Das Haus Zeor
hörte das dumpfe Knacken brechender Rückenwirbel, das die Bestie tötete. Aber der Körper der Katze hatte genügend Schwung, um Klyd mehrere Schritte zurückzuwerfen. Er verlor den Halt, fiel nach hinten und die Katze auf ihn. Noch im Todeskrampf harkte die Katze ihre Krallen über Klyds Körper, und ihre Hinterläufe stemmten sich gegen seine Oberschenkel und rissen tiefe Wunden. Valleroy hörte einen dumpfen Schlag, als Klyds Kopf auf etwas Hartes traf!
Noch bevor die beiden schlaffen Gestalten aufgehört hatten, sich zu bewegen, war Valleroy an der Seite des Kanals. Er legte all seine restliche Kraft in das Ziel, den pelzigen Körper beiseite zu stemmen. Während er kaum zu atmen wagte, inspizierte er jene kostbaren seitlichen Tentakel. Er schluchzte ein Dankesgebet. Die einzigen Wunden klafften an Oberarmen und Oberschenkeln. Es waren tiefe, blutige Risse, aber wenn man die simelische Immunität gegen die meisten Infektionen in Betracht zog, sollten sie eigentlich keinen allzu großen Anlaß zur Sorge bieten.
Die Kopfverletzung war ein anderes Problem. Valleroy war kein Arzt, aber er wußte genug, um besorgt zu sein. Er hatte keine Vorstellung davon, was eine Gehirnerschütterung dem Nervensystem des Kanals anhaben konnte.
Mit zitternden Fingern riß er Streifen von seinem Hemd ab und verband die Wunden fest. Ein Sime konnte Bluten durch Willenskraft kontrollieren, aber dieser Sime war vollkommen bewußtlos. Die Nacht war nahe. Sie brauchten einen warmen Unterschlupf.
Entschlossen beendete er seine erste Hilfe und stand auf. Er hatte den Körper der Katze weit genug bergabwärts geschleppt, so daß die Aasfresser Klyd nicht belästigen würden. Jetzt mußte er einen Unterschlupf finden.
Valleroy mühte sich auf den Paß zu, der ihr Ziel gewesen war. Er lag auf dem Nordhang der Gebirgskette, dem tiefsten Teil des Nachmittagsschattens. Er wagte nicht, auf der Suche nach einem Unterschlupf zu weit zu gehen. Irgendwie würde er Klyds bewußtlosen Körper transportieren müssen. Und er war schon zu schwach, sich selbst dorthin zu schleppen! Ein schlimmer Sturz konnte für sie beide den Tod bedeuten … Es war ein weiter Weg bis nach unten.
Als Valleroy anhielt, um wieder zu Atem zu kommen, suchte er den östlichen Teil des Berghanges ab. Wenn es schon keine Höhle gab, so mußte doch zumindest eine Art Vertiefung oder Nische in der Nähe sein. Dann sah er es!
Keine halbe Minute von ihnen entfernt und nur ein paar hundert Meter den Hang hinauf – eng zwischen die Felsblöcke geschmiegt und von einem Schirm aus Immergrün und Gestrüpp fast vor jeder Sicht verborgen – war die gleichmäßige Form eines Gebäudes in der Abenddämmerung gerade noch zu erkennen.
Valleroy merkte sich die Stelle sorgfältig und kletterte zurück, um den Kanal zu holen. Dadurch, daß er die Tragbündel liegenließ, schaffte er es, sich mit seiner über die Schultern gehängten Last aufzurichten. Klyd war ein großer Mann, jedoch hager gebaut. Er war nicht so schwer, wie er aussah. Aber dies war auch alles, was Valleroys Vorhaben begünstigte, diesen Aufstieg über den steilen Hang zu schaffen.
Er orientierte sich, beschränkte seine Gedanken auf den Schritt, den er als nächsten zu machen hatte, und trieb sich durch pure Entschlossenheit an. Noch bevor er hundert Meter zurückgelegt hatte, wurde sein linker Knöchel von Schmerz durchzuckt, und sein rechter Oberschenkel zitterte unkontrollierbar. Er verlagerte seine Last, knirschte mit den Zähnen und ging weiter, sich des Schweißes nicht bewußt, der im eiskalten Wind auf seinem Gesicht stand. Er wußte, daß es schlecht war, das Opfer einer Gehirnerschütterung zu transportieren, aber er wußte auch, daß ein durch den Schock niedriger Blutdruck tödlich sein konnte, wenn der Patient nicht warm gehalten wurde.
Was er über den Transport eines bewußtlosen Simes nicht wußte, das kümmerte ihn nicht – noch nicht.
Ein Schritt. Dann noch einer. Und ein weiterer. Die eiskalte Luft in die ausgetrocknete Kehle hineinkeuchen. Noch ein zitternder Schritt. Und noch einer. Und ein anderer. Er war allein auf diesem Berghang. Wenn sie überleben sollten, mußte es durch seine eigenen Bemühungen sein. Ohne Hilfe.
Er richtete seine Gedanken auf Zeor. Ein Gefährte war für das Wohlergehen eines Kanals verantwortlich. Zeor war ein Haushalt mit Stolz, und er war ein Gefährte Zeors – wenigstens soweit es die Außenwelt betraf. Und er hatte Großvater versprochen, daß er auf Klyd
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