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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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streckte seine Hände aus, um sich mit denen Klyds unter dem Tuch zu verbinden. Dann hob Hrel das Symbol und zeigte es all denen, die still zusahen. Schließlich legte er es wie einen Schal um Klyds Hals und zog den Kanal auf die Füße. Es war ein deutlicher Akt der Anerkennung der Autorität des Kanals.
    Ein Höllenlärm brach aus. Von irgendwoher wurden grob gewebte Duplikate von Klyds besticktem Umhang hervorgeholt. Bei genauerem Hinsehen konnte Valleroy erkennen, daß es dasselbe Muster war, das sämtliche Wäschestücke säumte, die er hier benutzt hatte. Das Wappen des Haushalts.
    Ein Schlangentanz begann in der Mitte der Menge, die jetzt so dichtgedrängt war, daß es keinen Platz für einen tiefen Atemzug gab. Ein rothaariges Sime-Mädchen warf eines der Imitat-Tücher um Valleroys Hals und besiegelte die Investitur mit einem kurzen, aber leidenschaftlichen Kuß, bevor er eine Chance hatte, verblüfft zu sein. Dann war sie im wirbelnden Gedränge verschwunden.
    „Still! Wartet einen Moment! Still!“ Es war Klyd, der von seinem Platz am Tisch rief, während Hrel neben ihm stand.
    Stille quoll empor und ertränkte die Lustbarkeit. Klyd fuhr fort: „Evahnee! Hast du den Ring?“
    Sie drängte sich aufgeregt nach vorn, reichte dem Kanal den Wappenring, der ihn sogleich auf Hrels kleinen Finger schob und laut rief: „Dem Hause Zeor, auf ewig!“ Hrel wiederholte den Satz mit genauso viel Inbrunst.
    Im Chor nahm die Menge den Ruf auf. „Dem Hause Zeor, auf ewig!“ Bald wurde dies zu einem Gesang, und die Musiker fügten einen zwingenden Rhythmus hinzu, der den Schlangentanz erneut in Gang brachte. Valleroy wurde mit einbezogen, da der ganze Raum zu tanzen schien.
    Von der Tür stieg ein Ruf empor. „Macht den Weg frei! Platz da! Geht zur Seite!“
    Das Tanzen hörte auf, als sich ein Sime, der ein dreibeiniges Stativ hoch über die Köpfe der Menge hielt, in den Raum schlängelte. Er erreichte eine Stelle vor dem improvisierten Podium, stellte den Dreifuß auf und befestigte einen schwarzen Kasten daran.
    Schlagartig wurde Valleroy bewußt, was es war. Er stieß und schob sich durch die Menge, vergaß für den Augenblick seine Vorsicht vor den Simes. Dies mußte er sehen! Eine der legendären Kameras der Alten. Die Simes hatten manche der alten Künste wieder zum Leben erweckt … aber dies …!
    Nach einiger sorgfältiger Vorbereitung wies der Sime Hrel an, sich in Positur zu setzen. Mit einer theatralischen Geste bediente der … Fotograf … einen Hebel.
    Nichts geschah.
    Verwundert und mit wehenden Tentakeln beugte sich der Sime über seinen Kasten. Aber nach wiederholten Fehlschlägen verkündete er: „Tut mir leid, keine Bilder heute abend.“
    Die Enttäuschung der Menge war fast greifbar, als der Dreifuß davongetragen wurde.
    Klyd rief: „Hugh! Komm einen Moment hier herüber!“
    Nach so vielen Tagen vom Klang seiner eigenen Sprache überrascht, glitt Valleroy durch einen Spalt in der Menge. Klyd hockte sich auf die Kante des Tisches. „Hugh, kannst du ein schnelles Portrait von mir und Hrel machen? Nur eine Skizze, nichts Anspruchsvolles.“
    „Sicher, aber ich habe nichts, mit dem ich arbeiten könnte.“
    „Das kann besorgt werden.“ Er stand auf. „Evahnee, hol ein Zeichenbrett aus dem Projektbüro der Weberei. Hugh wird das Portrait für uns machen.“
    Dies löste einen Jubel aus, der das Dach anzuheben drohte, aber gleich darauf wurde ein weiterer Schlangentanz rings um den Thron begonnen. Die Lieder nahmen einen Klang von verhaltener Ekstase an, wobei das Wort ‚Zeor’ wie eine inbrünstige Bitte wiederholt wurde.
    Eine lange Zeit später, als Valleroy zu dem Schluß gekommen war, daß sie in der wilden, emotionellen Läuterung das Portrait vergessen hatten, schleppten mehrere Simes einen großen Zeichentisch in den Raum und plazierten ihn vor dem Podest. Evahnee dirigierte Valleroy auf die Bank mit einem Material-Schränkchen links von ihm. „Wenn es noch irgend etwas gibt, was Sie brauchen, fragen Sie nur.“
    Valleroy massierte seine Finger und fragte sich, ob er zuviel getrunken hatte. Behutsam wählte er ein geeignet aussehendes Stück Holzkohle aus. Das große Papier war mit seltsam gemusterten Zeichenlinien kreuzschraffiert. Er drehte das Papier um und klemmte es fest. Die Rückseite war frei von Linien, jedoch sehr grobkörnig. Nach mehreren mißlungenen Anfängen fand er eine Holzkohle, die weich genug war, um ihm dienlich zu sein, und dann ging es schnell

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