheinen … ein Hanswurst, zu albern, um in Zeors Kindergarten den Clown spielen zu können.
    Diese wortlose Konfrontation war das Seltsamste, das Valleroy je gesehen hatte. Später, als er daran zurückdachte, begriff er, daß er der Triumph der Zusammenarbeit über Rivalität war.
    Klyd stand nicht allein. Selbst abgesondert in einem Käfig, konnte er auf die vereinigte Kraft des gesamten Tecton zurückgreifen, während Andle nur sein Selbstvertrauen hatte, das ihn unterstützte. Doch zu diesem Zeitpunkt sah Valleroy nur, wie Klyds nicht wahrnehmbare Kraftquelle die Einheit unter Andles Gefolge zerschlug. Und mit dieser Beobachtung fand Valleroy seine Hoffnung wieder.
    Allerdings nicht für lange. Das unbeholfene Lachen verstummte, und das verzerrte Gesicht wurde hart. Nur die Lippen bewegten sich und krümmten sich höhnisch um jedes einzelne Wort, als Andle verkündete: „Zeor ist TOT !“
    Valleroy vermutete, daß es diese Worte waren, die Klyd zerbrachen. Es war der emotionelle Gehalt dahinter. Worte konnten Bluff oder Prahlerei sein. Aber es war die Fachkenntnis des Kanals, Empfindungen lesen zu können. Kein gewöhnlicher Sime konnte einen Kanal täuschen.
    „Was meinst du damit?“ Die Frage war tonlos gestellt, aber gerade das deutete auf die scharfe Kontrolle hinter jenen Worten hin.
    Jetzt kam der lang erwartete Augenblick totalen Sieges für Andle. Er holte eine Zeitung hervor, rollte sie auseinander und hielt sie hoch, damit Klyd die Schlagzeile lesen konnte. Es war eine Sonderausgabe des Tecton Wochenblattes. „Gestern“, las Valleroy, „ist Yenava Zeor, Gemahlin des Sectuib Klyd Farris, im Haushalt Zeor gestorben.“
    Der Rest lag außerhalb seines Sichtfeldes, aber Andle lieferte die Botschaft. „Yenavas Wehen haben begonnen. Es gab Komplikationen. Weil du nicht da warst, hat dein Großvater ihr zu helfen versucht.“ Er hielt inne, beobachtete die Wirkung, die er hervorrief. „Deine Frau, dein Sohn und dein Großvater sind tot. Du wirst ihnen bald folgen. Ohne Führer … ist … Zeor … tot!“
    Klyd gab seine Gefühlsregung durch kaum ein äußeres Zeichen preis, doch mußte es ein Aufflackern von Emotion gegeben haben, das Andle abermals lachen ließ. Aber dieses Lachen war ein ernster taktischer Fehler. Mit zu Schlitzen geformten Augen verlagerte der Kanal kaum merklich sein Gewicht und wartete.
    Die Solidarität, die Andles Männer wieder zu verschmelzen begonnen hatte, löste sich im Nu abermals auf. Der geschlagene Gefangene hatte noch immer die Oberhand über den triumphierenden Fänger. Es konnte nicht sein, doch es war so, selbst für einen emotionstauben Gen nicht zu leugnen.
    Das Lachen erstarb dieses Mal schneller, und in die Stille hinein sagte Klyd: „Zeor ist keine Person, es ist eine Idee. Ideen kann man nicht töten, indem man die Leute vernichtet, die sie bewahren. Für Zeor, auf ewig!“
    Als Andle begriff, daß sein Opfer den Sieg für sich beansprucht hatte, spie er aus: „Perverser Bastard!“
    Daraufhin lächelte Klyd sanft, fast so als hätte Andle das traditionelle Zeor-Gelöbnis entboten. Sprachlos stürmte Andle auf Aisha zu, inspizierte seine Ware und klatschte dabei seine Reitpeitsche gegen den Oberschenkel. Valleroy sah sie vor dem wütenden Sime zurückweichen. Sie hatte kein Wort von dem, was gesagt worden war, verstanden, aber der größte Teil der Kommunikation war nichtverbal gehalten und somit allgemein verständlich gewesen.
    Um ihre Angst zu überdecken, rief Valleroy: „Du

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