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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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eingemeißelt war. Er nahm die Kerze mit, um besser sehen zu können.
    Es bedurfte keines sprachlichen Talents, um das Symbol oberhalb der Tafel zu erkennen … Dies war ein Schrein des Sternenkreuzes! Unter diesem Symbol standen Anweisungen, die den sichersten Weg zur Grenze des Gen-Territoriums bezeichneten. Dann folgten eine Reihe von Bitten an Benutzer der Wegstation. Hinterlasse trockenes Holz auf der Feuerstelle und Wasser in den irdenen Töpfen. Verzeichne das Datum der Benutzung auf der Tafel und ob Simes die Benutzung entdeckt haben können.
    Am unteren Rand kam die Ermahnung, dem Sternenkreuz zu vertrauen. Ein solcher Talisman hing an einem Nagel neben der Tafel. Es war derselbe wie derjenige, den er trug – derjenige, der seine Mutter sicher aus dem Sime-Territorium geleitet hatte. Dies war eine Wegstation des Untergrunds der Kinder.
    Valleroy angelte seinen Talisman aus seinem Hemd hervor und küßte ihn dankbar. Welch ein Glück sie gehabt hatten, diese Stätte zu finden!

 
Bote
     
     
     
    Klyd stöhnte und warf sich fiebernd herum, als versuche er, sich einem unsagbaren Grauen zu entwinden. Ohne zu wissen, was er tun sollte, kniete Valleroy neben dem Strohlager und bewahrte den Sime so gut er konnte davor, sich durch die Wucht seines Umherschlagens zu verletzen. Als die Minuten vergingen, wurde Klyd immer rasender, wobei er abwechselnd nach Denrau schrie und drängend um Hilfe bettelte.
    In einem Schmerz der Unentschlossenheit, wobei er sich seines eigenen Unwissens heftig schalt, kämpfte Valleroy mit seinem fiebernden Freund, bis er sich zurückziehen mußte, um den wild suchenden Seitlichen auszuweichen, die jetzt mit dem Ronaplin-Sekret bedeckt waren, ein sicheres Zeichen dafür, daß der Kanal die Not hatte.
    Hilflos stand Valleroy neben ihm und sah zu, wie sein Patient mit unsichtbaren Dämonen rang. Er hatte diesen Mann einen Berghang heraufgetragen, und um dies zu schaffen, hatte er sich geschworen, er würde ihn retten oder bei diesem Versuch sterben. Jetzt sah es so aus, als würde sich der Kanal im Delirium selbst umbringen.
    Jetzt, in diesem Augenblick, hatte Klyd die Not, und Valleroy war feldstark. Eine solche Kombination würde im Transfer enden, und Valleroy wußte das. Er glaubte, er könnte sich dazu aufraffen, es zu versuchen, wenn Klyd bei Bewußtsein und irgendwie in der Lage wäre, sich zu beherrschen. Aber nur ein sehr geschickter Gefährte würde es wagen, mit einem Kanal in diesem Zustand in Verbindung zu treten. Trotzdem mußte er irgend etwas tun.
    Plötzlich stieß Klyd einen Schrei unverfälschten Schreckens hervor, seine Augen waren geweitet. Er klammerte sich an das Strohlager, als falle er von der Welt herunter. Valleroy warf sich auf den wild um sich schlagenden Sime. Er packte Klyds Arme direkt über den Öffnungen der Tentakelscheiden. Er konnte die geschwollenen Ronaplin-Drüsen unter den seitlichen Scheiden fühlen. Sein Griff erzeugte bestimmt unglaubliche Schmerzen. Aber vielleicht würde der Schmerz Klyd wieder ins Bewußtsein zurückbringen. Er hielt fest, und der hagere Körper wurde von einem Krampf nach dem anderen gemartert. Wenn die Sime-Kraft Muskel gegen Muskel spannte, würden unter dieser Anstrengung bestimmt Klyds sämtliche Knochen brechen.
    Valleroy schluchzte: „Klyd, wach auf. Ich bin es, Hugh, nicht Denrau! Wach auf, damit wir zu Denrau gehen können. Er ist zu Hause, in Zeor … und wartet auf dich. Klyd, wach auf! Oh, um Gottes Willen, wach auf!“
    Valleroy konnte später nicht mehr sagen, wie lange diese Nervenzerreißprobe dauerte. Langsam verstummten die Schreie des Kanals. Sein Schlagen beruhigte sich, bis nur mehr ein gelegentliches Schmerzstöhnen die Hütte erfüllte. Valleroy ließ von seinem Griff ab und sprang außer Reichweite zurück, wobei er inbrünstig betete, daß er Klyd nicht verletzt hatte.
    Gleich darauf öffneten sich Klyds Augen, konzentriert und bei Verstand. Er versteifte sich, blieb bewegungslos liegen. Dann stieß er einen unregelmäßigen Seufzer hervor und entspannte sich auf dem Stroh-Bettzeug, von einer unsagbaren Erschöpfung schlaff. „Du idiotischer Gen! Weißt du nichts Besseres zu tun, als einen bewußtlosen Sime zu bewegen!“
    Für Valleroy war das wie ein Schlag ins Gesicht. „Warum sagst du undankbarer …“ Er würgte an offener Entrüstung. Jeder Gedanke an das Wohlergehen des Kanals wurde von zunehmender Wut verbannt.
    Klyd zuckte unter der heftigen Empfindungswoge zusammen, als sei er

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