Das Haus Zeor
körperlich angegriffen. „Naztehr …“
„Nenn mich nicht ‚Naztehr’, du Flüchtling aus einem Monsterzirkus! Wenn du nicht …“
„Still!“ Klyd sagte dieses einzige Wort leise, aber es enthielt das gesamte Gewicht ungefragter Autorität, das seit Generationen auf der Farris-Familie ruhte. „Das ist besser. Ich entschuldige mich. Egal wie intelligent ein Mensch sein mag, er könnte die Auswirkungen der Bewegung eines bewußtlosen Simes niemals folgern. Jetzt, wo du sie erlebt hast, wirst du diesen Fehler nie wieder machen.“
Ein wenig besänftigt, beruhigte sich Valleroy genug, um Klyds Standpunkt zu verstehen. Es war eine ziemlich grauenhafte Erfahrung gewesen. Wenn sie allein dadurch verursacht worden war, daß er ihn bewegt hatte, so stand Klyd jedes Recht … „Es tut mir leid, Sectuib, wenn ich falsch gehandelt habe. Aber wenn du dich das nächste Mal mit einer Wildkatze anlegst, dann bringst du mir freundlicherweise erst die Grundbegriffe der Ersten Hilfe für Simes bei, bevor du es dir erlaubst, verletzt zu werden. Ich habe geglaubt, ich rette dir das Leben, wenn ich dich hier herein schaffe, wo es warm ist. Eine Gehirnerschütterung und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt sorgen zumindest bei Gens nicht gerade für blühende Gesundheit.“
Valleroy hatte versucht, höflich zu sprechen, aber es kam streitlustig, sarkastisch heraus. Klyd jedoch schien es zu verstehen, wie es gemeint war. „Ich würde lieber erfrieren, als die psychoräumliche Desorientierung durchmachen müssen. Ich werde monatelang Alpträume haben!“
„Psycho … was?“
„Wir haben einen Sinn, der beim Gen fehlt. Er ist für gewöhnlich nicht aufdringlich, aber wenn er durcheinandergebracht wird …“ Er fröstelte. „Wir wissen immer genau, wo wir sind. Er scheint mit einer fundamentalen Einzigartigkeit mit jedem Punkt des Universums in Zusammenhang zu stehen. Auch jetzt, in diesem Moment, bin ich mir meines Standortes auf der Erde exakt bewußt. Ich bin mir der Drehung des Planeten um seine Achse bewußt. Ich bin mir der Bewegung um die Sonne bewußt. Ich kann sogar vage die Bewegung der Sonne um die Galaxis spüren. Ich vermute, es muß ein unterschwelliges Bewußtsein der Bewegung der Galaxis durch den Raum geben. Aber wenn ich bewußtlos bin, dann bin ich mir meiner eigenen Bewegung in bezug auf die Erdoberfläche nicht mehr bewußt. Wenn das Bewußtsein zurückkehrt, ist der bewußte Verstand überzeugt, daß die alte Position die richtige war, doch der unbewußte Verstand spürt die neue Position. Die Verwirrung ist … entsetzlich!“
„Es tut mir leid. Ich schätze, ein Gefährte würde alles darüber wissen.“
Klyd stimmte mit einem müden Blinzeln zu. „Und es gibt Möglichkeiten, das Erwachen wenn nötig zu erleichtern.“ Er massierte seine Unterarme. „Erinnere mich daran, dich diesen Trick zu lehren, nachdem du dich qualifiziert hast.“
Valleroy runzelte die Stirn. „Du hast die Not.“
„Noch nicht ganz. Aber …“
„Aber was?“
Er betastete die tiefen Wunden an seinen Oberarmen und Oberschenkeln. „Die hier zu heilen, hat mich einiges an Selyn gekostet, dazu kommt noch der Aufwand, mich zwei Tage lang funktionstüchtig zu erhalten. Und Desorientierung ist … ebenfalls teuer.“
„Du meinst, du bist gefährlich feldschwach und hast die Not trotzdem nicht? Ist das nicht paradox?“
„Kanäle sind anders, Hugh. Der Not-Zyklus hat für einen Kanal anscheinend wenig mit den verfügbaren Selyn-Reserven zu tun. Es ist fast so, als wäre die Not ein verkümmertes Überbleibsel der reinen Sime-Mutation. Ich könnte feldstark sein und vor Not rasend werden. Oder ich könnte dem Tod durch Auszehrung nahe sein und nicht halb so viele Qualen wie der gewöhnliche Sime bei der Abtrennung erleiden. Im Moment muß ich Selyn aufnehmen, um meine Stoff Wechselfunktionen aufrechtzuerhalten. Ich brauche den Transfer nicht unbedingt. Ich kann über eine fundamentale innere Parallelschaltung erreichen, daß …“
„Mein Simelisch ist nicht gut genug, ich kann dir nicht folgen. Kannst du es mir auf Englisch erklären?“
„Nein. Englisch hat kein Vokabular, mit dem Sime-Erfahrungen erörtert werden können. Aber was ich wissen muß, ist in beiden Sprachen dasselbe. Wirst du mir helfen?“
Valleroy konnte nicht antworten. Gestern nacht war er bereit gewesen, sein Leben für diesen Mann zu geben. Keine zwei Minuten nach dem Erwachen, sicher und warm, hatte sich der Patient gegen ihn gewandt. Oh, er
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