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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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Gedanken, tierisches Gewebe zu essen, so abgestoßen sein, daß er höchstwahrscheinlich einfach allein weitergehen würde.
    Denrau war jetzt das Ziel des Kanals, und an diesem sechsundzwanzigsten Tag seit seinem letzten Transfer war Klyd nicht in der Stimmung, aus welchem Grund auch immer, anzuhalten. Valleroy verstand das gut genug. Er beschwerte sich nicht einmal, als sie die andere Seite des Tales erreichten und Klyd ohne nachlassendes Tempo bergauf marschierte.
    Stumm versuchte Valleroy, dem Weg zu folgen, den der Kanal zwischen dem Gewirr von Felsblöcken wählte. Er konnte sehen, daß sie sich auf einen tiefen Einschnitt in der Bergkette zubewegten, der eine Art Paß zu sein schien. Wenn sich das Wetter hielt, konnten sie den Kamm noch vor Einbruch der Nacht erreichen. Er begann, nach vielversprechend wirkenden Höhlengebieten Ausschau zu halten, hatte aber noch keine Höhle gefunden, als er bemerkte, daß Klyd außer Sichtweite war.
    Valleroy konzentrierte sich auf sein Klettern und bemühte sich, den größer werdenden Vorsprung des Kanals zu verringern. Gelegentlich erblickte er den Sime, immer weiter voraus, wie er den trügerischen Hang mühelos hinaufhastete und offenbar keine Konzessionen an Valleroys langsameres Tempo machte. Valleroy fragte sich beinahe, ob er verlassen worden sei, und suchte sich seinen eigenen Weg auf den Spalt in dem gebirgigen Kamm zu.
    Dann verwandelte sich sein Selbstmitleid in Wut, und er steigerte sein Tempo rücksichtslos. Von der Anhöhe dieses Kammes erwartete er, den Hanrahan-Paß sowie den Fluß sehen zu können. Bis morgen mittag konnte er im Gen-Territorium und in Sicherheit sein, falls Klyd beschlossen hatte, nicht auf ihn zu warten. Schließlich hatte er dies selbst vorgeschlagen, und es sah noch immer wie ein vernünftiger Plan aus.
    Somit tief in Gedanken versunken, bemerkte Valleroy den geschmeidigen Schatten nicht, der den Umriß eines hoch aufragenden Felsblocks aufweichte. Als er darunter vorbeikam, löste sich der Schatten und stürzte mit einem blutrünstigen, raubtierhaften Schrei herab.
    Valleroy zuckte herum, erblickte flüchtig aufklaffende, nadelspitze Fangzähne, Katzenkrallen und eine nasse, rote Zunge. Der stinkende Atem des Tieres füllte seine Nasenlöcher. Er stieß die Hände vor, wollte versuchen, den Angriff abzuwehren. Scharfe Krallen zerfetzten seine Jacke. Er schleuderte das Tier zurück. Hart landete es auf ein paar schar kantigen Steinen. Es war einen Augenblick lang benommen, gab jedoch nicht auf.
    Valleroy verfluchte die Zeor-Regel, nach der rechtskräftige Mitglieder unbewaffnet zu reisen hatten. Stolz war schön und gut, aber es gab Grenzen. Valleroy umkreiste die geduckte Katze und hob einen faustgroßen Stein vom Boden auf. Es würde ein guter Wurf sein müssen. Eine weitere Chance würde er nicht bekommen. Aber als er das Wurfgeschoß hochhob, fühlte er seinen Arm unkontrollierbar zittern. Die Erschöpfung von gestern addierte sich mit den Anstrengungen von heute. Valleroy knirschte mit den Zähnen und zog sich weiterhin in einem leichten Halbkreis bergauf zurück. Wenn er nach hinten fiel, wollte er nicht bis ganz nach unten rollen. Der Sturz könnte ihn vielleicht nicht ganz töten.
    Er sah, wie sich die Katze zum Sprung fertigmachte. Die geschmeidigen Muskeln zeichneten sich unter dem gelbbraunen Fell deutlich ab. Valleroy stemmte den Fuß gegen festes Gestein und schleuderte seine Waffe mit all seiner Kraft.
    Aber in diesem Augenblick stieß sich die Katze ab und flog durch die Luft! Das Geschoß verfehlte sie, zischte ins Leere. Valleroy fing die Wucht des Raubtiergewichts mit den Armen ab, ohne auf die scharfen Krallen zu achten. Einen Moment lang hatte er den Hals der Katze im Griff, aber seine Hände rutschten ab. Die Katze wand sich frei und ließ Valleroy hilflos auf der Schräge des Berghanges ausgestreckt zurück. Er rechnete jede Sekunde damit, daß sich diese triefenden Kieferbacken um seine Kehle schließen würden!
    Aber das geschah nicht. Keuchend rollte Valleroy herum. Er zog die Füße unter sich und schaute bergauf. Dort, gegen den Spätnachmittagshimmel abgezeichnet, stand Klyd.
    Als die Katze seine Anwesenheit zu spüren schien, schleuderte er einen faustgroßen Stein nach dem Schädel des Tieres. Der Stein streifte den Schädel und schlug zwischen den Ohren eine klaffende Wunde. Die Katze kreischte vor Wut und sprang den Sime an!
    Valleroy sah Finger und Tentakel sich fest um den Hals der Katze krümmen. Er

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