Das Haus Zeor
reagierte, setzte Loyce für Valleroy ein ‚Ich-habs-dir-gesagt’-Stirnrunzeln auf und klopfte lauter. Klyd schreckte aus seiner Träumerei auf, kam an die Tür und öffnete, und die drei gingen gemeinsam zum Mittagessen hinauf.
Während der ganzen Mahlzeit beobachtete Valleroy Klyd. Der Appetit des Kanals war noch spärlicher als gewöhnlich. Er schien sich in einer Benommenheit zu bewegen, beinahe unfähig, seine Blicke zu konzentrieren. Valleroy kam zu der Überzeugung, daß hier wirklich etwas nicht stimmte.
Während sie ihre Teller leerten, sah Valleroy Nashmar vom Tisch der neuen Kandidaten herüberblicken, wo eine ausgewählte Gruppe von Mitgliedern die Neuankömmlinge willkommen hieß. Valleroy lächelte. Nashmar nahm seinen Blick von Klyd und lächelte in für Valleroy echt erscheinender Erleichterung zurück.
Der oberste Kanal und der oberste Gefährte in Imil schienen beide der Ansicht zu sein, Klyd sei in ernsthaften Schwierigkeiten. Valleroy pflichtete bei, so begrenzt seine Erfahrung auch war.
Aber Valleroy war kein echter Gefährte. Er wußte nicht einmal, ob er etwas dagegen tun konnte. So kam es, daß er sich allein in seinem verdunkelten Zimmer wiederfand, zur Nachtruhe umgezogen und hin und her schreitend. Großvater hatte ihm das Versprechen abgenommen, sich ungeachtet seiner selbst um Klyd zu kümmern und niemanden argwöhnen zu lassen, daß Zeor seinem wertvollsten Kanal einen unqualifizierten Gefährten zur Seite gestellt hatte.
Entran. Yenava war so aus der Fassung geraten, weil Großvater darunter litt, während Klyd ungeschoren davonkam. Valleroy fragte sich, ob sich Klyd vielleicht selbst für ein eingebildetes Unrecht gegenüber Großvater bestrafte.
Oder hatte Klyd vielleicht Angst vor ihm – wegen des Zorns, der für den Kanal so deutlich spürbar gewesen sein mußte, als er Entran vorgetäuscht hatte, um Privatsphäre für sie zu gewinnen. Nun, dachte Valleroy, das wäre ein Wandel – Sime fürchtet Gen.
Da Valleroy noch immer nicht wußte, was er tun sollte, zog er seinen Morgenmantel an und durchquerte die Suite zu Klyds Tür hin. Impulsiv öffnete er die Tür ohne anzuklopfen und trat ein.
Der Raum war dunkel, die Vorhänge zugezogen, so daß das Sternenlicht ausgesperrt war. „Hugh! Was …?“
Valleroy richtete sich nach Klyds Stimme und ging weiter. „Sectuib, ich habe eine schwerwiegende Angelegenheit mit dir zu besprechen. Eine Angelegenheit, die mit dem Stolz Zeors zu tun hat.“
„Was ist passiert?“
„Noch nichts. Das ist das Problem.“
„Ich verstehe nicht.“
„Ich auch nicht. Sag mir, was ein Gefährte tun kann, um einen Kanal zu veranlassen, auf die Vernunft zu hören?“
„Oh … jetzt verstehe ich. Nashmar und Loyce sind hinter dir hergewesen!“
„Nur Loyce. Er scheint zu denken, die Situation sei kritisch.“
„Diese Leute sind Imil, keine Zeor. Sie haben kaum eine Vorstellung von dem, was wir vollbringen können, wenn wir wollen.“
„Ich denke, vielleicht willst du in Wirklichkeit gar nicht … sonst würdest du nicht so herumlaufen und wie eine bevorstehende Katastrophe aussehen.“
Klyd war still, unsichtbar in der Dunkelheit. Valleroy dachte schon, er würde nicht antworten. Aber dann stand der Kanal auf und ging zum Fenster, um die Vorhänge aufzuziehen. Die Sterne waren hell und klar. Der Mond warf lange Schatten über die Felder und erleuchtete den Raum.
„Entran ist schmerzhaft, nicht wahr, Sectuib?“
„Das ist nicht so wichtig.“
„Nicht für die Farris, Loyce zufolge. Was macht die Farris anders?“
Klyd öffnete das Fenster, damit er die kalte Nachtluft tief einatmen konnte. Im Halbdunkel konnte Valleroy gerade noch sehen, daß der Kanal in Schweiß gebadet war. Als er sprach, war seine Stimme leise, fast zu beherrscht. „Es gibt eine Theorie, nach der sich die Sime-Mutation noch immer entwickelt. Wir haben acht unterschiedliche Sime-Varianten klassifiziert, von denen keine ideal ist. Die Farris-Familie bringt die Kanäle mit den höchsten Kapazitäten und den größten Toleranzen hervor. Wir leiden auch unter der größten Quote von Unpäßlichkeiten, die anderen unbekannt sind. Entran-Komplikationen sind nur ein unbedeutender Teil davon.“
„Wenn Denrau hier wäre – würde er nicht tun, was notwendig wäre, um Komplikationen zu vermeiden?“
„Du bist nicht Denrau.“
„Ich weiß.“ Valleroy setzte sich auf das Bett. Er merkte, daß er sich verzweifelt wünschte, seine Mutter wäre nicht aus dem
Weitere Kostenlose Bücher