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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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beobachtet, was unten im Tal vor sich geht.“
    „Ich sehe niemanden.“ Die Sonne stand in einem südlichen Mittagswinkel, der die Felsen gegen den hellblauen Himmel schwarz ätzte.
    „Ich kann auch kaum das ausmachen, was sein Hinterkopf zu sein scheint“, sagte Klyd. „Er ist genau in der Mitte des Selyn-Feldes. Der emotionellen Nager nach schätze ich, daß er einen Kampf beobachtet, sich jedoch sicher und ein wenig enttäuscht fühlt. Ich muß näher an ihn herankommen, damit ich sehe, ob er eine Runzi-Uniform trägt. Wenn er kein Haushalter ist, dann ist er eine Gefahr für uns.“
    „Gehen wir.“ Wieder einmal verspürte Valleroy den Wunsch nach einer anständigen Waffe – wenn schon kein Gewehr, so wenigstens einen einschüssigen, selbstgefertigten Vorderlader! Aber er hatte nicht einmal ein Messer. Er kletterte zu dem Plateau hinauf, das ihm Klyd gezeigt hatte.
    Noch bevor er zehn Meter gegangen war, verlor er seinen Partner aus dem Auge. Der Kanal erwies sich trotz seiner Wunden als erstaunlich beweglich. Valleroy fragte sich, ob er steigerte. Das war ein Kunstgriff, den er während der letzten paar Wochen zu neiden gelernt hatte. Durch die Steigerung der Selyn-Verzehrrate konnte jeder Sime Meisterleistungen in Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer vollbringen, die menschliche Grenzen übertrafen. Aber er fragte sich, ob Klyd es sich leisten konnte.
    Valleroy kletterte über einen letzten Haufen Felsbrocken hinauf und wand sich zwischen den windgeformten Rundungen des Vorsprungs in Position. Wenn er gegen die Sonne blinzelte, konnte er gerade noch ein Profil entdecken … Kopf und Schultern einer geduckten Gestalt, die Hände über die Augen gelegt, die in das ferne Tal hinunterstarrte.
    Als eine Wolke vor die Sonne trieb und den grellen Glanz milderte, sah Valleroy kurz die Farbe. Helles Rot. Die Runzi-Uniform war von genau diesem Rot. Valleroy war gespannt, was Klyd tun würde.
    Er brauchte nicht lange zu warten. Als spüre der ferne Menschenjäger, daß ihn jemand beobachtete, drehte er sich zu Valleroys Standort herum und glitt dann hinter einen zerzausten Busch in Deckung. Aber das ließ seine Flanke für Klyd ungeschützt, und der Kanal war im Nutzen dieses Vorteils beileibe nicht langsam.
    Mit der Schnelligkeit eines angreifenden Pumas schoß Klyd aus dem Nichts hervor und warf sich auf den arglosen Sime. In der Sekunde vor dem Aufprall fuhr das Opfer wie durch Valleroys ferne Reaktion alarmiert herum. Dann rollten die beiden kämpfenden Simes nach unten außer Sicht Valleroys.
    Leichtsinnig kletterte Valleroy von seiner Felszinne herunter. Er sprang von einem Felsbrocken zum nächsten und näherte sich dem Ort des Kampfes. Lockeres Gestein regnete hinter ihm den Hang hinunter, aber sein Halt blieb fest. Er kam gerade rechtzeitig genug an, um zu sehen, wie Klyd geschmeidig zur Seite wich und einer Stilett-Attacke entging. Klyd erledigte seinen Gegner mit einem genickbrechenden Handkantenschlag.
    Der Körper des Menschenjägers, tot mitten in der Bewegung, krachte schlaff auf den Boden, zuckte ein paarmal und lag still. Valleroy beobachtete, wie die Spannung aus der Haltung des Kanals wich und ihn mit hängenden Schultern und offenbar erschöpft zurückließ. Jetzt war Valleroy sicher, daß Klyd stark gesteigert hatte.
    Darauf bedacht, daß er von jenen im nächsten Tal nicht gesehen werden konnte, wählte der Gen seinen Weg zu den beiden Simes hinunter. „Klyd … ist er …“
    „Tot? Ja.“
    „Runzi?“
    „Zweifellos. Er hat eine zehngradige Steigerung gegen mich angewandt. Kennst du irgend jemanden außer einem Runzi, der sich das leisten könnte?“
    „Ich kann eine zehngradige Steigerung nicht einmal von einer Selur Nager unterscheiden. Aber mußtest du ihn töten? Vielleicht hat er nur etwas über Aisha gewußt.“
    Ungehalten fuhr Klyd den Gen an. „Hugh, weißt du, was er mit mir gemacht hätte?“ Er bückte sich und nahm das lange Stilett auf, das in seiner Hand bösartig glänzte. „Heute ist der dreizehnte Tag in der Todeszählung von Feleho Ambrov Zeor. Und die erste Rate seines Todespreises ist vom Sectuib des Haushalts Zeor bezahlt worden.“
    Valleroy senkte den Kopf. Die eisige Beherrschung in Klyds Stimme war leidenschaftlicher, als dies jede Wildheit hätte sein können. „Für Zeor, auf ewig. Möge die nächste Rate von meiner Hand bezahlt werden.“ Er hob den Blick. Er wußte nicht, in welcher Form genau ihm diese Bitte gewährt werden würde. Hätte er es gewußt, so

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