Das Haus Zeor
auf das, was aus uns allen noch werden kann?“
Valleroy hielt an, um einen tief über den Weg gebogenen Zweig zu berühren. Waren dies seine eigenen Gedanken, durcheinandergebracht durch die Erschöpfung einer überlangen kreativen Orgie? Sie hatten nie viel über Simes geredet, aber ihre konventionelle Gen-Erziehung hatte ihr konventionelle Gen-Vorstellungen beigebracht. Sie konnte Simes nicht gut genug verstehen, um sie so zu analysieren. Das war ein Grund, weshalb er nie mit ihr über Heirat hatte reden können … oder mit irgendeinem der anderen Mädchen, die er gekannt hatte.
Aber es war die Art von Dingen, die sie sagen würde, um die Übereinstimmung zwischen dem Universum und dem Reich des Geistes hervorzuheben. Es war die Mystikerin in ihr, die den Künstler in ihm berührte und ihm solche Freude machte.
Jedesmal, wenn sie sich gestritten hatten, war es wie ein Drang gewesen, sie wieder zu besuchen … noch einmal … bis er entschieden hatte, daß er sie würde heiraten müssen. Und als er sich mit diesem Entschluß auf die Suche nach ihr gemacht hatte, erfuhr er, daß sie fort war – gefangen.
Die Leere hatte nicht nachgelassen, bis er sich in Zeors Arensti-Entwurf vertieft hatte. Hier hatte er etwas gefunden, das einen Teil von ihm nährte, der durch die Polizeiarbeit nie befriedigt worden war. Es gab Augenblicke, in denen er nicht sicher war, ob er jemals in der Lage sein würde, Zeor wieder zu verlassen, und es gab Augenblicke, in denen er über den Gedanken zu bleiben erschrocken war.
So oder so, er mußte Aisha finden. Die eindringliche Verzweiflung wurde allmählich etwas, wovor er zurückschreckte. Er sagte sich immer wieder, daß es nichts gab, was er tun konnte, außer Zuflucht in der Schaffung eines gewinnenden Arensti-Entwurfs zu suchen. Aber da war immer das Schuldgefühl, daß er, während sie litt, in der sich entfaltenden Entdeckung von Zeor und all seiner vielseitigen Bedeutungen schwelgte.
Er schlug den Zweig beiseite und ging auf die Hecke am Ende des Tunnels zu. Es gab eine kleine Öffnung, die in eine schmale, von Hecken begrenzte Gasse mündete. Frische Schnittstellen waren über die Blätter verstreut, und die peinlich geraden Seiten der Hecke zeigten noch immer feuchte Wunden. Der Duft war betäubend genug, um ihn weiterzuziehen – hin zum Klang von Kinderstimmen und dem Schnick-Schnick eines Rasensprengers.
Er kam durch ein Spalier heraus, gebildet aus einem Gemisch von Reben und Beeren, teilweise schon abgeerntet. Die Morgensonne bohrte ihre Strahlen in Valleroys Augen, schmerzhaft hell nach den taufeuchten Schatten.
Die Fläche vor ihm war von einer hohen, frisch geschnittenen Hecke umgeben. Auf dem gesamten Gelände wurden blendende Treibhäuser von Gruppen sehr lebhafter Kinder gehegt, die ebensoviel davon wußten, was mit einem Gartenschlauch zu tun war, wie ihre Entsprechungen im Gen-Territorium.
Zwischen den neu errichteten Gewächshäusern gab es noch Spuren von Sommer-Feldfrüchten zu sehen. Es ist ein vollkommen normaler Schulgarten, sagte sich Valleroy. Doch war das schwer zu glauben.
Alle Treibhäuser, die er bisher gesehen hatte, waren von Glasplatten umschlossen, aber diese hier wurden lediglich von Planen eines flexiblen, durchsichtigen Wunders der Sime-Chemie bedeckt.
Staunend beobachtete Valleroy eine Gruppe von Kindern, geleitet von einer hochschwangeren Frau. Die Kinder führten Hämmer und Schneidegeräte mit einer professionellen Hingabe, als sie die Bespannung über die Rahmen zogen. Diese Kinder waren älter als manche der anderen Gruppen innerhalb der Einfriedung. Valleroy schätzte sie auf das Alter des Wechsels, jener Zeit, in der ein Kind entweder ein erwachsener Sime oder ein erwachsener Gen wurde.
Im Gen-Territorium wurden Kindern dieses vorpubertären Alters keine Hämmer, Nägel, Messer und andere gefährliche Werkzeuge anvertraut. Aber hier, hatte er gelernt, reiften Kinder schnell und waren bereit, die Verantwortungen eines Erwachsenen unmittelbar nach dem Wechsel in einen Sime oder ins »Establishment«, wie die Simes den Beginn der Selyn-Produktion bei einem erwachsenen Gen zu bezeichnen pflegten, zu übernehmen.
Neugierig auf diese Gruppe von Kindern am Vorabend der größten Befürchtung eines jeden Kindes, näherte sich Valleroy ihrer Aufsicht. Der Haushalt bestimmte natürlich den fähigsten Lehrer für diese kritische Altersgruppe, und deshalb war es keine Überraschung, als er in der schwangeren Frau Klyds Gemahlin Yenava
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